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Schneeballhortensie: Dank dieses Kost-Nix-Düngers blüht die Annabelle so schön wie nie!

Schneeballhortensie mit vielen Blüten
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Vorab im Video: So behalten Bauernhortensien ihre blaue Farbe

Du wünschst dir eine üppige Blütenpracht für deine Schneeballhortensie? Dann solltest du auf die Jagd nach einem Unkraut gehen. Damit stellst du den besten Annabelle-Dünger her.

Wenn ich an meine Schneeballhortensie vom letzten Jahr denke, muss ich ein bisschen seufzen. So hübsch die weißen runden Blüten auch waren – die Pflanze selbst war eher ein Schatten ihrer selbst: mickriges Wachstum, blasse Blätter und deutlich weniger Blüten als erhofft.

Ich hab gegossen, gestutzt, gesprochen (ja, wirklich) – aber gedüngt? Fehlanzeige. Ich dachte, sie kommt schon klar.

Dieses Jahr will ich’s besser machen. Aber statt im Gartencenter in den Dünger-Regalen zu wühlen, hab ich mich mal im eigenen Garten umgesehen. Und siehe da: Die perfekte Dünger-Zutat steht direkt vor meiner Nase.

Brennnesseln sind die beste Dünger-Zutat

Am Rand unseres Grundstücks wachsen Brennnesseln. Da wir einen vierjährigen Sohn haben, müssen die „Piekse-Pflanzen“, wie er sie nennt, sowieso weg. Statt sie einfach in die Tonne zu werfen, sammele ich die Brennnesseln, denn sie sind echte Nährstoffwunder.

In ihren Blättern steckt alles, was meine Schneeballhortensien zum Wachsen und Blühen brauchen: Stickstoff, Kalium, Kalzium und Kieselsäure. Genau die Nährstoffe, die das satte Blattgrün fördern, die Blütenbildung unterstützen und die Pflanze insgesamt robuster machen.

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Brennnesseljauche selber machen

Mit Brennnesseln und Wasser lässt sich der wohl beste organische Flüssigdünger herstellen, den die Natur bietet: Brennnesseljauche. Brennnesseljauche wirkt nicht nur als Langzeitdünger für Schneeballhortensien, sondern auch als Hausmittel gegen Blattläuse und andere Schädlinge.

Und: Sie kostet nix. Nur einen Haken hat der DIY-Dünger: Er stinkt! Doch die Wirkung entschädigt dich für die Geruchsbelästigung, versprochen.

So stellst du Brennnesseljauche her

Du brauchst:

  • Etwa 1 kg frische Brennnesseln (keine Blüten!)
  • 10 Liter Wasser (am besten Regenwasser)
  • Einen großen Eimer oder Mörtelkübel
  • Ein altes Tuch oder Deckel zum Abdecken

Und so geht’s:

  1. Die Brennnesseln grob zerkleinern und in den Eimer geben.
  2. Mit Wasser auffüllen. Dabei mindestens 10 Zentimeter Luft zum Rand lassen (das Ganze arbeitet und blubbert ziemlich)
  3. Eimer abdecken (aber nicht luftdicht verschließen!) und an einen schattigen, warmen Ort stellen.
  4. Einmal täglich umrühren (und dabei den Geruch aushalten).
  5. Nach etwa 10 bis 14 Tagen hat sich die Jauche dunkel gefärbt, schäumt nicht mehr und ist einsatzbereit.

Vor der Anwendung immer im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen – also z. B. 1 Liter Jauche auf 10 Liter Gießwasser.

Brennnesseljauche als Dünger für Gemüse
Brennnesseljauche stinkt zwar bestialisch, ist aber ein echtes Superfood – nicht nur für Schneeballhortensien. Credit: Getty Images

Tipp: Die wenigsten haben so viele Brennnesseln im Garten, dass sie für ein ganzes Kilo Blattgrün reichen. Ein Wald- und Wiesenspaziergang ist die beste Gelegenheit genug Brennnesseln zusammen zu sammeln. Denn Brennnesseln wachsen oft an sonnigen Wald- und Feldrändern.

