Über 80 % aller Frauen haben bereits Erfahrungen mit Belästigung im öffentlichen Raum gemacht. In solchen Momenten fühlen sich viele Betroffene – und auch Umstehende – oft überfordert. Sie wissen nicht, wie sie reagieren sollen, und ertragen die unangenehme Situation meist stumm oder schauen hilflos zu.
Viele Betroffene, vor allem Frauen, geben sich sogar selbst die Schuld für das, was passiert ist. Die Kampagne „Stand Up“ von L’Oréal Paris und der Organisation „Right to Be“ will unter dem Motto „Niemals Deine Schuld“ darüber aufklären, wie du dich in solchen Situationen am besten verhältst.
Was ist Belästigung in der Öffentlichkeit?
Belästigung kann viele Formen annehmen – und nicht jede davon ist auf den ersten Blick erkennbar. Für Betroffene beginnt sie oft schon mit unpassenden Blicken oder Gesten, die das Gefühl vermitteln, in der eigenen Würde verletzt zu werden. Weitere Beispiele sind anzügliche Bemerkungen, das Aufdrängen von persönlichen Informationen wie Telefonnummern, unerwünschte Berührungen, Exhibitionismus oder gar das Einfordern sexueller Handlungen sowie Stalking.
Wichtig ist: Sobald eine Grenze überschritten wird und du dich unwohl fühlst, muss das Verhalten sofort aufhören. Doch genau das fällt vielen Menschen schwer – egal, ob sie selbst betroffen sind oder Zeuginnen und Zeugen werden. Hier setzt die Aktion „Stand Up“ von L’Oréal Paris in Zusammenarbeit mit der NGO Right to Be an, die sich dafür einsetzt, das Bewusstsein zu schärfen und Hilfestellungen für das richtige Verhalten bei Belästigung zu bieten.
„Niemals Deine Schuld“ – L’Oréal Paris setzt ein Zeichen
Mehr als die Hälfte der Menschen glaubt fälschlicherweise, dass Frauen durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten selbst sexuelle Belästigung provozieren. Diese Vorurteile sind schädlich und tragen dazu bei, die Verantwortung auf die Betroffenen abzuwälzen. Genau dagegen kämpft L’Oréal Paris mit der Kampagne „Niemals Deine Schuld“. Die klare Botschaft: Dein Outfit oder Make-up sind niemals der Grund für Belästigung – die Schuld liegt immer beim Täter! Deine Selbstbestimmung und dein Selbstwertgefühl dürfen nicht infrage gestellt werden!
„Belästigung in der Öffentlichkeit ist nie Deine Schuld. Egal, wer Du bist und wohin Du gehst, Du hast das Recht, Dich sicher und selbstbewusst zu fühlen. Aber wenn Situationen der Belästigung eintreten, haben wir mit L’Oréal Paris gemeinsam einen Weg gefunden, um sicherzustellen, dass die Menschen da draußen darin geschult sind, Dich mit den 5D’s von Right To Be erfolgreich unterstützen können.
Die 5D’s geben uns fünf sichere und bewährte Strategien an die Hand, die jede*r von uns anwenden kann, wenn wir Zeuge von Belästigung werden. Sie können nachweislich eine Belästigung stoppen und das Trauma für die betroffene Person reduzieren. Eine Welt frei von Belästigung und voller Menschlichkeit ist möglich– und sie beginnt bei uns.“
Emily May, Präsidentin und Mitbegründerin von Right To Be
Was tun, wenn du selbst von Belästigung betroffen bist?
Belästigung kann sehr belastend sein. Oft fühlen sich Betroffene hilflos und wissen nicht, wie sie im Moment der Belästigung reagieren sollen. Um dir in solchen Situationen Sicherheit zu geben, solltest du dir einige Verhaltensweisen einprägen:
Bitte um Hilfe: Suche gezielt Personen in deiner Umgebung und bitte sie um Unterstützung. Am besten wendest du dich an Autoritätspersonen, die in der Nähe sind, wie zum Beispiel Sicherheitspersonal.
Sag etwas: Fordere die belästigende Person klar und deutlich auf, mit dem unangemessenen Verhalten aufzuhören. Vermeide jedoch, in eine Diskussion zu geraten, und bring dich anschließend so schnell wie möglich in Sicherheit.
Dokumentiere den Vorfall: Falls du dich sicher fühlst, kannst du die Situation mit deinem Smartphone festhalten. Diese Video-/ Bild-Aufnahmen können später dazu dienen, die Situation aufzuklären. Achte dabei darauf, dass keinerlei Informationen über den*die Täter*in oder das Opfer veröffentlicht werden. Teile das Material ausschließlich mit den zuständigen Behörden.
Absolviere das 10-minütige Training von L’Oréal Paris und Right to be, um zu lernen, wie du dich bei Belästigungen zur Wehr setzen kannst.
Was tun, wenn du Zeug*in von Belästigung wirst?
