Inhaltsverzeichnis
- „Musik ist wie Therapie“
- Aller Anfang ist in Berlin
- Platz 18 in Dänemark
- Für den Erfolg braucht es Durchhaltevermögen
- Das Album „Liebe & Krieg“
- Als Frau in der Männer-dominierten Musikwelt
- Livetermine: ela. on Tour
Die meisten Menschen kennen die Powerfrau mit den kurzen, wasserstoffblonden Haaren und der unverwechselbaren Stimme vielleicht noch vom Eurovision Songcontest 2014. Damals trat sie mit ihrer Band Elaiza für Deutschland an und belegte mit ihrem Song „Is It Right“ den 18. Platz.
Seit letztem Jahr ist Ela (ausgesprochen „Ella“) aber solo unterwegs. Am Valentinstag 2020 veröffentlichte sie ihr Debütalbum „Liebe & Krieg„. Ihre Lieder singt sie mittlerweile auf Deutsch statt auf Englisch – und auch sonst hat sich das Leben der Songwriterin seit ihrem Auftritt in Dänemark vor sechs Jahren um 180 Grad gedreht.
Doch Elas Weg in die Musikwelt begann schon viel früher. Wir haben die Wahlberlinerin in Köln zum Interview getroffen und erfuhren, wie sie schon als Teenie ihrem Leben auf dem Dorf entfloh, welche Hürden sie bis zur Veröffentlichung ihres ersten Albums meistern musste und warum sie findet, dass Frauen in der Musikbranche viel zu häufig unterschätzt werden.
„Musik ist wie Therapie“
Geboren wird Ela, die mit bürgerlichem Name Elzbieta Steinmetz heißt, 1992 in der Ukraine. Sie bekommt die Musik quasi in die Wiege gelegt: Ihre Mutter ist Opernsängerin, ihr leiblicher Vater Gitarrist. Nach dem Tod ihres Vaters wandert Ela zunächst gemeinsam mit ihrer Mutter nach Polen und später zu ihrem Stiefvater nach Deutschland aus.
Im Saarland, wo Ela dann auch zur Schule geht, ist das Leben nicht ganz einfach für die gebürtige Osteuropäerin. „Für mich als Teenie auf dem Dorf war es nicht immer so leicht„, so die heute 27-Jährige. „Ich war halt die Ausländerin und habe schon früh Erfahrungen damit gemacht, was Rassismus eigentlich bedeutet.“
Diese Erfahrungen beginnt Ela schon früh in der Musik zu verarbeiten. Mit Zwölf fängt sie an, Klavier zu spielen und ihre eigenen Songs zu schreiben. So entdeckt sie nicht nur ihre Leidenschaft fürs Songwriting, sondern zudem eine Möglichkeit, die Dinge zu reflektieren und zu bewältigen, die sie durchmachen musste. „Musik ist wie Therapie“, sagt Ela auch heute noch.
Aller Anfang ist in Berlin
Es ist ausgerechnet eine Platte der Band Silbermond, die für die 15-jährige Ela zum Türöffner in die Musikbranche wird. Schon damals ist für sie klar, dass sie Musik machen möchte – aber eben nicht, wie sie das schaffen könnte.
„Und dann habe ich zum Geburtstag eine Silbermond-Platte bekommen. Ich habe hinten drauf geschaut, wer sie produziert hat. Das war damals Ingo Politz. Und dem habe ich dann einfach meine Musik geschickt“, erzählt Ela im Interview.
Elas Musik gefällt den Produzenten und so beginnt der Teenie mit 16 zwischen dem Saarland und Berlin hin und herzupendeln. Sie muss ihrer Mutter versprechen, trotzdem das Abitur zu machen – doch nebenbei und in jeder freien Minute schreibt sie Songs, nimmt Musik auf und lernt die Ins und Outs der Musikwelt.
