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Mode ohne Tierleid: So unterscheidet ihr Fellimitat von Echtpelz & findet pelzfreie Labels

Frau streichelt einen Fuchs
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Mode ohne Tierleid: Ist Fellimitat statt Echtpelz eine gute Lösung?

Auch Fake Fur steht in der Kritik. Das sollten Verbraucher*innen wissen.

Tiere in winzigen Käfigen, die vor sich hinvegetieren, bevor man ihnen grausam ihr Fell nimmt: Ist das ein Modetrend wert? Sicherlich nicht! Wer Kleidung mit Fell besitzt, und sich nicht sicher ist, ob es Fake Fur ist, kann das testen. Wie das geht und wie ihr Fur Free Retailer findet: Jetzt hier lesen.

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„Jährlich sterben weltweit etwa 100 Millionen Tiere wie Nerze, Füchse, Marderhunde, Chinchillas und Kaninchen für die Pelzindustrie. Doch Pelzfarmer*innen halten die nach wie vor erschütternde Anzahl an Tieren in engen Drahtkäfigen aus Gitterrosten und töten sie auf brutale Weise. Jegliche Kleidungsstücke aus oder mit Pelz bedeuten unfassbares Tierleid“, schreibt der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Seite.

Gerade Wildtiere wie Füchse, Nerze und Marderhunde sind besonders beliebte Pelzlieferanten. Zu Tausenden werden sie in winzige Drahtkäfige gepfercht. Kot und Urin fallen durch das Bodengitter, damit der wertvolle Pelz ja nicht schmutzig wird. Ihr kurzes Leben ist ein reines Dahinsiechen.

Auch Chinchillas, Nutrias, Zobel, Iltisse sowie Silber- und Blaufüchse vegetieren in großen Pelzfarmen in kleinen Gitterkäfigen vor sich hin. Und das alles der Mode willen?

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Viele Firmen setzen auf Kunstpelz

Längst ist es deshalb in unserer Gesellschaft zum Umdenken gekommen. Pelz zu tragen, ist verpönt. Dennoch halten sich Kleidungsstücke mit Fellbesatz hartnäckig in der Mode und hängen jedes Jahr im Herbst wieder in den Geschäften.

„Echtpelz wird in der Mode leider immer noch häufig verwendet. Selten als ganzer Pelzmantel, aber zunehmend als Jackenkragen, Mützenbommel oder als Besatz an Ärmeln und Schuhen“, weiß Tomas Pietsch, Wildtierexperte und Biologe bei Vier Pfoten Deutschland. „In dieser Form wird Pelz längst nicht mehr nur von Luxusmarken angeboten, sondern ist auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich geworden.“

Das Problem mit dem Fake Fur

Viele Firmen arbeiten jedoch auch mit Fake Fur, also Kunstpelz. Aber auch wenn es sich hier laut Aussage der Hersteller oft um Kunstpelz handeln soll, so gibt es leider auch hier Kritikpunkte.

Denn auch Kunstpelz ist nicht immer eine sichere Sache, was das Tierwohl angeht. Fakt ist: Nicht immer ist das, was draufsteht, auch drin. So kaufen wir oft Kleidung mit vermeidlichem Kunstfellbesatz, ohne zu wissen, dass es sich um echten Pelz handelt.

Noch gibt es hier leider nur eine mangelhafte Kennzeichnung für Pelzprodukte in der EU. Die Tierschutzorgasnisation PETA kritisiert: „Wenn bei einem Kleidungsstück Fell verarbeitet wird, muss laut der EU-Textilkennzeichnungsverordnung der Hinweis ‚Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs‘ auf dem Etikett angebracht werden. Da dieser Satz allerdings auch für Produkte mit anderen tierischen Bestandteilen wie Leder, Horn oder Daunen gilt, ist schwer zu erkennen, welcher Teil des Kleidungsstücks von einem Tier stammt und aus welchem Material er besteht.“

Bewusst falsch als Kunstpelz etikettierter Echtpelz taucht deshalb immer wieder im Handel auf. Denn Kunstpelz ist in der Herstellung aufwändig und teuer. Und so absurd das klingen mag: Echtes Fell, zum Beispiel von Katzen und Hunden aus China, ist dann in manchen Fällen billiger herzustellen, als realistisch wirkenden Kunstpelz.

So kommt es, dass immer wieder echter Pelz statt wie angegeben Fake Fur verwendet wird. Hier kann man sich als Verbraucher*in nicht immer sicher sein, wirklich zu wissen, was man kauft.

Am besten: Einfach komplett verzichten

Bevor man also Tierleid in Kauf nimmt: Finger weg von allen Mützen mit Fake-Bommeln oder Jacken mit Fellkragen und derartiger Mode. Auch wenn es kuschelig aussehen mag: Wir können ein Zeichen setzen, in dem wir aus diese Art Wintermode verzichten.