Hast du schon einmal miterlebt, wie jemand in der Öffentlichkeit belästigt wurde und wusstest nicht, wie du dich verhalten sollst? Vielleicht hast du sogar aus Unsicherheit oder Schock nichts unternommen? Viele Menschen sind in solchen Situationen unsicher oder wie gelähmt, das ist auch verständlich. Aber genau dann ist es wichtig, aktiv zu werden.
L’Oréal Paris und die NGO Right to Be haben mit der 5D-Methode eine einfache Anleitung entwickelt, die zeigt, wie du als Zeug*in richtig reagieren kannst, um die betroffene Person zu unterstützen. Belästigung sollte niemals als normal oder harmlos abgetan werden, denn durch Untätigkeit könnte dem*der Täter*in das Gefühl vermittelt werden, dass sein*ihr Verhalten toleriert wird.
Die 5D-Methode von Right to Be, hilft dir um angemessen bei Belästigungen einzugreifen. Sie bietet verschiedene Handlungsoptionen, die du je nach Situation anwenden kannst:
Distract = Ablenken
Eine der simpelsten Wege, Belästigung zu unterbrechen, ist Ablenkung. Sprich die betroffene Person an, als ob ihr euch kennen würdet, oder stelle eine alltägliche Frage, zum Beispiel nach der Uhrzeit. Alternativ kannst du auch versuchen, den Täter abzulenken oder die Lage zu entschärfen. Je nach Umgebung solltest du flexibel reagieren – in einem Zug agierst du anders als in einem Club.
Delegate = Andere hinzuziehen
Allein zu handeln, ist oft schwierig. Die Sicherheit steht dabei an erster Stelle – sowohl deine eigene als auch die der betroffenen Person. Hol dir Unterstützung von Umstehenden oder Autoritätspersonen. Im Bus kannst du den*die Fahrer*in ansprechen, in einer Bar das Personal oder die*den Türsteher*in. In ernsten Fällen sollte auch die Polizei informiert werden – es ist immer eine gute Idee, Verstärkung zu holen.
Document = Aufnehmen
Fühlst du dich sicher, kannst du den Vorfall mit deinem Handy dokumentieren. Dies kann als Beweismittel nützlich sein. Achte jedoch darauf, das Material nicht selbstständig online zu verbreiten, sondern es der betroffenen Person oder den Behörden zu übergeben.
Delay = Aufschieben
Auch wenn der Vorfall bereits vorbei ist, solltest du die betroffene Person unterstützen. Ein solches Erlebnis kann schockierend und traumatisch sein. Biete Hilfe an, signalisiere, dass das Verhalten des Täters falsch war, und stehe ihr zur Seite.
Direct = Ansprechen
Der direkte Eingriff ist die mutigste, aber auch riskanteste Methode. Wenn du dich entscheidest, den Täter direkt anzusprechen, tue dies selbstbewusst und mache klar, dass das Verhalten inakzeptabel ist und sofort endet. Denke daran, dass ein direktes Eingreifen die Situation verschärfen könnte. Als Alternative kannst du auch zur betroffenen Person gehen und fragen, ob sie Hilfe benötigt.
Du kannst dein Wissen auf der Website von StandUp International vertiefen, indem du ein spezielles Training absolvierst. Dort lernst du in verschiedenen Situationen einzuschätzen, ob Belästigung vorliegt, und wie du am besten reagierst. Bereits über zwei Millionen Menschen haben dieses Training absolviert und tragen damit aktiv dazu bei, Belästigung in der Öffentlichkeit zu bekämpfen.
Internationalen Umfrage zeigt erschreckende Zahlen zum Thema Belästigung
Eine internationale Umfrage von L’Oréal Paris zeigt, wie weit verbreitet das Problem der Belästigung ist:
- Weltweit erleben 75 % aller Frauen mindestens einmal sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum. In Deutschland sind etwa 72 % der Frauen davon betroffen.
- 42 % der Frauen in Deutschland berichten, dass sie bereits sexuell anzügliche Kommentare oder Witze zu ihrem Aussehen, ihrer Kleidung, ihrer Figur oder ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit erdulden mussten.
- Um solchen Momenten der Belästigung zu entgehen, achten knapp 42 % dieser Frauen bewusst darauf, ihre Kleidung entsprechend auszuwählen und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit anzupassen.
- 70 % von ihnen vermeiden es außerdem, abends spät auszugehen.
Die Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu wissen, wie man als Betroffene oder Zeug*in reagieren kann. Bis heute wurden über 2,5 Millionen Menschen in 44 Ländern mit dem Stand Up-Programm geschult. Auch du kannst Teil der Veränderung sein – mach mit beim kostenfreien Training von Stand Up!
Quellen:
*Durchschnittlicher Prozentsatz der Frauen, die diese Art von Belästigung in 20 Ländern persönlich erlebt haben, laut Umfrage von L’Oréal Paris mit IPSOS „International Survey on Sexual Harassment in Public Spaces“ aus dem Jahr 2023.