Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet Slow Travel eigentlich?
- Darum liegt Slow Travel voll im Trend
- Fünf Slow Travel Ideen zum Ausprobieren
- 1. Slow Travel: Roadtrip statt Pauschalurlaub
- 2. Slow-Travel: Bummeln statt Sightseeing
- 3. Slow Travel: Nebensaison statt Hauptsaison
- 4. Slow Travel: Ferienhaus statt Hotel
- 5. Slow Travel: Long Stay statt Kurzurlaub
Corona hat alles verändert. Aus dem Nichts haben wir geliebte Menschen verloren und hatten während des Lockdowns viel Zeit, um über unser Leben nachzudenken. Darüber, was wirklich zählt, worauf wir nicht verzichten können.
Ich bin kein Fan davon, im Zusammenhang mit Corona von Entschleunigung zu sprechen. Denn Corona ist ein Virus, das Menschen krank macht und tötet. Es denkt nicht und hat keinen eigenen Willen oder einen Plan, den es verfolgt.
Weil wir Menschen aber in allem einen Sinn suchen, reden wir von einem „neuen Bewusstsein“ für das Wesentliche oder von einem „entschleunigten Alltag“, den wir durch Covid-19 kennen- und sogar lieben gelernt haben. Wahrscheinlich, um in der Krise nicht vollkommen den Verstand zu verlieren.
So mussten wir im Frühjahr und Sommer 2020 einsehen, dass der Horizont doch nicht so weit ist, wie wir immer gedacht haben. Corona hat unsere Mobilität stark eingeschränkt. Es ging kaum ein Flieger, die Bahnen blieben halb leer. Der Weg zum Supermarkt war für viele lange Zeit der einzige Gang nach draußen.
Jetzt, wo das Reisen wieder erlaubt ist, und die Ländergrenzen vorsichtig öffnen, ist die Sehnsucht nach Veränderung groß. Doch unsere Einstellung zum Reisen ist eine andere geworden. Wir wollen mehr, wir wollen Intensität. Ohne große Risiken. Ein neuer Trend macht sich breit: Das Slow Travelling.
Was bedeutet Slow Travel eigentlich?
Slow Travel, auf Deutsch „langsames Reisen“, ist keineswegs eine neue Erfindung. Das Konzept hängt eng mit der Slow-Movement-Bewegung der 1980er Jahre zusammen. Wie beim Slow-Food-Trend als Antwort auf das ungesunde Fast Food geht es auch beim Slow Travelling um einen bewussten Umgang mit den Ressourcen.
Slow Travel ist der Gegenentwurf zum Massentourismus. Durchgeplante Pauschalreisen oder Kreuzfahrten mit vorbestimmten Stopps und engmaschigen Zeitplänen lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Kontakt mit den Einheimischen? Fehlanzeige. In Poolanlagen oder an Touri-Stränden bleibt uns das eigentliche Urlaubsland verborgen.
Wer langsam und bedächtig verreist, bestimmt selbst, wann und wie lange er an einem Ort verweilen will – typisch für selbstorganisierte Individualreisen. Am liebsten an menschenleeren Plätzen, wo man endlich mal wieder atmen kann und wo der Tapetenwechsel zu einem echten Perspektivwechsel wird.
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Darum liegt Slow Travel voll im Trend
Wer heute von Slow Travelling spricht, denkt nicht nur an den aufgezwungenen Stillstand durch Corona, sondern auch an den Klimawandel und die „Friday’s for Future“-Märsche.
Nachhaltiges Reisen ist in Zeiten von schmelzenden Gletschern und brennenden Regenwäldern die einzig logische Konsequenz. Mit unserem Jetset-Life zerstören wir den Planeten, sodass wir am Ende nichts mehr haben, wo wir hinreisen könnten.
Aber es gibt noch einen Grund für das Aufleben des Slow-Travel-Trends: Achtsamkeit ist hip geworden. Wir zelebrieren sie als Teil unseres gesunden Lifestyles – mit grünen Smoothies und Yoga-Kursen. Daran ist nichts auszusetzen. Solange wir es für uns selbst tun und nicht, um neue Klicks oder Follower zu sammeln.