Ab besten im Sinne der Tiere ist es, ganz auf diese Art der Mode zu verzichten – egal ob Fake Fur oder echter Pelz. Denn auch wenn wir Kunstpelz tragen, suggerieren wir damit indirekt, dass es ästhetisch ist, das Fell von Tieren zu tragen – egal ob echt oder nachgeahmt.

Und so ändern wir unsere Sehgewohnheiten und Trends nie wirklich. Wir bleiben weiterhin an das Bild von Mode mit zierendem Fellbesatz gewöhnt. Dabei hat der kleine Fellrand an einer Kapuze oder die Bommel an der Mütze als solcher gar keinen wirklich wärmenden Nutzen. Wir könnten also einfach darauf verzichten.

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Für den Fall der Fälle: So könnt ihr Kunstpelz & echten Pelz unterscheiden

Was aber, wenn man einen Mantel mit Fellbesatz geerbt hat oder ein anderes Kleidungsstück im Schrank hängen hat, bei dem man nicht sicher ist, ob es sich dabei um echtes Fell oder Kunstfell handelt?

Wegwerfen wäre nicht im Sinne der Nachhaltigkeit und letztlich kann man damit auch ein Tierleben nicht mehr retten, das längst vorbei ist. Aber dennoch möchte man wissen, ob es echter oder unechter Pelz ist, oder?

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann hier mit ein paar ganz leichten Tricks herausfinden, ob der Pelz synthetisch hergestellt wurde oder doch ein Tier dafür leiden musste.

Es gibt verschiedene Methoden, das zu testen. Tomas Pietsch, Experte von Vier Pfoten, erklärt, wie es geht:

Der Unterwolle-Test

„Bei langen, ungeschnittenen Pelzen kann man die Oberhaare auseinander ziehen. Wenn unter den langen Haaren Unterwolle, also viele ganz zarte Härchen, auftaucht, handelt es sich um echten Pelz.“

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Der Leder-Test

„Echtpelz wird auf dem Leder, auf dem er gewachsen ist, verarbeitet. Kunstpelzfasern werden hingegen auf allen möglichen (künstlich hergestellten) Stoffen aufgenäht. An dem Gewebe, das sich unter dem Pelz befindet, kann man also auch erkennen, ob es sich um Echtpelz handelt.“

Im Labor werden Pelzproben untersucht
Credit: Vier Pfoten

Der Wind-Test

„Man kann ganz leicht über das Pelzteil an der Kleidung pusten. Echte Haare bewegen sich schon bei dem leichtesten Lüftchen, Kunstpelz ist oft schwerer und bewegt sich nicht so leicht.“

Der Geruchs-Test

„Schwerer durchführbar, aber dafür sehr sicher, ist folgender Test: Man verbrennt einige Haare des Pelzes. Wenn man beim Verbrennen synthetischen Geruch wahrnimmt und die Haare zu kleinen Klümpchen verschmelzen, handelt es sich definitiv um Kunstpelz.“

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„Fur Free Retailer“: So findet ihr Marken, die auf Pelz verzichten

Wer noch einen Schritt weiter gehen und wirklich zu 100 Prozent ausschließen will, dass für den Pelzkragen an der neuen Jacke ein Tier leiden musste, kann bei Labels einkaufen, die am „Fur Free Retailer“-Programm teilnehmen. Große Ketten wie Esprit, Zara oder H&M haben sich freiwillig dazu verpflichtet, keinerlei Echtpelz mehr für ihre Kleidung zu verwenden.

Hier kannst du nachsehen, welche Marken Mitglied des „Fur Free Retailer“-Programms sind: https://furfreeretailer.com/

​Auch beim deutschen Modelabel s.Oliver verzichtet man bewusst auf echtes Fell: „Die Attraktivität eines noch so schönen Produktes hängt nach unserer Ansicht ganz entscheidend davon ab, dass dieses in der Herstellung ethischen und ökologischen Kriterien gerecht wird.“

​Bleibt nur noch der Appell an euch: Seid euch bei jedem Einkauf bewusst: Kein Tier sollte leiden oder gar sterben müssen, nur weil wir uns modisch kleiden wollen. Wir können Tierleben retten, indem wir uns darüber Gedanken machen, wie ein Produkt hergestellt wurde.

Das betrifft in allererster Linie unsinnige Dinge wie Pelz, aber auch die Frage, ob Kleidung unter fairen Bedingungen fabriziert wurde und ob es im Sinne von Nachhaltigkeit ist, sich ständig neue Kleidung zu besorgen, oder ob Kleidertausch, Secondhand und ein wenig Einschränkung im Konsum nicht sinnvoller wäre.