Ich weiß, Kirschlorbeer ist praktisch. Er wächst schnell, ist ein super Sichtschutz und du hast fast gar keine Arbeit damit – kein Wunder also, dass man ihn in so vielen Gärten sieht.
Aber (und das ist ein ziemlich großes Aber): Genau dieser pflegeleichte Besteller im Gartencenter entwickelt sich still und heimlich zu einem echten Problem für unsere Wälder. Eine Studie der Universität Bonn zeigt, warum wir unseren grünen Heckenstar vielleicht mit anderen Augen sehen sollten.
Kirschlorbeer macht sich in Wäldern breit – ohne Rücksicht auf Verluste
Die Forschenden haben sich den Kottenforst, ein großes Waldgebiet bei Bonn genauer angeschaut – und was sie dort entdeckt haben, ist so gar nicht idyllisch: Der Kirschlorbeer, ursprünglich mal aus Kleinasien eingeführt, breitet sich dort auf ganzen 50 Quadratmetern Waldboden aus.
Und zwar nicht als schüchterner Neuzugang, sondern als dominante Pflanzen-Diva, die kaum noch jemand aufhält. Viele der Sträucher tragen bereits Früchte, was bedeutet: Sie sind bereit, sich fleißig weiter zu verbreiten.
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Warum ist das ein Problem?
Und genau das macht sie so gefährlich. Der Kirschlorbeer bildet dichte grüne Mauern, unter denen kaum noch Licht auf den Waldboden fällt. Stell dir vor, du willst ein paar Wildblumen auf deiner Fensterbank ziehen, aber jemand legt eine dicke, schwarze Decke darüber – keine Chance!
Genauso geht’s unseren heimischen Pflanzen im Wald. Sie kriegen weniger oder kein Licht mehr ab, können sich nicht mehr so gut entwickeln und verschwinden nach und nach. Auch für Insekten oder Vögel ist der Kirschlorbeer weniger nützlich als viele heimische Sträucher – er sieht zwar schick aus, ist aber eine ökologische Niete.
Hinzu kommt: Der Klimawandel spielt dem grünen Einwanderer regelrecht in die Karten. Die Winter werden milder, der Frost bleibt aus – und genau das braucht der Kirschlorbeer, um sich so richtig wohlzufühlen.
Seit den 2000er-Jahren beobachten die Wissenschaftler*innen eine regelrechte Ausbreitungs-Explosion. Was früher in frostigen Nächten kaputtfror, bleibt heute munter grün und wächst munter weiter.
Besser: Natürliche Gartengestaltung, die auf Vielfalt setzt
Klar, im Garten kann man sich über einen pflegeleichten Sichtschutz freuen. Aber im Wald? Da sorgt die Pflanze langfristig für ein echtes Ungleichgewicht – und das geht auf Kosten der Artenvielfalt. Wenn wir nicht aufpassen, sieht unser Wald bald eher aus wie eine monotone Gartenhecke statt wie ein bunter Naturkosmos.
Was du tun kannst? Zum Beispiel beim Pflanzen bewusster entscheiden – es gibt jede Menge hübscher, heimischer Kirschlorbeer-Alternativen, die ebenfalls pflegeleicht sind, aber eine wertvolle Rolle im Ökosystem spielen.
Und falls du schon Kirschlorbeer im Garten hast: Du musst die Hecken nicht rausreißen, aber du solltest versuchen die Ausbreitung einzudämmen, in dem du die Äste mit den Früchten kappst, bevor sie abfallen.
Und vielleicht überlegst du dir bei der nächsten Gartengestaltung einen anderen grünen Mitbewohner. Einer, der nicht nur pflegeleicht ist, sondern auch ein bisschen was für Bienen, Vögel und Co. übrig hat.
Denn mal ehrlich: Was bringt die schönste Hecke, wenn drumherum die Natur verloren geht?
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