Inhaltsverzeichnis
- So häufig sind toxische Beziehungen
- Was machen toxische Menschen?
- Wie erkennt man, dass die eigene Beziehung toxisch ist?
- Diese Anzeichen haben Betroffene hellhörig werden lassen
- Was tun, wenn einen ein toxischer Mensch fertigmacht?
- Adressen: Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt
Toxische Menschen sind die Personen in unserem Umfeld, die uns die Energie rauben und uns aussaugen. Oftmals sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Wir fühlen uns in ihrer Gegenwart ständig schlecht, schuldig, immer in einer Art Rechtfertigungshaltung, die enorm anstrengt. Das hält auf Dauer niemand aus, und deshalb ist es wichtig, zu erkennen, wenn uns eine solche Person das Leben schwer macht.
Toxische Menschen begegnen uns im Job, im Freundeskreis, in der Familie und in der Partnerschaft. Und vor allem letzteres ist natürlich sehr belastend für den*die Partner*in, die darunter zu leiden hat.
So häufig sind toxische Beziehungen
Das Überraschende: Toxische Beziehungen sind gar nicht so selten, wie man denken mag. Laut einer Umfrage von Parship unter rund 1.000 Partnersuchenden in Deutschland war schon jeder dritte Deutsche (36 %) in einer toxischen Partnerschaft. Dabei trifft es vermehrt Frauen (Frauen: 41 % vs. Männer: 31 %). 15 Prozent der weiblichen Befragten mussten das Ganze sogar schon mehrfach durchstehen (Männer: 7 %).
Ein weiteres Drittel der Umfrageteilnehmer*innen gab an, jemanden in ihrem Umfeld zu kennen, der Opfer einer toxischen Beziehung war oder ist. Grund genug, einmal zu klären, was genau einen toxischen Menschen ausmacht, wie man sie erkennt und wie man sich aus dieser schwierigen Lage befreien kann.
Was machen toxische Menschen?
Liebe macht uns manchmal blind. Und so erkennen wir nicht, dass uns etwas eigentlich eher schadet, als guttut. Und genau das macht eine solche toxische Beziehung aus: Der*die Partner*in macht uns nicht glücklich und gibt uns kein gutes Gefühl. Vielmehr kostet uns die Beziehung zu dieser Person Kraft und raubt uns unser Selbstwertgefühl.
Eine vergiftete Beziehung also, die genau das Gegenteil von dem bewirkt, was wahre Liebe eigentlich tut: Einander glücklich machen und das Wohlergehen des anderen über das eigene zu stellen.
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Wie erkennt man, dass die eigene Beziehung toxisch ist?
Wer gefühlstechnisch dabei ist und jemanden liebt, der erkennt meist nicht, was gerade mit ihm geschieht. Einfach deshalb, weil er es nicht wahrhaben möchte. Man redet sich die Dinge schön und gerät so immer tiefer in den Strudel der toxischen Bindung.
Deshalb ist es wichtig, die typischen Warnsignale einer toxischen Beziehung zu kennen. Wer sich ständig ausgelaugt und mit den Nerven am Ende fühlt und es seinem Partner kaum recht machen kann, der sollte seine Bindung anhand dieser folgenden fünf Anzeichen hinterfragen.
Tipp: Wenn ihr selbst aufgrund eurer Gefühle und weil es euch schlecht geht, diese Analyse nicht klar durchführen könnt, fragt gute Freunde oder andere nahe Menschen in eurem Umfeld. Der Blick von außen ist oftmals Gold wert. Also traut euch und vertraut euch einer lieben Person an mit eurem Unwohlsein. Sie wird euch ganz sicher helfen.
Fakt ist leider: Je tiefer man in einer Beziehung steckt, desto schwieriger wird es, sich aus der ungesunden Beziehung zu lösen. Dennoch ist die Einsicht in die eigene Lage der erste, wichtige Schritt.