Fünf Slow Travel Ideen zum Ausprobieren
Richtig gelebt, ist das Slow Travelling nicht nur ein Hashtag, sondern eine Lebenseinstellung. Wer es ernst meint, kann damit das Klima retten – zumindest ein klein wenig.
Zur Inspiration und für ein besseres Verständnis davon, was Slow Travel eigentlich bedeutet, habe ich ein paar konkrete Ideen für einen langsamen und entspannten Urlaub herausgesucht. Probiert es aus und verändert die Welt!
Wichtig: Slowness entsteht nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess und eine Art der Weltwahrnehmung. Die folgenden Tipps sind nur eine Anregung.
1. Slow Travel: Roadtrip statt Pauschalurlaub
Der Slow-Travel-Trend steht unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Statt die Hinfahrt nur als notwendiges Übel hinzunehmen, wird die (Durch oder Rund-)Reise zum Spektakel. Der Inbegriff dessen ist der Roadtrip.
Das Vanlife, also das Urlauben im eigenen Van oder Camper, wird immer beliebter. Kein Wunder, denn hier bestimmt ihr das Tempo selbst. Ihr könnt weiterziehen, wann immer es euch gefällt, und seid nicht einmal auf einen Campingplatz angewiesen. Vorausgesetzt, ihr findet einen Fleck, wo wildes Campen erlaubt ist.
Noch ein Vorteil gegenüber dem Pauschalurlaub per Flieger: Ihr seht mehr von der Landschaft und bekommt ein besseres Gefühl für das Urlaubsziel. Durch die ständige Bewegung fühlt sich der Urlaub außerdem länger an, weil ihr nicht nur faul am Pool herumhängt.
Einen kleinen Haken hat die Sache aber: Ihr seid auf ein Auto oder einen anderen fahrbaren Untersatz angewiesen. Das geht wiederum auf Kosten der Umwelt. Alternativ könnt ihr einen Train-Trip ausprobieren und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die Gegend erkunden.
Damit ihr dabei nicht von Ort zu Ort hechelt, sondern Slow-Travel-like entspannen könnt, solltet ihr euch Zeit nehmen und nicht die ganze Reise im Voraus planen. Überlegt spontan, ob ihr noch einen Tag vor Ort dranhängen wollt. Flexibilität ist sowieso das Wichtigste beim Slow Travelling.
Lesetipp: Nachhaltig reisen: 10 Tipps für umweltfreundlichen Urlaub
2. Slow-Travel: Bummeln statt Sightseeing
Slow Travelling ist eine Ode an das Spazieren! Wer trödelt und bummelt, lebt im Hier und Jetzt. Nehmt euch den Luxus raus und lasst das Navi ausgeschaltet. Verlauft euch und entdeckt dabei ganz neue Ecken – selbst von altbekannten Orten oder der eigenen Stadt. Mal keinen Plan zu haben, ist herrlich befreiend.
Statt der nächsten Sehenswürdigkeit hinterherzueilen, genießen wir jetzt das süße Nichtstun. Setzt euch in den Park oder in ein Café und beobachtet die Menschen. So bekommt ihr ein viel authentischeres Bild von eurem Reiseziel und fühlt euch mehr in der Gegenwart verankert. Im besten Fall werdet ihr ein Teil von dem Geschehen und seid nicht bloß ein passiver Tourist.
Ihr könnt das Slow Travelling auch gezielt nutzen, um eure Sinne zu schulen. Beispielsweise bei einem Waldbad. Konzentriert euch auf euren Atem, wenn ihr im Wald unterwegs seid. Spürt den weichen Boden unter euren Füßen, die Luft in euren Lungen und nehmt euch Zeit, um in die Stille zu lauschen.
Anders als beim Aktivurlaub geht es beim Slow Travel nicht um Nervenkitzel. Das bewusste Wahrnehmen des Augenblicks hat Priorität. Dazu gehört das wunderbare Gefühl der Demut, das uns überkommt, wenn wir klein und unbedeutend riesigen Bergen gegenüberstehen. Nie werdet ihr dem Alltag mehr entrückt sein.
3. Slow Travel: Nebensaison statt Hauptsaison
Sofern es euer Job erlaubt und ihr nicht durch schulpflichtige Kinder an die Ferienzeit gebunden seid, reicht es manchmal schon, sich das beliebte Urlaubsland jenseits der Hauptsaison anzusehen. Wenn nur noch die Einheimischen dort sind, zeigt sich selbst eine Touristenhochburg wie Mallorca von einer neuen Seite.
