Strategische… was jetzt? Hinter dem Ausdruck „Strategische Inkompetenz“ verbirgt sich ein Verhalten, das vielen vermutlich längst bekannt ist: Der oder die Partner*in stellt sich absichtlich dumm, um sich so vor einer unangenehmen Aufgabe zu drücken.
Kommen dir Sätze wie „Kannst du die Wäsche machen? Ich weiß nicht, welches Waschmittel das richtige ist“ oder „Kannst du das Kind anziehen? Du bist da viel besser drin“ bekannt vor? Weil du keine Lust auf eine Diskussion hast, kommt dir ein Seufzen und ein „Na gut, ich mach es eben selbst“ über die Lippen. Doch das macht die Situation auf Dauer nicht besser.
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Strategische Inkompetenz – was ist das überhaupt?
Das Phänomen, sich vor einer unangenehmen Aufgabe zu drücken, in dem man so tut, als könne man sie nicht oder nur schlecht erledigen, nennt man Strategische Inkompetenz. Das Ziel ist im Endeffekt, etwas so schlecht zu machen oder sich unwissend zu stellen, bis man nicht mehr danach gefragt wird.
Viele können sich vielleicht darin wiederfinden. Statt den Partner um etwas zu bitten, erledigt man es lieber selbst.
Zum ersten Mal verwendet wurde der Begriff „weaponized incompetence“ 2007 in einem Artikel des Wall Street Journals – doch auch wenn der Artikel schon was älter ist, ist das Phänomen an sich brandaktuell.
„Du kannst das viel besser als ich“ – Wenn strategische Inkompetenz zum Problem wird
Auf TikTok gibt es ein virales Video, in dem eine Frau ihrem Mann eine Einkaufsliste schreibt – wobei Schreiben es nicht ganz trifft. Sie hat von jedem Produkt und Lebensmittel ein Foto ausgedruckt und ihrem Mann auf ein Blatt Papier geklebt. Damit er auch wirklich die richtigen Sachen besorgt.
Während in den Kommentaren manche darüber schmunzeln müssen, dass der Mann es anscheinend nur mit dieser sehr detaillierten Anleitung hinbekommt, einzukaufen, finden andere das Verhalten gar nicht lustig. Denn durch die viele zusätzliche Zeit und Arbeit, die die Frau in die Liste gesteckt hat, ist die Hilfe des Mannes im Grunde alles andere als hilfreich. Frustration ist vorprogrammiert.
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Windeln wechseln, die Spülmaschine anmachen, den Großeltern eine Geburtstagskarte kaufen, die Kinder zur Schule bringen, daran denken, ihnen Mittagessen zu kochen und nebenbei noch den Müll rausbringen…
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von 2019, erledigen Frauen noch immer die meiste Haushaltsarbeit. Wenn sich diese ansammelt und nur an einer Person hängenbleibt, führt das unweigerlich zu Stress. Und das kann wiederum zu Spannungen in der Beziehung führen.
Wie du dich gegen strategische Inkompetenz wehren kannst
In einer Beziehung muss nicht jeder alles können. Es ist ganz normal, Stärken und Schwächen zu haben, etwas mal gerne oder nicht so gerne erledigen zu wollen.
Bei strategischer Inkompetenz gibt sich die Person jedoch nicht mal Mühe, die Sache, die er oder sie angeblich nicht weiß, zu lernen. Ganz im Gegenteil. Sie nutzt es aus, dass es mehr Zeit kostet, etwas zu erklären. Oder stellt sich bei der Erledigung so schlecht an, dass die andere Person beim nächsten Mal nicht mehr fragt. Erfolgreiches Vermasseln also.
Dass so ein Verhalten ein echter Beziehungskiller sein kann, sollte niemanden überraschen. Hier gibt’s ein paar Tipps, wie du dagegen vorgehen kannst.
#1 Offene Kommunikation
Niemand möchte die Rolle des Nörglers zugewiesen bekommen. Deshalb spart man sich oft die Diskussion um lästige Themen wie Haushalt und Co. Wenn sich jedoch etwas ändern soll, musst du offen erklären, wie du dich fühlst, und dass es so nicht weitergehen kann.
Wichtig dabei: Es sollten keine Schuldzuweisungen sein. Bleib bei dir. Wie fühlst du dich? Was macht die Situation mit dir?
#2 Aufgaben notieren
Erstelle eine Liste von all den Sachen, die du regelmäßig erledigst und von den Aufgaben, die dein*e Partner*in übernimmt. Zu sehen, was dabei alles zusammenkommt, öffnet deinem Partner oder deiner Partnerin vielleicht die Augen.
#3 Zuständigkeiten neu verteilen
Geht gemeinsam die Listen durch und verteilt die alltäglichen Aufgaben neu. Ganz wichtig dabei: Du solltest deine*n Partner*in danach nicht mehr an ihre oder seine Aufgaben erinnern müssen. Das wäre nämlich bloß ein weiterer Job auf deiner Liste.
Tipp: Nehmt euch einen Nachmittag gemeinsam Zeit, um jeden Punkt durchzugehen, vielleicht sogar tägliche Erinnerungen auf seinem oder ihrem Handy einzustellen. Klärt außerdem offene Fragen, damit Ausreden der Vergangenheit angehören.
#4 Regelmäßiger Austausch
Setzt euch regelmäßig zusammen und besprecht, was gut oder schlecht lief. Vielleicht hat manches am Anfang super geklappt und wurde dann wieder schleifen gelassen. Bleibt weiterhin offen und ehrlich miteinander.
Eine offene Kommunikation mit deinem Partner oder deiner Partnerin ist der Schlüssel zu mehr Teamarbeit im Alltag. Schließlich sollte keine Beziehung eine Einbahnstraße sein.