Inhaltsverzeichnis
- Was die meisten Menschen als arrogant empfinden – aber falsch deuten
- Tipps, für unsichere Menschen, die als arrogant wahrgenommen werden
Ich war 15 Jahre alt, als mir jemand sagte, ich würde arrogant auf andere wirken. Nichts hätte mich mehr irritieren können, denn ich war damals extrem unsicher. Ich war todesschüchtern, still und unsicher. Eine solche Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung war wie ein Schlag vor den Kopf.
Heute, viele Jahre später, lese ich plötzlich, dass genau das vielen unsicheren Menschen passiert. Es sind nicht die Lauten, die Extrovertierten, die Paradies-Vögel, die man für arrogant hält, sondern oft Personen, die eigentlich sehr unsicher sind. Wie kommt es zu dieser häufigen Fehleinschätzung?
Um besser zu verstehen, wie wir auf andere wirken, und um andere besser einschätzen zu können, sind hier einige Verhaltensweisen aufgeführt, die wir oft als arrogant empfinden, die aber ein Zeichen für mangelndes Selbstvertrauen sind.
Was die meisten Menschen als arrogant empfinden – aber falsch deuten
Scheinbares Desinteresse und Absonderung von anderen
Arrogant ist jemand, der von sich selbst eingenommen ist, sich seiner Umgebung überlegen fühlt und meist wenig Interesse an anderen Menschen hat. Er ist sich zu gut für seine Umwelt und hält sich deshalb von ihr fern.
Steht jemand mit verschränkten Armen abseits, beteiligt sich nicht an Gesprächen und bleibt verschlossen, kann aber das beides bedeuten: Es kann von Unsicherheit zeugen, aber auch von echter Arroganz und Ablehnung.
Das Problem: Da die meisten Menschen Dinge eher negativ interpretieren, tendieren wir oft zu der zweiten, negativen Interpretation. Wir denken, dass jemand arrogant ist, weil er uns ablehnt, statt zu sehen, dass er sich abseits hält, weil er unsicher ist.
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Lange Monologe statt wirkliches Unterhaltungen
Ein anderes Verhalten wird ebenfalls oft falsch gedeutet. Denn auch wenn jemand im Mittelpunkt einer Gruppe steht und laut Monologe hält, ohne auf seine Zuhörer einzugehen oder überhaupt ein wirkliches Gespräch zu suchen, kann das zweierlei Hintergründe haben.
Ich selbst kenne das auch. Auch heute noch bin ich, auch wenn ich nach außen hin extrovertiert wirken mag, innerlich ein eher unsicherer Mensch. Ich kompensiere das nur anders als früher. Statt zu schweigen, habe ich die Taktik gewechselt. Zum Beispiel, indem ich total viel rede, sobald ich mich in einer Gesellschaft unsicher fühle. Je unsicherer, desto ausschweifender mein Redeschwall.
Leider nehmen viele so ein Verhalten dann als dominant oder extrem selbstverliebt wahr, wenn jemand ohne Punkt und Komma redet. Seine Unsicherheit zumindest sehen sie dabei nicht.
Deshalb schaut euch den Monologe führenden Menschen immer genau an. Hält sich der Redende für wichtig und schaut den anderen deshalb nicht in die Augen oder ist jemand unsicher, weicht Blicken bewusst aus und versucht sein fehlendes Selbstbewusstsein durch Reden zu überspielen? Hier werden unsichere Personen oft missinterpretiert. Häufig dient dieses Verhalten nämlich lediglich dem Selbstschutz.
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In Gesellschaft ist jemand plötzlich ganz anders als privat
Menschen mit geringem Selbstbewusstsein haben oft Angst zurückgewiesen zu werden. Sie sind in vielen zwischenmenschlichen Situationen unsicher und verhalten sich dadurch unnatürlich, angespannt, manchmal auch übereifrig. Oft schlüpfen sie in eine Art Rolle und sind kaum wiederzuerkennen.
Dieses extreme Verhalten zeigt sich in der Regel nur in der Öffentlichkeit, also Situationen außerhalb der Komfortzone, in denen sich derjenige unwohl und gestresst fühlt. In einem vertrauten Umfeld sind sie diese Menschen entspannt und ganz anders.
Tipps, für unsichere Menschen, die als arrogant wahrgenommen werden
Deshalb hier ein paar Tipps an alle diejenigen, die sich hier in diesem Artikel wiedererkannt haben:
Tipp 1. Holt euch immer mal wieder aktiv das Feedback von eurem Umfeld. Wie schätzen euch Freunde und Bekannte ein? Empfinden sie euch in der Öffentlichkeit verändert und erkennen euch kaum wieder? Spannend ist auch, wenn man sich gegenseitig erzählt, was man empfunden hat, als man sich das erste Mal getroffen hat. Oft kommen hier die herrlichsten Fehleinschätzungen zutage.
Tipp 2. Analysiert mal euer Verhalten, wenn ihr in neuen Situationen seid, in denen ihr euch womöglich unwohl fühlt. Überlegt im Nachgang, ob ihr anders wart als in eurem vertrauten Umfeld und ob das dazu geführt hat, dass euch jemand vielleicht ganz anderes wahrnimmt, als ihr selbst das tut.
Tipp 3. Wenn ihr dann erkennt, dass ihr in solchen Situationen oft besonders laut seid, künstlich lacht und euch zum Beispiel viel zu forsch und extrovertiert gebt, versucht beim nächsten Mal mehr bei euch selbst zu bleiben.
Tipp 4. Horcht in euch rein: Was genau macht mich nervös und welches Verhalten würde mir viel mehr entsprechen? So könnt ihr es schaffen, dass eure Eigenwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung sich nach und nach annähern. Identisch werden beide allerdings nie sein. Und das ist letztlich auch nicht schlimm.
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Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel ist nur zur Information gedacht. Zögert nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ihr massive Probleme und Sorgen habt. Niemand muss alle schwierigen Phasen des Lebens alleine durchstehen. In diesem Sinne: Alles Gute und passt auf euch auf!