Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Hochstapler?
- Das betrügerische Impostor-Syndrom
- Faktor 1 – Selbstzweifel
- Faktor 2 – Perfektionismus und Prokrastination
- Faktor 3 – Undercover
- Gibt es einen Weg aus der Betrügerei?
In der heutigen Zeit sehen wir uns mit einem immer schnelleren und größeren Leistungsdruck konfrontiert, bei dem wir tagtäglich versuchen, mitzuhalten. Egal ob es das wochenlange Lernen für eine Prüfung ist oder die Vorbereitung auf ein wichtiges Jobgespräch: Irgendwie fühlt man sie nie gut genug.
Auch wenn wir mit unseren Leistungen und Fähigkeiten Großartiges leisten, schleicht sich immer wieder der Gedanke ein, dass man vielleicht doch nicht 100 % gegeben hat. In dem Gedankenkarussell kommen dann Schritt für Schritt weitere Selbstzweifel auf, die einen in einem Teufelskreis zurücklassen.
Kommt dir dieses Szenario bekannt vor? Dann könntest du vielleicht auch unter dem sogenannten „Hochstapler-Syndrom“ leiden. Wir verraten dir, was dahinter steckt.
Was ist ein Hochstapler?
Ein Hochstapler ist laut Definition des Oxford Dictionary eine „Person, die in betrügerischer Absicht den Eindruck erwecken möchte, eine höhere gesellschaftliche Stellung innezuhaben“. Das Motto eines Hochstaplers ist: Mehr Schein als Sein. Er täuscht die Menschen in seinem Umfeld, um davon zu profitieren. Aber wie hängt das mit dem Impostor-Syndrom zusammen?
Das betrügerische Impostor-Syndrom
Das Impostor-Syndrom, auch Hochstapler-Syndrom genannt, ist ein psychologisches Phänomen, das einen Zustand von extremen Selbstzweifeln und Versagensängsten bei den Betroffenen hervorruft.
Die Psychologin Marion Lemper-Pychlau beschreibt in ihrem Buch „Erfolgsfaktor gesunder Stolz“ die Symptomatik eines Hochstaplers genauer: „Die Betroffenen streben Erfolge an, weil jeder große Erfolg als Beweis für ihren Wert dienen kann“. Das Problem, welches sich den Betroffenen stellt: Sie verzerren ihre eigene Realität und haben somit keinen klaren, ungefilterten Blick auf ihre Erfolge.
Im Gegensatz zu dem üblichen Hochstapler sind Menschen mit dem Impostor-Syndrom nicht wirklich Betrüger. Betroffene leiden unter der Annahme, dass andere sie als unfähig abstempeln und sie als Betrüger entlarven. Sie haben es schwer, ihre eigene Leistung als Verdienst anzuerkennen und nicht als Zufall oder Ergebnis der Umstände.
Die Folge dieses Unglaubens ist, dass man zu hohe Ansprüche an sich selbst entwickelt. So hoch, dass diese Leiter der Ansprüche irgendwann nicht mehr erklimmbar ist. Im schlimmsten Fall verliert man die Freude an der Arbeit oder erleidet einen Burnout.
Kurz gesagt: Das Hochstapler-Syndrom kann eine Gefahr für das Arbeitsleben, aber auch für das private Leben darstellen. Entweder man ist nicht qualifiziert genug oder man ist nicht liebenswert genug. Der Hochstapler lebt in der Annahme, dass er nichts verdient hat.
Und das Phänomen ist nicht mal selten: Laut des globalen Berichts zur Anatomie der Arbeit zeigte sich bei 42 Prozent der Angestellten, dass ein Hochstapler-Syndrom sowie Burnout-Syndrom vorliegt.
Aber woran kann man konkret erkennen, dass man betroffen ist? Wir haben drei Faktoren für euch zusammengetragen, die auf das Impostor-Syndrom hindeuten könnten.
Faktor 1 – Selbstzweifel
Ich bin ein Hochstapler – wenn ich Selbstzweifel habe.
Es gibt mehrere Symptome, die darauf hinweisen, dass du dein eigener Hochstapler bist. Selbstzweifel und Versagensängste sind ein Indiz für dieses Syndrom. Den Betroffenen mangelt es an Selbstvertrauen in ihre Arbeit und / oder Persönlichkeit.
Trotz etlicher Erfolge ist es dir nicht möglich, diese als Eigenleistung anzuerkennen. Der Hochstapler leidet in diesem Fall enorm unter Leistungsdruck und ist nicht imstande, diesen nach dem Erfolgserlebnis abzuschütteln. Frauen können hierbei noch stärker von einem solchen Leistungsdruck betroffen sein als Männer. An sich ist das Hochstapler-Phänomen aber nicht geschlechtsspezifisch.
