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Torschlusspanik: Das steckt hinter der unterschätzten Angst

Frau klingelt an einer Tür
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Vorab im Video: Partnersuche ab 40 - So klappt's mit der neuen Liebe

Jeder von uns hat sicherlich schon einmal den Begriff „Torschlusspanik“ gehört. Doch was steckt dahinter & was kann man dagegen tun?

Inhaltsverzeichnis

Hinter dem Begriff Torschlusspanik versteckt sich die Angst, etwas Entscheidendes zu versäumen. Heute wird das Phänomen in der Regel auf Beziehungen und Partnerschaften bezogen. Aber was genau steckt hinter dem Begriff? Warum haben wir Torschlusspanik? Zumal der Begriff oft negativ verwendet wird.

Woher kommt der Begriff „Torschlusspanik“ ursprünglich?

Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Mittelalter, und hat wirklich etwas mit verschlossenen Toren zu tun. Denn wenn bei Anbruch der Dunkelheit die Stadttore geschlossen wurden, um die Stadtbevölkerung zu schützen, musste man sich sputen. Wer nicht rechtzeitig zurück in der Stadt war, musste vor den Toren ausharren.  

Torschlusspanik & Partnerschaft bedeutet mehr, als nur allein sein

Heute schließen sich andere Tore. So verwenden wir den Begriff Torschlusspanik in der Regel im Bereich der Beziehungen und der Partnersuche. Hier bezeichnet er die Angst, keinen passende*n Partner*in mehr zu bekommen.

Diese Angst kann jeder haben – sowohl Männer als auch Frauen. Aber natürlich hat nicht automatisch jeder Single Torschlusspanik. Es geht nicht um das Alleinsein an sich, manchem Menschen können das sehr gut, sondern um Lebensabschnitte, Wünsche und Ziele.

Natürlich sieht das Singleleben von 20-Jährigen anders aus, als das von jemandem mit 40, 45 oder älter. Es ist für viele Singles unbeschwerter. Man hat noch viel Zeit, kann sich noch ausprobieren und später binden – wenn man das möchte. Doch irgendwann wird das anders.

Natürlich gibt es auch viele Menschen, die sich schon mit Anfang 20 eine Familie wünschen und es furchtbar fänden, solo zu sein. Dennoch hat das Ganze in fortgeschrittenem Alter eine völlig andere Dimension. Denn hier geht es nicht darum, dass etwas nicht zum gewünschten Zeitpunkt passiert, sondern dass es womöglich gar nicht mehr passiert.

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Torschlusspanik und die biologische Uhr

Die Rede ist von der biologischen Uhr. Ist man mit Ende 30 oder Anfang 40 plötzlich solo, dann ist das für Frauen anders als für Männer. Denn ab einem gewissen Alter lässt die Fruchtbarkeit eben nach und wer einen Kinderwunsch hat, der kommt hier schon mal ins Grübeln. Fakt ist: Die Uhr tickt leider unerbittlich und irgendwann können wir Frauen eben keine eigenen Kinder mehr bekommen.

Was also, wenn man mit 35 mit einem Partner oder einer Partnerin zusammen ist, der*die keine Kinder möchte oder die Beziehung mit Ende 30 in die Brüche geht? Zum Schmerz über die Trennung kommt dann die Angst, dass man seine Lebenspläne vielleicht nicht mehr wie erhofft umsetzen kann.

Und auch wer Single ist, muss sich fragen: Wenn ich mich noch mal verliebe, wie schnell werde ich sagen können, dass es etwas Festes ist und wir den Schritt wagen, für mehr? Und sind nicht alle guten (familientauglichen) Partner*innen längst vergeben? Man muss kein Pessimist sein, um hier seine Bedenken zu haben.

Natürlich können auch Männer unter Torschlusspanik leiden. Auch sie können schließlich Pläne für ihr Leben haben, die sich nicht wie gewünscht verwirklichen lassen. Dennoch haben sie einen entscheidenden Vorteil: Sie könnten auch noch mit 50 oder 60 und mehr Jahren ein Kind zeugen.

Auch wenn das von der Qualität der Spermien vielleicht nicht immer die beste Idee ist: Diese Tatsache schenkt den Männern schon deutlich mehr Zeit, bei der Suche nach der richtigen Partnerin. Und das ist durchaus unfair von Mutter Natur.

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Die Nerven bewahren trotz Torschlusspanik – nur wie?

Ich kenne Frauen, die sich mit Mitte 30 von ihrem Partner getrennt haben, genau aus diesem Grund. Weil sie gemerkt haben, dass sie mit ihm keine Familie gründen können. Sei es, dass er gar keinen Kinderwunsch hatte oder sich als nicht familientauglich herausgestellt hat. Und wohlgemerkt: Sie haben sich getrennt, OBWOHL sie ihn noch geliebt haben.

Das klingt zunächst einmal sehr nach einer kühlen Kopfentscheidung. Aber wer sich in seinem Leben zum Ziel gesetzt hat, Kinder zu bekommen, der wird dafür alles tun. Es gibt kaum eine Entscheidung im Leben, die für diese Person dann wichtiger ist.

Das Wort Torschlusspanik wird aber sehr oft negativ verwendet, z.B. für Menschen, denen man unterstellt, dass sie wahllos in ihrer Partner*innenwahl sind und jede*n nehmen. Das ist zum einen unfair und übergriffig der Person gegenüber.

Denn wenn wir den Begriff Torschlusspanik aus den Augen einer Frau sehen, die noch gerne Kinder hätte, aber langsam auf die 40 oder 45 zugeht, dann hat er eben eine ganz andere Dimension.

Die Frage ist: Was ist die Alternative, wenn der Partner oder die Partnerin keine Kinder möchte? Kann man sich arrangieren? Dem Anderen zugestehen, dass man auf Kinder verzichtet? Es darauf ankommen lassen, ob er es sich noch mal anders überlegt? Ihn überrumpeln und einfach die Verhütung weglassen? Das sind sicher keine fairen Alternativen, auch wenn man sich sehnlichst ein Kind wünscht.

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Die Prioritäten sind entscheidend

Letztlich muss man für sich die Prioritäten festlegen. Ich habe Freundinnen, die sich für ein Kind an erster Stelle entschieden haben. Die Beziehung stand bei dieser Entscheidung nicht im Vordergrund, sondern der Kinderwunsch.

Torschlusspanik bei Frauen ist also kein Thema für witzige oder abfällige Bemerkungen. Dafür ist es zu ernst. Der Kinderwunsch steht für viele Frauen an erster Stelle. Und das ist okay so, ebenso wie es okay ist, wenn Frauen sich gegen Kinder entscheiden. Niemand sollte dafür verurteilt werden, was er mit seinem Leben machen möchte. Die Entscheidung, was man tut, bevor die Tore geschlossen werden, muss jeder letztlich für sich allein treffen.