Es soll Kinder geben, die noch bis ins Grundschulalter hinein widerstandslos Mittagsschlaf machen. Ich selbst hab nie dazugehört. Schon mit zwei, drei Jahren habe ich meine Bettnachbar*innen in der Schlafpause lieber unter- und bei Laune gehalten, sehr zum Leidwesen meiner Erzieherinnen.
Selbstverständlich hat das Karma zurückgeschlagen und auch meine Kinder schon früh keinen Mittagsschlaf mehr machen lassen. Dann aber zu meinem Leidwesen. Aber wie lange sollten Kinder eigentlich Mittagsschlaf machen und woran erkenne ich, dass mein Kind ihn auf jeden Fall noch braucht?
Schulstart: Wann sollten Erstklässler ins Bett?
Spoiler: Wird ein Kind schon im Verlauf des Nachmittags immer weinerlicher, ist das ein Indiz dafür, dass ihm eine Ruhepause fehlt.
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Wie lange brauchen Kinder Mittagsschlaf?
Je älter Kinder werden, umso weniger Schlaf brauchen sie (bis sie irgendwann in die Pubertät kommen und wieder mehr Schlaf brauchen – lies dazu auch: Wie viel müssen Teenager wirklich schlafen?).
Babys zwischen sechs und zwölf Monaten schlafen oft noch zweimal am Tag, einmal am Vormittag, einmal am Nachmittag. Viele schlafen dann zwischen 60 und 90 Minuten. Aber auch mehr bzw. weniger ist völlig in Ordnung, solange das Kind fit und munter wirkt.
Lesetipp: Laut Schlaftabelle: Wann sollten Kinder schlafen?
Auch in ihrem zweiten Lebensjahr sollten Kinder noch zweimal am Tag ein Nickerchen halten. Idealerweise zweimal 60 Minuten. Nach ihrem zweiten Geburtstag kann man von den zwei getrennten Schläfchen auf einen Mittagsschlaf umschwenken. Damit die Nacht nicht zu kurz wird, liegt die ideale Mittagsschlafdauer für zweijährige Kinder bei 60 – 90 Minuten.
Ab dem dritten Lebensjahr gehen die Mittagsschlafkurven bei Kindern stark auseinander. Wie das Portal kindergesundheit-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt, machen in diesem Alter nur etwa 50 % der Kinder noch einen Mittagsschlaf. Der Bedarf an einer Mittagspause ist dabei ganz individuell.
Woran erkenne ich, dass mein Kind noch Mittagsschlaf braucht?
Wer zu wenig schläft, das gilt für Kinder oft noch mehr als für Erwachsene, schläft abends schlechter ein und des Nachts schlechter durch. Oft denken wir Eltern (gerne jene, deren Kinder vor sechs Uhr morgens aufwachen), dass es eine gute Idee ist, auf den Mittagsschlaf zu verzichten oder das Kind abends später ins Bett zu bringen. Dann wird es irgendwann schon länger schlafen morgens. Funktioniert leider gar nicht, weiß ich aus Erfahrung zu berichten. Sondern schlägt stattdessen ins genaue Gegenteil um.
Bekommt ein Kind nämlich nicht seine benötigte Schlafdauer (mit drei Jahren liegt die bei durchschnittlichen 12,5 Stunden), bspw. weil der Mittagsschlaf wegfällt, überdreht es. Es ist dann schlichtweg überreizt. Ihm und seinem Gehirn fehlt die Pause, Dinge und Erlebtes zu verarbeiten. Das führt am Abend dann dazu, dass das Kind Schwierigkeiten beim Einschlafen hat und nachts des Öfteren aufwacht.
Lies dazu auch: Wie viel Schlaf braucht mein Kind? Die Schlaftabelle gibt Auskunft
Wirkt dein Kind am Abend also völlig aufgedreht, fängt es an, Blödsinn zu machen und hat noch mehr seinen eigenen Kopf als sonst, ist das ein Zeichen dafür, dass ihm eine Pause fehlt. Auch Kindern, die abends besonders häufig weinen, die gar keinen Frust mehr ertragen können und denen man nichts mehr recht machen kann, fehlt eine Pause.
Weitere Anzeichen dafür, dass deinem Kind die Mittagspause fehlt:
- es reibt sich häufig die Augen oder gähnt viel
- es spielt vermehrt an seinen Ohren herum
- es ist besonders ungeduldig
Soll ich mein Kind zum Mittagsschlaf zwingen?
Nur weil ein Kind Mittagsschlaf braucht, heißt das nicht, dass es diesen auch macht. Zwingen sollte man sein Kind dennoch niemals dazu. Stattdessen kann man Alternativen finden, die es dem Kind möglich machen, abzuschalten und ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Das kann sein, dass ihr euch gemeinsam mit eurem Kind ins Bett legt, ein Buch lest und danach noch 10 Minuten döst. Ihr könnt euch auch eine Hörgeschichte anmachen und dieser gemeinsam lauschen. Mit ein bisschen Glück schlafen auch Kinder noch dabei ein, die sonst keinen Mittagsschlaf mehr machen.
Älteren Kindern kann man eine Hörgeschichte in ihrem Zimmer anmachen. Dass sie sich dafür ins Bett legen, ist eher unwahrscheinlich. Man kann jedoch vereinbaren, dass es für die Dauer der Geschichte leise sein muss im Kinderzimmer.
Woran erkenne ich, dass mein Kind keinen Mittagsschlaf mehr braucht?
So wie zu wenig Schlaf die Nachtruhe eines Kindes stören kann, kann es auch zu viel Schlaf. Wenn ein Kind nachts problemlos durchschläft und äußert, dass es keinen Mittagsschlaf machen möchte, dann kann es tatsächlich an der Zeit sein, dass es keinen Mittagsschlaf mehr braucht.
Ein sehr gutes Indiz dafür, besser auf das Schläfchen am Tag zu verzichten, ist, wenn das Kind abends zur eigentlichen Schlafenszeit noch gar nicht müde ist. Probleme beim Einschlafen sind dann die Folge. Auch viel zu frühes Aufstehen kann die Folge von unnötigem Mittagsschlaf sein, wenn der Schlafbedarf bereits gedeckt ist.
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Am besten könnt ihr Eltern einschätzen, ob euer Kind noch Mittagsschlaf benötigt oder ob ihm eine Pause ausreicht. Die sollte man in jedem Fall in den Tagesablauf einplanen. Denn auch, wenn das Kind nicht mehr schlafen muss, braucht es eine Pause, in der es Energie für den Rest des Tages tanken kann. Und mal ehrlich, so eine ruhige Mittagspause tut auch uns Eltern gut.
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