In Berlin lernt Ela dann – einige Jahre später – die Akkordeonistin Yvonne Grünwald und die Kontrabassistin Natalie Plöger kennen. Zwischen den drei Frauen stimmt die Chemie und so wird aus ihnen „Elaiza„. Die Band spielt vor allem in kleinen Cafés, teilweise vor nur einem Dutzend Menschen, die zum Großteil aus Freunden der Musikerinnen bestehen.
Platz 18 in Dänemark
Die Leben von Ela, Yvonne und Natalie verändern sich schlagartig, als sie am Vorentscheid des Eurovision Song Contest 2014 teilnehmen – und den Wettbewerb für sich entscheiden. Plötzlich geht alles ganz schnell. „Man wird wirklich ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich damals 21-jährige Ela heute und erzählt von ihren vielen Erfahrungen vor und während des ESC.
„Wir waren viel unterwegs und später auch europaweit auf Tour. Wir waren wirklich überall – von Markus Lanz bis Stefan Raab. Das war eine aufregende Zeit, wir haben viel mitgenommen. Viel gelernt. Sehr viel gelernt.“
Am Ende landen Elaiza mit dem Song „Is It Right“ auf Platz 18 von 26. Manch einer mag das negativ werten, doch für Ela ist der Wettbewerb das Sprungbrett für eine Karriere als Songwriterin. Es scheint, als wäre es nur die große Bühne gewesen, die Ela bislang fehlte, um von ihren Kollegen in der Musikbranche endlich wahrgenommen zu werden.
Ich wollte schon immer Songs für andere schreiben, aber ich wurde damals nie wirklich ernst genommen.
„Viele vergessen, dass der ESC ein Komponistenwettbewerb ist. Da geht es also eigentlich um die Texte und die Autoren, die dahinterstecken“, erklärt Ela im Interview. „Ich wollte schon immer Songs für andere schreiben, aber ich wurde damals nie wirklich ernst genommen. Vor allem als junges Mädel. Es wollte keiner mit mir zusammenarbeiten. Und beim ESC standen wir da mit meinem Song – der plötzlich weltweit erfolgreich wurde.“
Für den Erfolg braucht es Durchhaltevermögen
Nach Elaizas Teilnahme am ESC erhält Ela immer mehr Anfragen von Künstlern und Songwritern, die mit ihr zusammenarbeiten wollen. Sie beginnt Lieder auch auf Deutsch zu schreiben – etwas, vor dem sie zuvor zurückgeschreckt war.
„Im Englischen kannst du dich wirklich hinter Toplines verstecken. Im Deutschen verstehst du alles„, meint Ela. „Deswegen habe ich mich erstmal selbst versteckt und Texte für andere geschrieben.“
Mit „andere“ meint die bescheidene Musikerin in dem Fall auch deutsche Größen wie Schlagerqueen Helene Fischer, Pop-Sänger Adel Tawil und „The Voice Kids“-Star Mike Singer. Aber auch für Sarah Lombardi und viele weitere Künstler textet Ela.
Irgendwann merkt die Songwriterin, dass es ihr gefällt, sich auf so ehrliche Art in ihrer Fast-Muttersprache auszudrücken. Sie entscheidet sich, ein Solo-Album zu produzieren. Stolze 16 Songs landen auf der Platte „Liebe & Krieg“. Doch mit einem fertigen Album ist es nicht getan – oder wie Ela es formuliert: „Dann ging der Wahnsinn erst richtig los.“
Es ist nicht cool, wenn man ständig Leute vor sich hat, die einem erzählen, dass man falsch ist.
Viele Plattenfirmen lehnen Elas Album ab – zumindest in seiner ursprünglichen Form. Sie verlangen einen anderen Look von Ela, einen anderen Sound; schlagen ihr sogar vor, es doch mit Schlagern zu probieren.
