Fair ist es nicht, dass Menschen allein wegen ihres Namens vorverurteilt werden, leider aber noch heute, im Jahr 2024 die Realität. Sowohl die Job- als auch die Wohnungssuche können zu einem wahren Spießrutenlauf werden, trägt man keinen’typisch‘ deutschen Namen.
Selbst Kindern wird oft schon ein gewisses Verhalten oder gar eine Lernschwäche angedichtet, wenn sie bestimmte Namen tragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Oldenburger Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Astrid Kaiser in Zusammenarbeit mit ihrer Mitarbeiterin Julia Kube von der ‚Arbeitsstelle für Kinderforschung‘.
Mithilfe eines Online-Fragebogens befragten sie 2.000 Grundschullehrer*innen nach ihrer Einschätzung zu Kindernamen. 500 der Fragebögen werteten sie dabei besonders detailliert aus.
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Das Ergebnis: Klassische Vornamen wie Sophie oder Maximilian werden mit positiven Attributen wie freundlich, fleißig oder leistungsstark in Verbindung gebracht. Kevins, Chantals, Justins oder Jaquelines hingegen werden in die Schublade „leistungsschwach“ und „verhaltensauffällig“ gesteckt.
Kategorisieren ist unser Naturell
Wir Menschen neigen dazu, andere in Kategorien zu stecken. Mit einem Namen assoziieren wir beispielsweise den sozialen Status und die Intelligenz eines Menschen, selbst, wenn wir die Person noch nie gesehen oder auch nur ein Wort mit ihr gewechselt haben.
Und auch Lehrer*innen können sich nicht davon frei machen, Kindern aufgrund ihres Namens positive oder negative Attribute anzudichten, wie die Ergebnisse der Studie erschreckenderweise zeigen.
Überspitzt dargestellt kann man sagen, man kann seinem Kind mit einem „falschen“ Namen die schulische und damit auch berufliche Karriere verbauen – oder zumindest den Weg zum Erfolg steiniger machen als notwendig.
Allerdings bedeuten die Studienergebnisse auch, dass Lehrer und Lehrerinnen für die Gefahr der Vorverurteilung sensibilisiert werden müssen. Denn, das hat die Studie eindeutig gezeigt, nur ein sehr geringer Teil der befragten Lehrkräfte, konnte eine „kritische Distanz zu Vorannahmen in Verbindung mit Vornamen“ halten, wie es in der Pressemitteilung zu den Ergebnissen der Untersuchung heißt.
Vornamen, die positiv bewertet wurden
Dass wir bestimmte Vornamen mit gewissen Wesens- und Charakterzügen verbinden, liegt an den Rückschlüssen, die wir aus diesen Namen ziehen. Denn der Name eines Kindes gibt immer auch ein bisschen Auskunft über die Eltern. Bei der Vergabe von Kindernamen lassen sich nämlich Muster erkennen.
Akademiker-Eltern legen viel Wert darauf, dass das Kind einen soliden, oft auch alten Namen hat, wie beispielsweise Johann, Maria, Charlotte oder Simon. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass intelligente und erfolgreiche Eltern viel Wert darauf legen werden, auch ihre Kinder zu erfolgreichen und gut gebildeten Menschen zu machen.
Aus der von Kaiser und Kube durchgeführten Befragung ging hervor, dass Lehrer*innen Mädchen mit den Namen Marie, Charlotte, Hannah und Sophie für leistungsstarke Kinder halten. Bei den Jungen waren es die Namen Alexander, Lukas, Simon und Jakob.
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Vornamen, die negativ bewertet wurden
Im Gegenteil dazu assoziieren Lehrer*innen und auch viele andere Menschen mit Namen wie Mandy, Jaqueline, Angelina, Chantal, Justin, Maurice, Kevin oder Marvin leistungsschwache Kinder, die aus einem sozial schwächeren Umfeld stammen.
Denn Eltern mit geringerer Bildung lassen sich häufiger von Film, Musik und Fernsehen bei der Namenswahl inspirieren. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Name Kevin, aus dem Film ‚Kevin allein zu Haus‘. Anfang der 90er verbreitete sich der Name rasend schnell. Doch viele Kevins waren keine schulischen Überflieger, sorgten für Unruhe in der Klasse und waren verhaltensauffällig. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, soll ein Lehrer damals in der Online-Umfrage geschrieben haben.
Trendige Namen, die unserer aktuellen Zeit entspringen und häufig berühmte Vorbilder haben, sind also eher gefährdet, von Vorurteilen belastet zu werden. Auch wenn sie heute nicht negativ besetzt sind, so zeigen Namen wie Kevin und Chantal, dass sich das schnell ändern kann.
Und jetzt?
Wer sich Sorgen darüber macht, welchen Namen er seinem Kind geben kann, der baut am besten auf einen traditionellen Namen wie Sophie, Maria, Alexander oder Maximilian. Aber auch moderne, kurze Namen wie Jonas, Mia, Ben, Lea, Tom oder Leon kann man seinem Kind bedenkenlos geben. Im Trend liegen außerdem Namen aus skandinavischen Ländern.
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Ein Blick auf aktuelle Listen beliebter Namen lohnt sich deshalb immer. Denn entweder findet man dort einen Namen, den man ganz toll findet oder man stellt fest, dass das Kind auf gar keinen Fall so heißen soll wie alle anderen.
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Und dann gibt es noch die Möglichkeit, seinem Kind nicht nur einen, sondern auch einen zweiten Vornamen zu geben. Eltern können also – wenn sie unbedingt möchten – auch ein bisschen mit dem Namen experimentieren. Im Zweifel entscheidet sich das Kind irgendwann selbst für seinen Rufnamen.
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Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Ihr seid die (werdenden) Eltern und deshalb entscheidet ihr allein, wenn es darum geht, welchen Vornamen euer Baby tragen soll. Lasst euch nicht vom komischen Blick der Schwiegermutter oder dem Kommentar des Onkels verunsichern. Gefällt euch beiden der Name, gebt ihr eurem Baby diesen Namen.