Aber warum streben Betroffene so sehr nach dem Erfolg, obwohl sie auch mit diesem zweifeln? Laut dem Impulse Portal sieht die Psychologin und Beraterin Myriam Bechtoldt die Ursachen meist in der Kindheit. „Eine mögliche Erklärung ist, dass Eltern ein Kind nicht in seinem Selbstwertgefühl bestärkt haben“. Diese Suche nach Anerkennung kann sich dann im Erwachsenenalter reaktivieren.
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Faktor 2 – Perfektionismus und Prokrastination
Ich bin ein Hochstapler, wenn ich zwischen Perfektionismus und Prokrastination schwanke. Gegenüber Business Insider verriet US-Unternehmenscoach Melody Wilding, dass es zwei unterschiedliche Verhaltensweisen bei Hochstaplern gibt, mit der sie ihren Alltag bewältigen.
Die eine Sorte ist gefangen im eigenen Perfektionismus. Alles wird sorgfältig, mit Fleiß erledigt bis sie mit dem Ergebnis zufrieden sind. Marion Lemper-Pychlau sieht den Perfektionismus hier als eine Art Abwehrmechanismus. Eine extreme Verbissenheit kann zu noch mehr Druck führen und sich nachteilig auf die Arbeit und die mentale Gesundheit auswirken.
Aber auch Prokrastination kann eine Verhaltensweise sein. Aus Angst vor dem Versagen sabotieren sich Betroffene selbst, indem sie keinerlei Anstrengung in ihre Arbeit oder ihre Beziehungen stecken. Wenn jemand mit dieser Verhaltensweise beispielsweise einen Test besteht, bewerten sie dieses Erfolgserlebnis als glücklichen Zufall. Sollten sie mit einer schlechten Note abschließen, kritisieren sie sich selbst und ihre Faulheit.
Ob man nun Typ Perfektionist oder Typ Prokrastinieren ist: Beiden kann man es nicht recht machen. Wichtig ist daher, dass man sich realistische Ziele und Ansprüche an sich selbst stellt, die machbar sind.
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Faktor 3 – Undercover
Ich bin ein Hochstapler, wenn ich undercover unterwegs bin.
Mit undercover ist in diesem Fall gemeint, dass man Angst davor hat, dass der eigene Betrüger entlarvt wird. Dass die eigene Leistung einem abgesprochen wird oder infrage gestellt wird.
Betroffene haben das Gefühl nicht sie selbst zu sein, sondern nur vorgeben jemand zu sein, der sie in der Realität nicht sind. Sie isolieren sich in ihrem Job oder von ihren Freund*innen und verbringen lieber Zeit allein. Denn es könnte ja sein, dass jemand sie entlarvt und entdeckt, dass sie gar nicht so talentiert und lustig sind, wie sie vorgeben. Sie haben Angst, dass jemand hinter die Fassade gucken könnte und den Vorhang ihrer wahren Persönlichkeit öffnet.
Ein Betroffener des Hochstapler-Syndroms fühlt sich manchmal wie ein Geheimagent auf der Mission nicht zu scheitern. Sollte er doch scheitern, fliegt er auf und mit ihm seine ganze Identität.
Fragt euch selbst:
- Wie oft gebe ich vor, stärker zu sein als ich eigentlich bin?
- Habe ich oft Angst davor, dass Leute mich loben, weil dann auch ihre Erwartungen steigen?
- Warum wurde ich überhaupt eingestellt?
- Zählen meine schlechten Leistungen mehr als die guten?
Gibt es einen Weg aus der Betrügerei?
Was kann man nun tun, wenn man unter dem Impostor-Syndrom leidet? Zunächst ist es einmal wichtig, dass es als Krankheitsbild erkannt und akzeptiert wird. Denn Einsicht ist bekanntlich der erste und wichtigste Schritt zur Besserung.
Laut einer Studie der Bergham Young University kann vor allem die Unterstützung durch das soziale Umfeld dabei helfen, ein gesünderes Selbstbild zu formen. Wenn die eigenen Zweifel reflektiert werden, können Betroffenen eher zur Realität zurückfinden.
Aber auch psychologische Hilfe kann bei der Bewältigung von Impostor-Symptomen eine Lösung sein. Deshalb unser Rat: Scheut nicht davor euch Hilfe zu holen, denn das zeugt von Stärke und nicht von Schwäche!
Tipp: Wenn ihr mehr über das Hochstapler-Syndrom erfahren wollt, empfehlen wir euch das Buch „Und morgen fliege ich auf: Vom Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben“ (hier bei Amazon bestellen*).
Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Solltet ihr massive Probleme und Sorgen haben, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu holen. Niemand muss alle schwierigen Phasen im Leben alleine durchstehen können. In diesem Sinn: Alles Gute und passt auf euch auf!