5 typische Verhaltensweise toxischer Menschen
Egal, ob es um euch selbst geht oder eine nahe Person: Es gibt ein paar recht typische Verhaltensweisen von Menschen, die toxisch sind, die euch hellhörig werden lassen sollten. Ihr solltet euch ehrlich fragen, ob einige oder alle der genannten Eigenschaften auf die bestimmte Person zutreffen:
1. Anzeichen: Du fühlst dich ständig schuldig
In der Partnerschaft ist es immer einer von beiden, der sich schuldig fühlt. Er muss sich ständig rechtfertigen für sein Tun oder Nicht-Tun. Egal worum es geht: Schuld ist immer man selbst und nicht der bzw. die toxische Partner*in. Auch wenn es ganz offensichtlich der Fehler des Gegenübers war, schaffen es toxische Menschen, den Konflikt dem anderen in die Schuhe zu schieben. Sie wissen perfekt, wie man Fakten verdrehen und zu ihren Gunsten auslegen kann. Mit der Folge, dass man irgendwann selbst an sich zweifelt.
2. Anzeichen: Liebesentzug als Drohmittel
Der*die toxische Partner*in droht ständig damit, die Liebe zu entziehen. Die Trennung steht permanent als Drohmittel im Raum. Nicht selten kommt es zu zeitweiligen Trennungen und die Partnerschaft gerät zur On-off-Beziehung, die an den Nerven zerrt. Neben Phasen mit Streit und Diskussionen gibt es immer wieder Momente, in denen die toxische Person extrem liebevoll ist. Das überzeugt den nicht-toxischen Part dann immer wieder, ihr*ihm zu verzeihen. Man möchte sich ja auch so gerne einreden, dass alles wieder gut ist.
3. Anzeichen: Vermehrte Abschottung vom Umfeld
Der toxische Partner isoliert sein Gegenüber mehr und mehr von seinem vertrauten Umfeld. Familie und Freunde und das gesamte soziale Umfeld bleiben so irgendwann komplett außen vor. So kann auch niemand aus dem Umfeld erkennen und darauf hinweisen, dass die Beziehung ungesund und nicht normal ist. Oft fallen auch Sätze wie: „Die anderen wollen dir etwas einreden. Was sie behaupten, sind alles Lügen. Sie wollen nicht das Beste für dich.“ Das Ziel: Durch die Isolation sorgen toxische Menschen dafür, dass sie ihre Macht behalten und ausbauen können.
Mehr dazu: Gaslighting als psychische Gewalt: Daran merkst du, dass dein Partner dich manipuliert
4. Anzeichen: Missgunst und Neid statt echte Teilhabe
Während man sich in einer gesunden Beziehung gegenseitig hilft und sich über den Erfolg des anderen freut, findet das in einer toxischen Partnerschaft nicht statt. Vielmehr herrschen Missgunst und Neid. Statt dass sich der eine für den anderen freut, versucht der*die toxische Partner*in den anderen kleinzuhalten. Toxische Persönlichkeiten möchten selbst alle Bewunderung für sich. Menschen an ihrer Seite dürfen da nicht dran teilhaben. Sollten sie versuchen voranzukommen und Erfolg zu haben, werden sie systematisch niedergemacht.
5. Anzeichen: Sie zerstören dein Selbstwertgefühl
Toxische Menschen sind nicht selten Narzissten. Sie wollen niemand starkes neben sich, sondern die Kontrolle behalten. Wie geht das am besten? Indem sie das Selbstwertgefühl der Partnerin oder des Partners torpedieren. Durch ständige Kritik und üble Sprüche sorgen sie dafür, dass sich ihr Gegenüber klein und mies fühlt. Das kann das Verhalten betreffen – „Da hast du dich wieder komplett daneben benommen“ – oder das Aussehen oder was auch immer kritisiert und gehässig angemerkt wird. Bestimmte Grenzen des normalen Respekts werden hier regelmäßig überschritten.
