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Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft: Symptome, Ursachen & Behandlung

Hochschwangere Frau hat sich einen breiten Klettgürtel um das Becken gelegt, welcher den großen Babybauch stützt.
© AdobeStock/ Людмила Ильина

Symphysenschmerzen: Wie sie entstehen und was dagegen hilft

Ziehende Schmerzen im Bereich des Schambeins, die in Oberschenkel und Rücken strahlen, sind nicht selten in der Schwangerschaft. Was gegen die sogenannten Symphysenschmerzen hilft, wissen wir.

In der Schwangerschaft verändert sich viel im Körper einer Frau. Besonders die Hormonumstellung sorgt an der einen oder anderen Stelle für Unbehagen, wie beispielsweise die Morgenübelkeit in den ersten Schwangerschaftswochen.

Auch für die sogenannten Symphysenschmerzen sind bestimmte Schwangerschaftshormone verantwortlich. Was genau die Symphyse ist, wo sie sitzt, was dazu führt, dass sie Schmerzen verursacht und wie man ihnen entgegenwirken kann, lest ihr bei uns.

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Was ist die Symphyse?

Immer da, wo zwei Knochen mit einem Knorpel verbunden sind, findet sich eine Symphyse. Eine Symphyse ist eine Art knorpeliges Gelenk. Jedoch mit sehr geringem Bewegungsspielraum. Tatsächlich bewegt sich eine Symphyse nur, wenn sie muss, wenn sie also unter starkem Druck oder Zug steht.

Sowohl die Bandscheiben als auch die Schambeinfuge sind Symphysen. Und letztere ist, welche Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel oder auch nach der Geburt Schmerzen am Schambein verursachen kann, die in den Rücken oder auch die Oberschenkel ausstrahlen können.

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So entstehen Symphysenschmerzen

Als Vorbereitung auf die Geburt schüttet der Körper der Schwangeren Hormone aus, die ihn auf die Geburt vorbereiten, indem sie Bänder, Sehnen und auch Knorpel elastischer machen. Auch die Bänder des Beckens und die knorpelige Symphyse werden weicher. Das erleichtert Mutter und Kind die spätere Geburt.

Durch das Mehr an Elastizität, das wichtig für den Geburtsvorgang ist, kommt es zu einer Lockerung des gesamten Beckenbereichs. So kann sich beispielsweise der Symphysenspalt um bis zu vier Millimeter verbreitern. Das wiederum kann dafür sorgen, dass sich die Beckenknochen verschieben, um das Becken breiter zu machen. Diesen gesamten Prozess bezeichnen Ärzt*innen als Symphysenlockerung.

Ist die Symphysenlockerung sehr stark ausgeprägt, können Schmerzen auftreten, weil der Druck auf den Knorpel, die Symphyse, nun viel größer ist. „Diese Beschwerden treten typischerweise in der Schwangerschaft auf und sind durch eine Lockerung der knöchernen Verbindungen und Dehnung der Mutterbänder bedingt“, erklärt Gynäkologe Dr. Norbert Scheufele.

Übrigens: Symphysenschmerzen kennen nicht nur Schwangere. Auch sportlich aktive Menschen können unter den Schmerzen im Beckenbereich leiden. Unter anderem können Eishockeyspieler*innen, Fußballer*innen und Reiter*innen vermehrt davon betroffen sein.

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Symptome für Symphysenschmerzen

Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und doch kommt man sich mit dem einen oder anderen Wehwehchen so vor. Plötzlich tun Bewegungen weh, die man eben noch problemlos ausführen konnte. Auch Symphysenschmerzen können plötzlich auftreten und einen stechenden Schmerz verursachen. Oft halten die Schmerzen dann über längere Zeit an.

Betroffene Regionen von den ausstrahlenden Schmerzen aus dem Bereich des Schambeins sind die Hüfte und die Beine, zum Teil auch der Rücken. Besonders schmerzt die Symphysenlockerung bei folgenden Bewegungen:

  • Gehen
  • lange Stehen
  • Treppensteigen
  • Aufstehen aus dem Sitzen
  • Anheben eines Beins
  • Vorbeugen
  • Umdrehen im Liegen

Wie fühlen sich Symphysenschmerzen an?

Haben sich die zwei Beckenschaufeln durch eine übermäßige Lockerung des Beckens verschoben, bemerken Schwangere Schmerzen bei Bewegungen wie dem Treppensteigen und Gehen, aber auch beim Liegen und Sitzen.

