Ich persönlich liebe es, auf feministische Demonstrationen zu gehen und mit Gleichgesinnten für mehr Gleichberechtigung zu kämpfen. Doch zu dieser Realität zählt auch noch eine andere.
Denn seit meiner Jugend engagiere ich mich in vielen sozialen Bereichen und tue mein Bestes, um für eine gerechtere Welt einzustehen. Ich werde auch nicht müde, immer wieder zu erklären, wieso wir den Feminismus brauchen.
Doch ab und an reißt auch bei mir der Geduldsfaden und ich bin erschöpft. Erschöpft vom ständigen Dagegenhalten und Stärke zeigen. Manchmal wird mir auch das alles zu viel und ich fühle mich von der Welt und dem Patriarchat überrumpelt.
Natürlich gebe ich nicht so einfach auf und gebe mich geschlagen. Dafür haben unsere feministischen Vorkämpfer*innen einfach zu viel Arbeit dafür geleistet. Dennoch sehne ich mich manchmal nach mehr Ruhe und Entspannung.
Dabei ist mir ein neuer TikTok-Trend ins Auge gesprungen, den ich unglaublich spannend finde. Hashtag: #microfeminism. Was es damit auf sich hat und wie wir vielleicht sogar davon profitieren können, erfahrt ihr hier.
Was ist „Micro feminism“?
Der Begriff „Micro feminism“ bedeutet auf Deutsch übersetzt: „Mikrofeminismus“. Die TikTok-Userin Ashley Chaney hat den Trend auf den sozialen Netzwerken ins Rollen gebracht.
Bei dem Trend geht es darum, im Alltag schon mit kleinen Dingen zu mehr Gleichberechtigung beizutragen. Häufig werden diese übersehen oder als nicht ausreichend genug betrachtet, doch schlussendlich kann man mit diesen Aktionen mehr erreichen, als man vielleicht anfangs glaubt.
So sieht „Micro feminism“ im Alltag aus
Daraufhin teilten viele User*innen ähnliche Erfahrungen auf TikTok und stitchten das Video von Ashley Chaney mit ihrer persönlichen mikrofeministischen Handlung.
Darunter beispielsweise eine Userin, die erklärte, dass sie ihrer zweijährigen Tochter bewusst auch Kleidung aus der Jungs-Abteilung kauft, um Farben wie etwa blau und rosa nicht von der Geschlechterzugehörigkeit abhängig zu machen.
Eine weitere Userin gab das Beispiel, dass sie Menschen, die jegliche Art von Expertise in einem Themengebiet haben, von Beginn an als weiblich anspricht. In diesem Sinne also nicht sofort von dem Arzt oder dem Handwerker spricht, sondern von der Ärztin oder der Handwerkerin.
Mit über 35.000 Likes machte auch eine andere Userin darauf aufmerksam, dass sie darauf achtet, in öffentlichen Plätzen oder Räumen, Männern nicht aus dem Weg zu gehen. Dabei erzählt sie, dass Männer aus ihrer Erfahrung nur im letzten Moment zur Seite gehen, wenn eine Kollision droht. Doch sie bleibt strikt auf ihrem Weg und macht den Platz nicht frei.
Die Bedeutung von „Micro feminism“
Auch wenn die oben genannten Beispiele erst gar nicht so drastisch klingen, können sie dennoch ziemlich wirkungsvoll sein.
Wie im Beispiel der ersten TikTok-Userin fängt der Feminismus und der Kampf für Gleichberechtigung schon im Kindesalter an. Als Mutter versucht sie, ihrem Kind von klein auf beizubringen, dass Farben kein Geschlecht kennen.
Ebenso tut es die andere Userin, die im Alltag versucht durch Sprache mehr Sichtbarkeit zu schaffen und dem generischen Maskulinum den Kampf ansagt.
Natürlich sind wegen dieser kleinen Aktionen nicht gleich alle Menschen gleichberechtigt und das Patriarchat niedergeschlagen. Es gibt auch einige kritische Stimmen, die dem Trend nicht genug Aktivismus vorwerfen.
Dennoch können diese Beiträge auf kleinerer, oder auch eben Mikro-Ebene, große Wirkung zeigen. Gleichzeitig fühlt man sich als weibliche Person nicht mehr so alleine, wenn man sieht, dass auch die kleinen Dinge schon etwas dazu beitragen können.
Ich persönlich bin jedenfalls froh, dass Frauen auch ihre kleinen Errungenschaften miteinander teilen und sich unter den Posts miteinander vernetzen. Jeder Beitrag, egal wie unscheinbar er sein mag, zählt.
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