Lars war noch ein Baby, als seine Mutter ihn ins Krankenhaus brachte, weil er ununterbrochen zitterte und blau angelaufen war. Der Verdacht der Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus bestätigte sich schnell: Lars hatte eine Meningokokken-Meningitis, eine Hirnhautentzündung. Der Junge überlebte nur knapp und ist seitdem in Folge der Erkrankung auf beiden Ohren taub. Der Welt-Meningitis-Tag am 24. April soll jährlich über Meningokokken-Erkrankungen aufklären und Eltern auf den bestmöglichen Schutz durch Impfungen aufmerksam machen.
Babys und Kleinkinder sind besonders gefährdet, an den Meningokokken-Bakterien zu erkranken, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist.[1] Zum Glück sind Meningokokken-Erkrankungen mit 141 Fällen im Jahr 2022 in Deutschland selten.[2] Da die Erkrankung jedoch innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verlaufen kann, ist Aufklärung über den Verlauf, die Symptome und Schutzmöglichkeiten wichtig.
[1] Deutsches Grünes Kreuz: „Häufige Fragen und Antworten zu Meningokokken-Erkrankungen“. Verfügbar unter: https://bit.ly/2X7aroA. Januar 2021.
[2] RKI: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Stand: Epidemiologisches Jahrbuch 2022, Invasive Meningokokken-Erkrankungen gemäß Referenzdefinition; Meldepflicht gemäß IfSG; 2022; Juni 2023.
Eltern können ihre Kleinen schon sehr früh schützen
Dass man Kinder gegen Meningokokken impfen kann, wissen viele Eltern, da die Impfung gegen Meningokokken der Gruppe C standardmäßig im Impfplan der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen wird.[3] Doch damit sind die Kleinen noch nicht umfassend gegen Meningokokken-Bakterien geschützt, denn es gibt verschiedene Meningokokken-Gruppen. Meningokokken B sind mit mehr als 60 % aktuell für die meisten Erkrankungen in Deutschland verantwortlich, gefolgt von Y und C.[4] „Für einen bestmöglichen Schutz sollten Eltern ihre Kinder- und Jugendärztin bzw. ihren -arzt auch auf die zusätzlich mögliche Meningokokken-B-Impfung und die Kombinationsimpfung gegen ACWY ansprechen – idealerweise schon bei der U3-Untersuchung“, rät Kinder- und Jugendarzt Dr. von Landwüst. Viele Krankenkassen erstatten die Impfungen auf Anfrage vollständig oder teilweise. Nachfragen lohnt sich!
[3] RKI: „Epidemiologisches Bulletin 34/2020“. Verfügbar unter https://bit.ly/3jhaiJ0. Januar 2021.
[4] RKI: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Stand: Epidemiologisches Jahrbuch 2019, Invasive Meningokokken-Erkrankungen mit Angabe der Serogruppe gemäß Referenzdefinition; Meldepflicht gemäß IfSG; 2019; Januar 2021.
Unspezifische und grippeähnliche Symptome erschweren die Diagnose
Die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung sind tückisch. Meist beginnt sie mit ungenauen und grippeähnlichen Symptomen.[5] Es können Fieber, Erbrechen, Schläfrigkeit, Krämpfe sowie bei Babys eine vorgewölbte oder harte Fontanelle – das ist die Spalte zwischen den Schädelplatten – auftreten.[6] Gerade bei Babys, die noch nicht sprechen können, sind diese unspezifischen Symptome nur schwer auszumachen und oftmals trügerisch mild. Auch Lars war zunächst nur ungewöhnlich schläfrig. Erst als er nicht mehr aufhörte zu zittern und blau anlief, fuhr seine Mutter direkt mit ihm ins Krankenhaus.
[5] Deutsches Grünes Kreuz: „Häufige Fragen und Antworten zu Meningokokken-Erkrankungen“. Verfügbar unter: https://bit.ly/32GK5uR. Januar 2021.
[6] RKI: „Ratgeber Meningokokken”. Verfügbar unter:https://bit.ly/2X9spqp. Januar 2021.
Schwere Folgenschäden möglich
Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sollte das Kind, so wie Lars, sofort ins nächste Krankenhaus oder zur Kinderärztin bzw. zum Kinderarzt gebracht werden. Je früher mit einer Antibiotikatherapie begonnen wird, desto wahrscheinlicher können Folgeschäden vermieden werden. Trotzdem kommt es bei 10-20 % aller Betroffenen einer Meningokokken-Meningitis im Anschluss zu Komplikationen wie Krampfanfällen oder Taubheit, bei Kindern gegebenenfalls auch zu Entwicklungsstörungen.[7] Lars wurde im Krankenhaus schnell behandelt, doch es dauerte, bis ein Antibiotikum anschlug. „Die Diagnose war ein großer Schock, da wir nicht wussten, ob er überlebt“, erinnert sich seine Mutter. Durch die Meningitis wurde er beidseitig taub und das Leben der Familie auf den Kopf gestellt. Lars hat dennoch Glück gehabt: Bis zu 10 % aller Patient*innen versterben trotz intensivmedizinischer Behandlung.[8] Die Kinder- und Jugendärztin bzw. der -arzt kann Eltern frühzeitig über einen bestmöglichen Schutz vor Meningokokken aufklären und sie beraten.
[7] BZgA: „Erregersteckbrief Meningokokken“. Verfügbar unter: https://bit.ly/32LssKA. Januar 2021.
[8] RKI: „Epidemiologisches Bulletin 43/2016“. Verfügbar unter: https://bit.ly/36Vwpzq. Januar 2021.