Dr. Scheufele erklärt: „Die Schmerzen ähneln einem Muskelkater.“ Mitunter können die Schmerzen jedoch auch stärker ausfallen, das hängt vom individuellen Schmerzempfinden der Betroffenen ab.

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Erfahrungsbericht einer Schwangeren

gofeminin-Redakteurin Esther berichtet, wie sie die Symphysenschmerzen in ihrer ersten Schwangerschaft erlebt und was bei ihr geholfen hat:

Vor meiner Schwangerschaft hatte ich noch nie etwas von Symphysen oder Symphysenschmerzen bzw. -lockerung gehört. Erst beim Austausch mit einer schwangeren Freundin erzählte sie mir, dass sie plötzlich große Schmerzen im Lendenbereich bekommen hatte. Sie beschrieb das Gefühl so, „als hätte einem jemand zwischen die Beine geschlagen“.

Richtig etwas darunter vorstellen, konnte ich mir bis dahin aber trotzdem nicht. Bis es mich während meiner Schwangerschaft in der 29. Woche selber traf. Ich hatte plötzlich das Gefühl, einen riesen Muskelkater an der unangenehmsten Stelle überhaupt zu haben. Ich konnte nicht mehr richtig gehen und nur noch ganz schlecht auftreten.

Rat holte ich mir bei meiner Hebamme und meiner Frauenärztin. Beide hatten diese Erfahrungsberichte im Gegensatz zu mir schon oft gehört. Anders, als ich vermutete, sei komplette körperliche Schonung aber genau das falsche Mittel, um dagegen anzugehen.

Sie rieten mir zu leichter Gymnastik, Schwimmen und vor allem zum Schlafen mit einem (Still-)Kissen zwischen den Beinen, um die Symphyse zu entlasten. Außerdem sollte ich auf schweres Heben, langes Sitzen oder Stehen, Treppensteigen und große körperliche Anstrengung verzichten. Auch Spreiz- und Scherbewegungen sollte ich vermeiden.

Im Video: Training für den Beckenboden: Die 5 besten Übungen

Hochschwangere Frau hat sich einen breiten Klettgürtel um das Becken gelegt, welcher den großen Babybauch stützt.

Rückbildungs­<wbr/>gymnastik: Übungen für Becken­<wbr/>boden und Bauchmuskeln

​Falls alles nicht nutzen würde, gäbe es, laut meiner Frauenärztin, einen speziellen Symphysengürtel, auf den man zur Not zurückgreifen kann. Aber ich solle erstmal die anderen Empfehlungen austesten.

Und was soll ich sagen? Es hat geholfen. Jetzt treten die Schmerzen nur noch ganz sporadisch auf und ich weiß sofort, was zu tun ist, um diese zu lindern.

Behandlung von Symphysenschmerzen (in der Schwangerschaft)

Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft können behandelt werden. Neben leichten sportlichen Übungen, die dir deine Hebamme zeigen kann, gilt es, bestimmte Bewegungen zu vermeiden. Dazu gehören etwa ruckartige Bewegungen, lange Schritte oder auch das Anheben eines Beines. Auch auf unnötiges Treppensteigen sollte verzichtet werden.

Wer trotz aller Bemühungen unter den Symphysenschmerzen leidet, sollte immer Expert*innen-Rat einholen. In Absprache mit dem oder der behandelnden Ärzt*in kann beispielsweise die Einnahme von Schmerzmitteln helfen. Dies sollte jedoch nie auf eigene Initiative geschehen, sondern wirklich immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

Bei langanhaltenden Problemen mit der Symphyse kann während der Schwangerschaft auch die Anwendung eines sogenannten Symphysengürtels (wie dieser hier bei Amazon)* Abhilfe schaffen. Darunter versteht man einen breiten Klettgürtel, der um das Becken getragen wird. Die Bauchstütze nimmt etwas Gewicht und damit auch Druck vom Schambein. In der Regel übernimmt sogar die Krankenkasse die Kosten für den Gürtel, sofern die Symphysenlockerung ärztlich diagnostiziert wurde.

Auch Akupunktur, gezielte Yoga-Übungen und Beckenbodengymnastik können die Schmerzen lindern.

Wann sollten Schwangere einen Arzt aufsuchen?

Manchmal ist man sich unsicher, wann man nun zum Arzt oder der Ärztin gehen sollte. Habt keine falsche Scheu: Wer unter Schmerzen leidet, sollte in jedem Fall medizinischen Rat einholen. Ganz besonders in der Schwangerschaft. Das empfiehlt auch Dr. Scheufele: „Die Beurteilung durch den Frauenarzt ist in jedem Fall anzuraten.“

Quellen:

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.