Diese Anzeichen haben Betroffene hellhörig werden lassen
Die Umfrage von Parship ergab folgende Warnsignale, die Betroffene genannt haben:
- wenn die Beziehung einem die ganze Energie raubt (86 %). Von den Frauen sagten das sogar 92 Prozent (Männer 79 %).
- Manipulation (81 Prozent) und verdrehte Wahrheiten (80 %)
- ein herabwürdigendes Verhalten der Partnerin oder des Partners (78 %)
- rücksichtsloses Verhalten (Frauen: 84 % / Männer: 69 %)
- grundlose Anklagen, unberechenbare Stimmungsschwankungen, Machtspiele und Diskussionen, die immer im Streit enden (77 %).
Was tun, wenn einen ein toxischer Mensch fertigmacht?
Schauen wir, wie es die Teilnehmer der Umfrage aus der misslichen Situation geschafft haben:
- Mehr als jeder Zweite hat die giftige Beziehung selbst beendet (52 %).
- 14 Prozent haben dafür die Hilfe eines Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe genutzt.
- 12 Prozent der Betroffenen haben sich über das Thema kundig gemacht und so aus der Krise herausgefunden.
Das können Betroffene tun
-> Wichtig ist es in erster Linie, sich selbst nicht weiter zu belügen, sondern sich klarzumachen, dass man in einer extrem ungesunden Situation steckt. Man tut sich damit keinen Gefallen und man sollte sich auch nicht vorgaukeln, dass man den toxischen Menschen an seiner Seite mal eben so ändern kann. Das wird nicht funktionieren.
-> Wenn man sich also seiner Situation bewusst ist, sollte man den Schritt wagen und sich Hilfe suchen. Idealerweise vertraut man sich einer nahen Person an. Sobald man einen Vertrauten mit im Boot hat, wird man merken, dass man sich selbst nicht mehr belügen kann, sondern endlich versuchen, aus der giftigen Beziehung zu entkommen. Das ist ungemein wichtig, weil wir in Gefühlsdingen gerne dazu tendieren immer wieder schwach zu werden. Aber mach dir klar: Dir tut diese Bindung nicht gut. Und sie wird auf Dauer dein Selbstwertgefühl und deine psychische Gesundheit zerstören.
-> Wer keine Freunde oder Verwandte einweihen möchte, zumal man in einer toxischen Beziehung ja auch oftmals isoliert wurde, der sollte sich an Selbsthilfegruppen wenden oder sich professionelle Hilfe suchen.
-> Macht euch immer klar: Euer psychisches Wohlbefinden ist genauso wichtig, wie eure physische Gesundheit. Also nehmt das ernst und geht nicht weit über eure Belastungsgrenze hinweg.
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Adressen: Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt
Wenn du oder jemand, den du kennst, Opfer psychischer Gewalt geworden ist, findest du Hilfe und Unterstützung beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ erreichst du unter der Rufnummer 08000 116 016 an 365 Tagen im Jahr, zu jeder Uhrzeit, anonym und kostenlos. Dolmetscherinnen helfen bei sprachlichen Barrieren.
Oder du nutzt die Telefonseelsorge, die rund um die Uhr unter 0800 111 0111 oder 0800 111 0222 erreichbar ist.
Hier finden Opfer wichtige Infos und Kontaktstellen auf der Seite der Polizei.
Hier findest du Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser in deiner Nähe. (Frauenhauskoordinierung: www.frauenhauskoordinierung.de, bff: www.frauen-gegen-gewalt.de)
Wichtige Infos gibt es auch bei Opferhilfeorganisationen wie: WEISSER RING e.V. (www.weisser-ring.de oder über das Opfertelefon des Weissen Ring e.V. unter Tel.: 116 006)
Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich der Information und ersetzen keine Diagnose beim Fachmann. Solltet ihr also selbst Opfer einer toxischen Beziehung sein oder toxische Verhaltensweisen in eurem Umfeld beobachten, wendet euch an eine Therapeutin*in oder eine Psycholog*in oder einen anderen Arzt oder Ärztin eures Vertrauens.