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Pretty Privilege: Haben es schöne Menschen wirklich leichter im Leben?

Frau mit dunklen Haaren trinkt Kaffee
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Vorab im Video: Dysmorphophobie - Wahrnehmungsstörung des eigenen Aussehens

Schönen Menschen fallen viele Dinge einfach leichter, weil sie sich auf ihren Privilegien ausruhen können. Stimmt das?

Inhaltsverzeichnis

Es ist kein Geheimnis, dass Schönheit unfassbar mächtig ist. Viele kennen das Szenario sicherlich noch aus der Schule, wenn beispielsweise ein attraktives Mädchen oder ein attraktiver Junge die bessere Note bekommt.

Das Gleiche zieht sich bis ins Erwachsenenalter, sodass attraktive Menschen mehr beachtet werden, besser beim Chef ankommen und so weiter.

Dennoch ist Schönheit subjektiv – wie man so schön sagt. Was verbirgt sich also hinter dem Begriff „Pretty Privilege“ und was für Auswirkungen bringt er mit sich?

Attraktivität als Türöffner

Die amerikanische Psychologin Rita Freedmann hat sich auf die Forschung rund um das Thema Attraktivität spezialisiert. Nach vielen Studien kommt sie zu dem Schluss: Es ist völlig klar, dass es schöne Menschen einfacher haben.

Der Grund: Es gibt zum einen einen gesellschaftlichen Konsens darüber, wer als schön gilt. Auch wenn Schönheit eine Geschmacksfrage sein mag, so ist man sich doch relativ einig, welche körperlichen Merkmale als schön gelten und welche nicht. Es gibt also Menschen, die von fast allen objektiv als schön angesehen werden.

Zweiter Punkt: Wir alle neigen dazu, schönen Menschen automatisch bestimmte Charaktereigenschaften anzudichten. Das geschieht ganz unbewusst. Schon kleine Kinder im Kindergarten freunden sich lieber mit gut aussehenden Kindern an, weil sie sie für klüger und freundlicher halten als ihre nicht so hübschen Kameraden.

Der Begriff „Pretty Privilege“

Da kommt der Begriff „Pretty Privilege“ mit ins Spiel. „Pretty Privilege“ bedeutet nichts anderes, als dass bestimmte Menschen im Leben gewisse Vorteile genießen, aufgrund ihres Aussehens.

Natürlich liegt Schönheit immer im Auge des Betrachters, aber mit einer Norm-schönen Ausstrahlung geht man tatsächlich leichter durchs Leben. Das sagt auch der Soziologe Ulrich Rosar.

Dazu kommt auch die intersektionale Betrachtung. Denn neben der Attraktivität eines Menschen spielen auch Hautfarbe, soziale Herkunft, Klasse usw. eine wichtige Rolle.

Vom Kindergarten bis zum Job

Und so zieht sich das Phänomen immer weiter durch unser Leben. Auch in der Schule werden die Schönen milder beurteilt als ihre Mitschüler*innen. Es stimmt wirklich. Und sogar im späteren Berufsleben haben die Hübschen bessere Karten. Sei es mit ihrem Bild in der Bewerbung selbst oder später im Vorstellungsgespräch.

Nicht nur, dass sich der oder die attraktive Bewerber*in selbst wohler in seiner/ihrer Haut fühlt, mehr Selbstvertrauen hat und das auch ausstrahlt, er oder sie schätzt sich und seine Leistung auch besser ein. Mit dem Resultat, dass er auch den Chef oder die Chefin eher von sich überzeugt als seine unscheinbar grauen Mitstreiter*innen. Auch das ergaben diverse Studien.

Bares Geld dank gutem Aussehen

Und es geht noch weiter. Nicht nur den Job ergattern die Attraktiven. Auch das fettere Gehalt. In einer Studie von 2011 wurden 3000 Deutsche auf einer Skala nach Attraktivität bewertet und dann zu Job und Gehalt befragt. Und siehe da: Mit Schönheit konnte man bei der Suche nach einem Job fast genauso punkten wie mit einem Abschluss an der Uni. Und: Für jeden Punkt mehr auf der Schönheitsskala verdienten die Betreffenden rund drei Prozent mehr.

Natürlich kommt es auch auf die geistigen Fähigkeiten im Job an. Intelligenz schlägt Schönheit in jedem Fall, aber wer schön UND intelligent ist, der hat die besten Karten.

Warum der oder die Chef*in den schönen und selbstsicheren Bewerber eher einstellt und ihm noch mehr Geld zahlt? Nun, auch er verbindet die äußere Schönheit mit bestimmten Eigenschaften, so wie wir alle es unbewusst tun. Auch er schätzt die gut Aussehenden als intelligenter, kreativer und fleißiger ein.

Überraschender Haken an der Sache

Nur in einem Punkt haben es die Schönen nicht unbedingt einfacher. Und das überrascht: Und zwar, wenn es um die Partnersuche geht. Dabei würde man gemeinhin annehmen, dass auch hier ein schönes Äußeres ein Pluspunkt ist – zumindest was den ersten Eindruck angeht.

Fakt ist jedoch: Auf den ersten Blick mag das auch sein und man wird vor allem wegen den super schönen Typen gegen eine Straßenlaterne laufen. Aber auch nur das. Denn letztlich gesellt gleich und gleich sich gerne und wir suchen uns automatisch einen Partner in unserer Liga, sprich: einen, der ähnlich attraktiv ist. Und das ist auch gut so. Denn so findet sich für jeden Topf ganz sicher ein Deckel.

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