Die Corona-Inzidenzwerte sinken und die Impfraten steigen. So, wie es jetzt aussieht, steht uns in Deutschland ein nahezu sorgloser Sommer bevor. Doch Wissenschaftler stehen der Lage nach wie vor kritisch gegenüber.
Schon einmal wurden die Corona-Beschränkungen vorschnell gelockert, mit der Folge, dass die Infektionszahlen im letzten Herbst rasant in die Höhe schossen. Und obwohl es danach aussieht, dass Deutschland das Corona-Virus in den Griff bekommen hat, wird vor zu viel Optimismus gewarnt.
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Experten befürchten vierte Welle im Herbst
Virologe Hendrick Streeck appelliert im Interview mit dem Nachrichtensender ntv an die Menschen, die Pandemie solle noch nicht für beendet erklärt werden. Es sei sehr schwer vorherzusagen, ob es möglicherweise noch eine vierte Welle geben werde. Zwar sei der Optimismus verständlich, jedoch solle man auch auf den „Worst Case“ vorbereitet sein, um einen neuen Lockdown zu verhindern.
Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach befürchtet ebenfalls, dass es zu einer neuen Welle kommen könnte, vor allem in den Gebieten, in denen die Impfquote nicht hoch genug sei.
Nach Virologe Alexander Kekulé sei es wichtig, nach wie vor Bewusstsein bei denjenigen zu schaffen, die ein hohes Ansteckungsrisiko haben und sich nicht immer korrekt an die empfohlenen Regelungen halten.
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Sorge vor ‚Delta‘-Mutante
Die Wissenschaftler vermuten eine vierte Virus-Welle im Herbst. Die zuerst in Indien aufgetretene Mutante ‚Delta‘ breitet sich derzeit in Großbritannien aus und könnte in den Herbst-Monaten auch in Deutschland zu einem erneuten Lockdown führen.
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Die derzeitige Lage in Großbritannien bereitet Experten und Politikern Sorge. Aktuell lassen sich rund 75 Prozent aller Neuinfektionen im Vereinigten Königreich auf die ‚Delta‘-Variante des Coronavirus zurückführen. Obwohl bereits mehr als die Hälfte der Briten zumindest zum ersten Mal geimpft wurden, stiegen die Infektionszahlen nach Auftauchen dieser hochansteckenden Variante wieder an.
Spahn will nötige Schritte „deutlich früher beginnen“
Bundesgesundheitsminister Spahn vermutet, dass sich auch in der kommenden Zeit zeigen wird, wie viel ansteckender die indische Mutante tatsächlich ist. Dabei gehe es nicht darum, „wie hoch die Fälle steigen, sondern wie schnell sie steigen“, sagt Spahn. „Wenn wir sehen, dass sich die Fallzahlen alle zwei Wochen verdoppeln, wäre das ein Problem.“
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Weiterhin verkündete Spahn, dass man sich besser auf den kommenden Herbst vorbereiten wolle, um im Falle einer neuen Corona-Welle besser gewappnet zu sein. Die Vorbereitungen der nötigen Schritte, um eine neue Welle zu vermeiden oder kleinzuhalten, sollten diesmal „deutlich früher beginnen“, so Spahn im ZDF.
Im letzten Jahr kam es nach den Sommerferien zu einem schnellen Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland, ohne das schnelle Gegenmaßnahmen erfolgten. Das soll diesmal mit aller Kraft verhindert werden.