„Ich habe kurz gedacht, ich bin im falschen Universum“, erzählt Ela. „Ich habe echt gedacht: Fuck, studiere ich jetzt doch Mathe? Es ist nicht cool, wenn man ständig Leute vor sich hat, die einem erzählen, dass man falsch ist.“
Das Album „Liebe & Krieg“
Doch Ela lässt sich nicht verbiegen. Sie glaubt an ihr Album, an ihren Sound – an sich selbst. Also vergisst sie das Mathematikstudium und entscheidet sich, ihre Songs selbst und ohne ein Label zu veröffentlichen. Es folgt nicht nur großer Zuspruch von Fans, sondern auch von anderen Künstlern. Darunter niemand Geringeres als Sängerin Sarah Connor.
Sarah teilt das Musikvideo zu Elas dritter Veröffentlichung „Fahrtwind“ mit ihren Fans – ein tolles und emotionales Video, das starke Frauen in den Fokus rückt.
Anschließend geht Ela dann sogar als Support mit Sarah auf Tour. Dieser Push ist es, der schließlich dazu führt, dass sich doch noch eine Plattenfirma (Sony Music) findet, die Elas Album veröffentlichen will.
„Liebe & Krieg“ erscheint am 14. Februar 2020. Für Ela ein großer Moment: „Ich war so stolz, als das Album endlich draußen war, weil es hat so viel Energie, Kraft und vor allem Durchhaltevermögen gekostet. Es freut mich, dass es dann doch aufgegangen ist. Die Leute feiern es eben doch, wenn man so ist, wie man ist. Und das war für mich die beste Bestätigung, die es gibt.“
Ich glaube, Frauen werden gerne unterschätzt.
Als Frau in der Männer-dominierten Musikwelt
Elas Geschichte ist noch lange nicht zu Ende geschrieben – und doch zeigt sie ganz deutlich, wie groß die Herausforderung für aufsteigende Künstler in der Musikbranche wirklich ist. Eine Frage, die man sich da ganz automatisch stellt: Haben es Frauen besonders schwer? In den meisten Jobs ist das schließlich der Fall, wenn es um den beruflichen Aufstieg geht.
„Ich glaube, Frauen werden gerne unterschätzt“, findet Ela. „Wir sind in einem riesigen Prozess. Bis es wirklich ausgeglichen ist, das dauert noch ein bisschen. Man muss sich einfach durchsetzen und die nötige Kraft aufbringen. Aber das ist ja bei allem so. Es werden nicht genug Räume für Frauen gemacht, finde ich. Das ist voll schade.“
Vor allem die Ansprüche, die an Musikkünstlerinnen gestellt werden, seien enorm, sagt Ela. Beispielsweise wenn es um Äußerlichkeiten geht. Sie selbst machte Erfahrungen damit, dass man ihr vorschreiben wollte, wie sie aussehen und sich präsentieren sollte. „Warum muss ich Größe 34 haben?“, erinnert sich die Sängerin. „Das war ein Thema, bei dem es eine Weile gedauert hat, bis ich mich davon lösen konnte.“
Heute weiß die junge Frau, dass sie keine Angst davor haben muss, sie selbst zu sein. Ela meint: „Ich bin eine große Verfechterin davon, dass eine Frau einfach so sein kann, wie sie möchte.“
Mein Ziel war es nie, in irgendeine Schublade zu passen. Ich mache alles so, wie ich es für richtig halte. Und freue mich, wenn die Leute das annehmen.
Livetermine: ela. on Tour
Wegen der Coronakrise habt ihr erst nächstes Jahr wieder die Gelegenheit Ela live zu sehen.
- 05.10.2021 Stuttgart, Im Wizemann
- 06.10.2021 München, Strom
- 07.10.2021 Wien, B72
- 08.10.2021 Frankfurt, Brotfabrik
- 09.10.2021 Neunkirchen, Alte Gebläsehalle
- 10.10.2021 Köln, Luxor
- 11.10.2021 Dortmund, FZW Club
- 12.10.2021 Hannover, LUX
- 13.10.2021 Hamburg, Nochtwache
- 14.10.2021 Berlin, Lido
- 15.10.2021 Leipzig, Naumanns