Trennungsschmerzen sind übel. Das wissen sicher die meisten Menschen, die das Ganze schon mal durchmachen mussten. Da ist es unverzichtbar, sich Rat und Tipps zu holen, die gegen das riesig erscheinende Monster Liebeskummer helfen.
Wir haben deshalb den Experten gefragt, was in dieser Phase des Schmerzes hilft, damit es schnell wieder aufwärts geht.
Unser Experte ist Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Buchautor, der sich seit 40 Jahren intensiv mit dem Thema Liebe, Beziehung und Trennungen beschäftigt und in seiner Arbeit vielen Patient*innen geholfen hat.
Hier kommen seine Experten-Tipps, um Trennungsschmerzen zu überwinden:
Tipp 1: Kein Kontakt, um Trennungsschmerzen zu lindern
Frisch getrennt hat man das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen. „Innerlich ist der Partner bzw. die Partnerin in dieser Phase noch extrem präsent. Man muss ständig an ihn bzw. sie denken, alles erinnert an ihn*sie. Und wenn man sich sieht, bricht der Schmerz immer wieder neu auf“, sagt Psychologe Wolfgang Krüger.
Deshalb gilt: „In dieser ersten Phase sollte ein absolutes Kontaktverbot herrschen! Man muss sich klarmachen: Jedes Gespräch, jede Berührung, jedes Treffen verlängert die Trennungsphase und somit den Trennungsschmerz.“
Kontaktverbot heißt auch: Trotz üblem Trennungsschmerzen sind Racheaktionen tabu. „Wir schaden uns damit nur selbst, weil wir uns innerlich ständig mit dem Partner bzw. der Partnerin auseinandersetzen. Auch das verlängert die Leidensphase.“
Hat man gemeinsame Kinder, kommt eine totale Kontaktsperre natürlich nicht infrage. Hier gibt es zwei Grundsätze, so der Experte: „Streitigkeiten dürfen nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.
Niemals sollte man vor den Kindern schlecht über den anderen reden. Und: Man sollte die Elternschaft und damit den Kontakt zum Ex oder zur Ex ganz nüchtern als gemeinsames Projekt sehen. Es geht hier um das Wohl der Kinder, um nichts anderes.“
Tipp 2: Die Unabhängigkeit wiederfinden
Früher war der*die Partner*in immer da, hat Alltag und Sorgen geteilt – erst nach einer Weile realisiert man, dass man nun tatsächlich alleine dasteht. „In vielen kleinen Situationen wird uns jetzt erst die Verflechtung in der bisherigen Beziehung deutlich.
Es dauert Monate, bis wir unabhängig vom Partner oder der Partnerin sind“, erklärt Wolfgang Krüger. Sein Rat: Man sollte das Leben aktiv mit neuen Inhalten füllen. „In dieser Phase sind Freunde, Familie und Kollegen extrem wichtig, um sich nach und nach wieder ein eigenständiges Leben aufzubauen.“
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Tipp 3: Neuorientierung, um Trennungsschmerz zu überwinden
Früher oder später sollten alle Gegenstände, die noch an den Partner oder die Partnerin erinnern, entsorgt werden. Denn die sorgen sonst immer neu für Trennungsschmerzen. Nur so kann man die Vergangenheit hinter sich lassen und sich neu orientieren. Schon bald wird man sehen: Der innere Dialog, den man ständig mit dem Ex-Lieblingsmenschen führt, findet seltener statt.
Und auch die Lebensfreude kehrt langsam zurück, wenn man die Nähe zu sich selbst wiedergefunden hat. Wolfgang Krüger erklärt: „Man muss aufhören, ständig zu grübeln, und stattdessen wieder mehr auf die innere Stimme hören. Nur so ist die wirkliche Neuorientierung möglich.“
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Tipp 4: Trauern und die Trennungsschmerzen zulassen
Verdrängung und Ablenkung helfen bei Trennungsschmerzen nur anfangs. Irgendwann muss die Trennung auch innerlich verarbeitet werden.
„Sonst ist es wie mit einer Wand, die man einfach nur überstreicht“, sagt der Experte. „Wer seine Trauer nicht wirklich verarbeitet hat, wird sich im weiteren Leben versuchen zu schützen, wird Single bleiben oder in der nächsten Beziehung erneut scheitern.“
Trauer bewältigen heißt: Innerlich verabschieden und sich klarmachen, welchen Verlust man erlitten hat, welche Hoffnungen man begraben muss, welche Fehler passiert sind. „Hier kommt man seinen seelischen Verletzungen sehr nahe und das ist natürlich schmerzlich. Deshalb ist die Trauerarbeit erst möglich, wenn es einem wieder einigermaßen gut geht.“
Tipp 5: Offen sein für Neues
„Wirklich beendet ist eine Beziehung erst dann, wenn eine neue Partnerschaft ins Leben tritt“, sagt Wolfgang Krüger. „Bis dahin besteht zwischen den Ex-Partner*innen immer noch eine Art Beziehung. Einer von beiden hofft in der Regel auf ein Comeback der Liebe.“
Ob man über seinen Ex-Partner oder Partnerin wirklich hinweg ist, kann man sich mit einer einfachen Frage beantworten: „Könnte ich diesen Menschen bei Liebesproblemen beraten, wenn er eine neue Beziehung beginnt und mir davon erzählen würde?“ Wird einem bei diesem Gedanken übel, dann ist man für eine neue Beziehung noch nicht bereit.
Ist man hingegen bereit für Neues, sollte man sich gut überlegen, was man sich von einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin wünscht und welche Hoffnungen damit verknüpft sind.
Wolfgang Krüger: „Wer so weit gekommen ist, hat den schlimmsten Trennungsschmerz überstanden und es geht aufwärts. Plötzlich ahnt man, dass es ein erfülltes Leben nach der Trennung gibt. Und das ist gut so.“
Trennungsschmerzen: Austausch im Forum hilft
Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann bei Trennungsschmerzen helfen. Man merkt plötzlich: Ich bin nicht allein. Andere fühlen das Gleiche. Dieses Wir-Gefühl hilft gegen das erdrückende Gefühl der Einsamkeit, die häufig mit einer Trennung einhergeht. In unserem gofeminin Forum findest du viele Beiträge zum Thema Trennungsschmerzen:
Trennungsschmerzen Forum:
- Beitrag: „Wie lange ist Trauer nach einer Trennung normal?“
- Beitrag „Trennungsschmerz“: Es tut so weh. War die Trennung richtig?
- Beitrag „An alle, die nicht loslassen konnten nach Trennung“
- Beitrag: „Gefühle nach Trennung???“
Auch das Hören von Podcasts kann dabei helfen, die Trennung und die damit verbundenen Schmerzen zu überwinden. Meine Empfehlung ist der Podcast „Paula – Lieben Lernen“.
Hostin Paula Lambert redet hier mit Gesprächspartner*innen über die Themen Liebe und (gescheiterte) Beziehungen und hilft damit ihren Gäst*innen und den Hörer*innen bei der Aufarbeitung von Trennungen.