Trag‘ beim Ernten der Pflanzen unbedingt ausreichend lange Handschuhe und lange Hosen, um dich an den Brennhaaren nicht zu verletzen.

Wie oft und wie viel sollte ich meine Schneeballhortensie düngen?

Auch wenn’s verlockend ist – beim Düngen bitte nicht übertreiben. Brennnesseljauche ist stark! Zu viel davon kann die Wurzeln der Pflanzen schädigen und den pH-Wert im Boden kippen lassen.

Du solltest die Schneeballhortensien das erste Mal im April düngen, wenn sich die ersten hellgrünen Blätter und neuen Triebe zeigen. Anschließend reicht es, wenn du einmal pro Monat mit der Brennnesseljauche düngst.

Dazu pro Hortensie etwa 3 bis 5 Liter verdünnte Jauche direkt an den Wurzelbereich gießen – am besten bei bewölktem Wetter oder abends.

Ab Mitte August solltest du die Düngung einstellen, damit die Pflanze rechtzeitig zur Ruhe kommt und sich auf den Winter vorbereiten kann.

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Schneeballhortensie Annabelle
Dank Dünger wächst die Schneeballhortensie Annabelle üppig und setzt viele Blüten an. Credit: Adobe Stock

Achtung: Brennnesseljauche kann kippen

Was viele nicht wissen: Die stinkende Brennnesseljauche kann schlecht werden. Entdeckst du beim Umrühren weiß-graue Schimmelschichten und kommt dir statt des typischen Jauchegeruchs ein fauliger eher modriger Gestank oder schleimige Klumpen entgegen, solltest du den selbst gemachten Dünger nicht mehr verwenden.

Um zu verhindern, dass die Brennnesseljauche kippt, solltest du sie einmal täglich umrühren, das sorgt für Sauerstoff und verhindert Fäulnis. Verwende außerdem nur gesunde, frische Brennnesseln, keine matschigen Reste.

Und ganz wichtig: Decke den Eimer nur locker ab, damit Luft zirkulieren kann, aber keine Insekten reinfliegen. Am besten stellst du den Behälter an einen schattigen, nicht zu heißen Ort, z. B. hinterm Gartenhaus.

Wie lange ist Brennnesseljauche als Dünger haltbar?

Wenn du die Jauche nicht gleich komplett verbrauchst, kannst du sie bis zu drei Monate lagern – am besten in einem Kanister mit lose aufliegendem Deckel, kühl und dunkel.

Aber Achtung: Nur unverdünnt ist sie so lange haltbar. Die verdünnte Mischung solltest du immer frisch anrühren und sofort verwenden.

Für welche Pflanzen eignet sich Brennnessel-Dünger noch?

Brennnesseljauche ist nicht nur gut für Schneeballhortensien – sie ist ein echtes Multitalent im Garten. Wenn du einmal ein paar Liter davon angesetzt hast, kannst du gleich mehrere Pflanzenarten damit verwöhnen.

Diese Pflanzen lieben Brennnesseljauche:

  • Tomaten, Paprika, Gurken und Zucchini – sie gehören zu den Starkzehrern und danken dir jede Portion Jauche mit kräftigem Wachstum und mehr Früchten.
  • Kohlarten wie Brokkoli, Wirsing oder Rosenkohl – sie brauchen viel Stickstoff, und davon liefert die Jauche reichlich.
  • Beerensträucher wie Himbeeren, Brombeeren oder Johannisbeeren – vor allem in der Wachstumsphase.
  • Blühfreudige Stauden und Sommerblumen – zum Beispiel Sonnenhut oder Rittersporn.
  • Rosen – vor allem im Frühjahr, wenn sie durchstarten wollen.
  • Ziergräser und Stauden mit viel Blattmasse – weil der Stickstoff die Blattbildung fördert.

Brennnesseljauche ist wie ein pflanzlicher Smoothie – nahrhaft, stärkend, aber nicht für jeden Magen geeignet. Wer sie klug einsetzt, spart sich viele Sorgen (und teure Düngeprodukte). Und das Beste? Du musst dafür nur einmal durch die Brennnesseln stapfen. Aber Handschuhe nicht vergessen.