Dazu lesen: Mallorca im Winter? 5 Tipps für euren perfekten Malle-Urlaub zur Nebensaison
Da in der Nebensaison viele Geschäfte und Restaurants schließen, ist man auch im Urlaub automatisch zur Entschleunigung gezwungen. Und das kann verdammt schön sein! Denn durch die eingeschränkte Auswahl sucht ihr direkt viel bewusster nach neuen Erlebnissen.
Besucht dieselben Wochenmärkte wie die Locals, versorgt euch womöglich sogar selbst und genießt das Gefühl, in der Fremde zu Hause zu sein. Unbezahlbar – genauso wie leere Strände und freie Fahrt auf den Straßen. Apropos bezahlen: Sparen tut ihr mit einem Urlaub in der Nebensaison natürlich nebenbei auch noch.
Lesestoff: Low Budget Urlaub: 10 Tricks, mit denen ihr richtig viel Geld spart
4. Slow Travel: Ferienhaus statt Hotel
Eine Pauschalreise mit 08/15-Hotel und reservierten Poolliegen kommt für Slow Traveller nicht in Frage. Individuelle Ferienhäuser oder -wohnungen werden dagegen immer beliebter. Nicht nur, weil man hier mehr Privatsphäre hat und ausschlafen kann, ohne das Frühstück zu verpassen.
Der Urlaub dehnt sich ungemein, wenn man wohnt, statt nur übernachtet. Für mehr Freiheit sorgt ein (Miet-)Wagen, mit dem man die Umgebung auf eigene Faust auskundschaften kann – ohne sich in eine Schlange für Touri-Ausflüge einzureihen.
Beim Einkaufen im Supermarkt kann man Kontakt zu den Einheimischen knüpfen. Macht zwar kaum einer, aber es wäre eine gute Gelegenheit. Wer das indigene Leben besser kennenlernen will, mietet ein Zimmer in einem normalen Wohnhaus, wo man wirklich mit den Einheimischen zusammenlebt.
Wer sich bei seinem Jahresurlaub gerne etwas Außergewöhnliches gönnt, muss sich jetzt nicht schlecht fühlen. Luxusvillen oder ausgefallene Wohnmöglichkeiten wie Baumhäuser dürfen weiterhin besucht werden. Denn auch der bewusste Genuss passt zur Slow Travel Idee: Hotels mit Nachhaltigkeitskonzept oder Ayurveda-Ernährungsplan liegen im Trend.
Lesetipp: Unbekannte Reiseziele: Diese 10 Urlaubsorte sind echte Geheimtipps!
5. Slow Travel: Long Stay statt Kurzurlaub
Eigentlich logisch: Wer länger an einem Ort bleibt, fährt das Tempo automatisch herunter. Man ist nicht mehr überwältigt von allem und umgekehrt aufmerksamer für Details. Das macht den Urlaub nicht kurzweiliger, aber intensiver. Und genau das ist das Ziel beim Slow Travelling.
Gleichzeitig kommt man besser zur Ruhe. Wer weiß, dass er noch zwei Wochen vor Ort hat, kann sich eher fallen lassen, als bei der Aussicht, morgen abreisen zu müssen. Ein Long-Stay-Trip ist bei Fernreisen fast ein Muss. Ein langer Urlaub rechtfertigt zudem eher den CO2-Fußabdruck, den man durch das Fliegen verursacht.
Doch Slow-Travel-technisch spricht unter den richtigen Bedingungen auch nichts gegen einen Kurzurlaub. Das gilt insbesondere für einen Trip zu einem Ort, den man bereits kennt. Die Eingewöhnungszeit entfällt hier und man kann direkt mit dem Entspannen und Leben starten.
Selbst Staycation, der Urlaub zu Hause, steht unter dem Zeichen der neuen Slowness. Zumindest dann, wenn ihr euch daheim bewusst Dinge gönnt oder in einem neuen Hobby aufgeht. Das ist das Schöne daran: Man muss nicht in die Ferne schweifen, um die neue Langsamkeit zu feiern.
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