Ich habe letztes Jahr ein Beet angelegt und ärgere mich gerade täglich über Nacktschnecken, die sich die jungen Blätter schmecken lassen. Erst gestern habe ich unter einem großen Topf eine Nacktschnecken-Versammlung entdeckt und umgehend aufgelöst.
Der schlimmste Übeltäter in meinem Garten ist die Spanische Wegschnecke mit ihrer charakteristischen rostroten Farbe. Vor ihr ist kaum ein Pflänzchen sicher. Auch die braungraue Gartenwegschnecke habe ich schon in meinen Beeten erspäht.
Doch nicht alle Nacktschnecken stehen auf meiner Fahndungsliste. Ein Exemplar heiße ich sogar mit offenen Armen willkommen. Naja, nicht ganz. Aber ich lasse sie immerhin gewähren.
Die Rede ist vom Tigerschnegel. Eine Nacktschneckenart, die man aufgrund ihres auffälligen Musters eher im tropischen Regenwald vermuten würde. Ich zumindest war sehr erstaunt, als ich sie letzte Woche im Beet entdeckte. Und noch erstaunter war ich, als ich gesehen habe, wie sich die nützlichen Tiere paaren.
Wie sieht der Tigerschnegel aus?
Der Tigerschnegel macht mit seiner Zeichnung Raubkatzen Konkurrenz. Im vorderen Teil des Körpers erinnern die dunklen Flecken an ein Leopardenmuster, der hintere Körperteil weist Tigerstreifen auf. Der restliche Körper ist Beige bis Braun.
Doch nicht nur die Zeichnung der Nacktschnecke ist beeindruckend. Auch ihre Körperlänge. Der Tigerschnegel, wissenschaftlich als Limax maximus bekannt, ist eine der großen Nacktschneckenarten und kann (haltet euch fest) bis zu 20 Zentimetern groß werden!
Auch wenn der Tigerschnegel exotisch aussieht, er ist in Europa heimisch. In Berlin und Brandenburg ist die extravagante Schnecke bedroht und steht auf der roten Liste.
Warum sind Tigerschnegel eine Bereicherung für den Garten?
Die getigerten Nacktschnecken ernähren sich neben totem Pflanzenmaterial und Pilzen vorzugsweise von anderen Schneckenarten. Besonders gerne verspeisen sie andere junge Nacktschnecken.
Praktisch! Tigerschnegel machen ihnen den Gar aus, bevor sie sich am Beet-Buffet bedienen können. Eine umweltfreundliche Alternative zu Schneckenkorn. Und das Beste: Tigerschnegel arbeiten für uns, ohne, dass wir etwas tun müssen.
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Doch nicht nur seine Jagd auf andere Nacktschnecken macht den Tigerschnegel zu einem gerngesehenen Gartengast. Er ernährt sich auch von abgestorbenem organischen Material und Pilzen, wodurch er beim Abbau und bei der Kompostierung hilft und so die Bodenqualität verbessert. Ein wertvoller Helfer im Kreislauf der Natur.
Das aufregende Sexleben der Tigerschnegel
Der Tigerschnegel mag es extravagant. Das zeigt nicht nur sein Muster. Auch beim Sex treibt es die heimische Nacktschneckenart buchstäblich auf die Spitze. Das Paarungsritual der Tigerschnegel ist spektakulär. Und es läuft so ab:
Wenn paarungswillige Schnegel aufeinandertreffen, begeben sie sich auf eine erhöhte Position und beginnen, stundenlang kreisförmig umeinander zu kriechen – Kopf an Schwanz.
Währenddessen scheiden sie große Mengen an klumpigem Schleim aus, der sich zwischen ihnen ansammelt. Die Schnegel ziehen ihre Umarmung enger, verschlingen und verdrehen sich zunehmend, während sie ihre Köpfe hin und her wiegen.
In diesem Prozess vertrauen sie blind aufeinander: Beide produzieren am Hinterende einen Schleimfaden, an dem sie sich, fest umschlungen, bis zu 40 Zentimeter tief abseilen. Die Befruchtung erfolgt somit meist in der Luft.
Nach der Paarung trennen sich ihre Wege auf dramatische Weise: Ein Schnegel fällt zu Boden, während der andere am Schleimfaden hochkriecht. Das übertragene Sperma bleibt noch monatelang befruchtungsfähig. Verrückt, oder?
Ihr merkt: Der Tigerschnegel ist alles andere als eine gewöhnliche Nacktschnecke.
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