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Monat der guten Taten: Alles, was du über den Ramadan wissen musst

Familie teilt sich während Ramadan das Brot neben anderen Gerichten 
© Getty Images

Wie viel weißt du über den Ramadan?

Der Ramadan wird von vielen Menschen auf der Welt begangen. Wir verraten dir die wichtigsten Fakten rund um den Fastenmonat.

Für etliche Muslime und Muslima beginnt im Frühjahr standesgemäß der Fastenmonat Ramadan. Doch was genau steckt eigentlich dahinter? Was wird gefastet und wie lange? Wir geben euch Antworten auf all eure Fragen rund um den muslimischen Fastenmonat.

Inhaltsverzeichnis

Wer von uns eher fern von Kirche und Glauben aufgewachsen ist, wird vermutlich nicht viel über den Ramadan wissen. Dabei schließen sich beinahe zwei Milliarden Menschen auf der Welt dem Fastenmonat an. Zeit also, etwas mehr über die Geschichte und den Zweck des Ramadans zu erfahren.

Was ist der Ramadan?

Der Ramadan bildet neben dem Pilgern nach Mekka, den täglichen Gebetszeiten, dem Glaubensbekenntnis zu Allah und dem Spenden, die fünfte Säule des Islam. Die Säulen stellen jeweils die Grundpflichten für jede*n Muslim*in dar. Festgehalten werden die Regeln dafür im Koran, dem heiligen Buch für Muslim*innen.

Der Beginn des Fastenmonats kann auf kein konkretes Datum festgelegt werden, sondern beruht auf dem islamischen Kalender und richtet sich nach dem Mond. Eingeleitet wird der Ramadan mit dem sogenannten Teravih-Gebet, welcher am Abend vor Beginn des ersten Fastentages gesprochen wird. Das Fest des Fastenbrechens, Eid al-Fitr, wird nach der ca. 30-tägigen Fastenzeit gefeiert und groß zelebriert. In Deutschland ist das Ende des Fastenbrechens auch unter dem „Zuckerfest“ bekannt.

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Was wird gefastet?

In der Fastenzeit wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeit verzichtet. Im Ramadan soll nur das Nötigste verwendet werden: Zigaretten, Sex und Co. sind tabu. Auch Streitereien, negative Gedanken und Lästerei sollen in dieser Zeit vermieden werden.

Mit einer finanziellen Abgabe, auch Zekat genannt, soll zudem das Vermögen gereinigt werden. Dazu wird 2,5 % des Vermögens an eine der acht Personen, die im Koran genannt werden, abgegeben. Da das heilige Buch besonders in dieser Zeit einen hohen Stellenwert hat, versuchen viele Muslim*innen während des Ramadans den Koran einmal komplett durchzulesen.

Wie wird gefastet?

Für die Muslim*innen wird der Ramadan auch als „Monat der guten Taten“ betrachtet: neben dem Spenden und dem Verzicht auf Lebensmittel & Co., wird in dieser Zeit die Nähe zur Familie und Freunden gesucht. Innere Einkehr und soziales Engagement werden während des Ramadans großgeschrieben.

Die meisten verbringen das Fastenbrechen im Kreise der Familie oder in Gemeinschaften. So wird sich zum Iftar, also dem Fastenbrechen zum Sonnenuntergang, getroffen und gemeinsam gegessen. Die Mahlzeiten unterscheiden sich je nach Region und Kultur: In Afghanistan wird das Fasten beispielsweise mit Datteln und Shorwa (einem Eintopf aus Fleisch und Bohnen) gebrochen, in Bangladesch hingegen mit Sharbat, einem süßen Getränk aus Früchten oder Blütenblättern.

Warum wird gefastet?

Ziel des Ramadan ist es, die Anerkennung Gottes zu erlangen. Laut DITIB hat das Fasten mehrere Nutzen, darunter:

  • Die Steigerung der ethischen Werte
  • Die Bewahrung vor Schlechtem
  • Die Belehrung zur Gutmütigkeit
  • Die körperliche und seelische Gesundheit
  • Das Beibringen von Geduld
  • Die Belehrung, den wahren Wert des Segens zu verstehen

Wer ist vom Fasten befreit?

Nicht alle Muslim*innen müssen während des Ramadans fasten: ausgenommen von der Regelung sind unter anderem SchwangereKinder, sowie kranke und alte Menschen. Auch Reisende und Menschen, die körperlich schwere Arbeit leisten, müssen nicht auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten.

Wenn Musliminnen zur Zeit des Ramadans ihre Periode bekommen, sind sie vom Fasten befreit. Genauso wie stillende und schwangeren Frauen, steht es ihnen frei, die Fastentage nachzuholen.

Der Ramadan in unterschiedlichen Ländern

Spannend ist, dass Muslim*innen nicht überall gleich lange fasten: Denn, wie oben bereits beschrieben, richtet sich die Fastenzeit am Verlauf der Sonne. Dadurch müssen beispielsweise Gläubige in Oslo deutlich länger durchhalten als Muslim*innen in Sydney oder Melbourne. In Deutschland wird durchschnittlich ca. 16 Stunden gefastet.

Genauere Zahlen findet ihr auf dieser Infografik von Statista.

Tipps für das Fastenbrechen

Um gesund durch die Fastenzeit zu kommen, ist es wichtig, sich gut darauf vorzubereiten. Wir haben ein paar Tipps für euch gesammelt, die das Fasten für euch erleichtern können:

  • Versucht beim Fastenbrechen nicht zu schnell zu essen – das überfordert euren Magen und kann zu Bauchschmerzen führen. Lieber langsam das Essen genießen.
  • Für Sahūr, der Mahlzeit vor der Morgendämmerung, eignen sich insbesondere langkettige Kohlenhydrate und Ballaststoffe (bspw. Vollkornprodukte, Reis, Hafer, Hülsenfrüchte oder Milchprodukte)
  • Zum Iftar eignen sich raffinierte Kohlenhydrate in moderaten Mengen, da diese den Blutzuckerspiegel anheben (bspw. Früchte, Geflügel, Fisch, Hummus oder rote Linsen)
  • Datteln sind eine gut geeignete Energie-Quelle, die mit reichlich Kalium und Ballaststoffen gefüllt ist. Gemeinsam mit einem Glas Wasser könnt ihr damit das Fasten brechen. (In vielen Kulturen und Regionen ist dies bereits Tradition)
  • Achte darauf, genug zu trinken: Am besten eignen sich dafür ungesüßte Tees oder Wasser. Cola und andere zuckerhaltige Getränke sollten eher in Maßen zu sich genommen werden.
  • Auch fettige, frittierte oder stark gewürzte Mahlzeiten können zu Bauchkrämpfen und Magenschmerzen führen – daher ist es hilfreich, auf diese Lebensmittel während Ramadan zu verzichten.
  • Wer Schwierigkeiten hat, genug Kalorien zu sich zu nehmen, kann auf Nüsse oder Säfte zurückgreifen: Diese enthalten viele Kalorien und in den meisten Fällen auch wichtige Nährstoffe.

Tipps für Außenstehende

Viele von uns haben gläubige Muslim*innen im Bekanntenkreis, die sich dem Fastenmonat anschließen. Um diese zu unterstützen, haben wir für euch ein paar Tipps, wie ihr die Fastenden während des Ramadans unterstützen könnt:

  • Keine Vorurteile: Es ist wichtig zu wissen, dass Muslim*innen, genauso wie in allen anderen Religionen, freiwillig fasten. Viele Gläubige fiebern sogar auf den Ramadan hin.
  • Spart euch unnötige Kommentare: Sätze wie „Das kann ja nicht gesund sein“ oder „Verdurstet du nicht?“ sind wenig hilfreich.
  • Mitleid ist nicht angebracht: Muslim*innen benötigen während der Fastenzeit keine mitleidigen Blicke ihrer Freund*innen.
  • Ihr dürft auch während des Ramadans wie gewohnt essen – auch wenn ein*e Muslim*in mit knurrendem Magen vor euch sitzt.
  • Zu Beginn des Ramadans könnt ihr euren Freund*innen mit „Ramadan Mubarak“ oder „Ramadan Kareem“ grüßen.
  • Zu Ende des Ramadans könnt ihr euren Freund*innen „Alles Gute zum Bayram“ wünschen. Zum Eintreten des Zuckerfestes, Eid al-Fitr, sagt man übrigens „Eid Mubarak“. Eine kleine Geste, die viel Bedeutung in sich trägt.

Lesetipp: Alles rund um die Fastenzeit 2023

Quellen:
ZDF
DITIB
Deutschlandfunk
RP Online
Statista
Amnesty International

Falls ihr unsicher seid, könnt ihr euren muslimischen Freund*innen oder Bekannten sicherlich Fragen stellen: Achtet aber darauf, dass ihr respektvoll gegenüber der Kultur und Religion bleibt. Niemand wird euch vor den Kopf stoßen, solange ihr wahres Interesse zeigt.