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4 Gründe, warum Benimm-Ampeln an Grundschulen abgeschafft gehören

Benimm-Ampeln an Grundschulen gehören abgeschafft, aus diesen 4 Gründen!
Benimm-Ampeln an Grundschulen gehören abgeschafft, aus diesen 4 Gründen! Credit: Getty Images

Gerade frisch in der Schule müssen Kinder eine Menge lernen. Vor allem, sich an Regeln zu halten. Hierfür greifen Grundschulen gern auf ein Ampel-System zurück. Aber ist das sinnvoll?

Inhaltsverzeichnis

Der Wechsel vom Kindergarten in die Grundschule verlangt von sechs- bis siebenjährigen Kindern enorm viel. Stillsitzen, leise sein, mitarbeiten, zuhören – das müssen Kinder erst lernen. Helfen soll ihnen und den Lehrern dabei oft eine Benimm-Ampel.

Und die funktioniert so: Meist findet sich an der Tafel oder der Wand eine Art Ampel mit einem grünen, einem gelben und einem roten Feld. Die Namen der Kinder stehen auf Magneten oder Klammern. Zu Beginn der Woche starten alle Kinder beim grünen Feld.

Wer sich im Unterricht gut benimmt und mitarbeitet, findet seinen Namen weiterhin beim grünen Feld. Wer auffällig wird und den Unterricht in irgendeiner Art stört, wandert in den gelben Bereich. Und wer mehrfach negativ auffällt, landet schließlich im roten Bereich.

Strafen für das wiederholte schlechte Benehmen sind dann Strafaufgaben, das Verlassen des Klassenraums oder eine Info an die Eltern. Manche Schulen gehen gar soweit, „auffällige“ Schüler ganz vom Unterricht auszuschließen und von den Eltern abholen zu lassen.

Ist das wirklich sinnvoll? Kann man junge Schüler so für die Schule motivieren? Eher nicht, und zwar aus den folgenden Gründen:

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1. Benimm-Ampeln stellen Kinder bloß

Jede Person, die den Klassenraum betritt, kann einen Blick auf die Benimm-Ampel werfen. Denn sie wird keinesfalls am Ende des Schultages „gelöscht“, sondern in der Regel über den Verlauf der Woche gepflegt.

So kann jeder sehen, wer sich in der Klasse vorbildlich benimmt und wer den Unterricht stört. Das ist, wenn man es ehrlich betrachtet, ein Vorführen von Schülern. Denn wen, außer den Lehrer, den bereffenden Schüler und dessen Eltern, geht es etwas an, wie sich der Schüler im Unterricht benimmt?

Auch wir Erwachsenen haben mal einen schlechten Tag, fluchen oder lassen vielleicht die Arbeit schleifen – und genau das gestehen wir unseren Kindern nicht zu. Sie müssen funktionieren, schließlich sind sie Schüler, die etwas zu lernen haben und zwar nach den Regeln, die wir ihnen vorgeben.

Das bedeutet: Hat ein Kind einen schlechten Tag, unter dem es eh schon leidet, bestrafen wir es zusätzlich mit einer schlechten Bewertung seines Benehmens und machen den Tag so noch unangenehmer. Motiviert das, am nächsten Schultag alles besser zu machen? Zweifelhaft!

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2. Benimm-Ampeln sorgen für Vorurteile

Die Benimm-Ampel steckt Schüler in Schubladen, aus denen sie schwer wieder herauskommen. Zumindest, wenn ihre Namen öfter als andere im gelb-roten Bereich zu finden sind. Denn während wir den Kindern, die sonst unauffällig sind, zugestehen mal weniger konzentriert oder motzig zu sein, machen wir das bei Schülern, die schon vorher aufgefallen sind, nicht.

Diese Schüler werden schnell abgestempelt als Störenfried. Sie stehen unter genauer Beobachtung – nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei den Mitschülern. Alle warten förmlich darauf, dass der Störenfried auffällt. Und auch der wird sich irgendwann seiner Rolle bewusst und erfüllt sie mehr oder weniger unfreiwillig.

Das kann so weit gehen, dass sich das durch die gesamte Schulkarriere zieht. Nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert.“

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Benimm-Ampeln stören den Klassenzusammenhalt und sorgen für Vorurteile bei Lehrern, Mitschülern und Eltern.
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3. Benimm-Ampeln stören den Klassenzusammenhalt

Eine Benimm-Ampel ist zudem schlecht für das Miteinander der Schüler einer Klasse. Die Kinder lernen, sich genau zu beobachten. Das Fehlverhalten der anderen wird schnell mitgeteilt, schließlich lässt einen das selbst in einem besseren Licht dastehen.

Auch eine fatale Nebenwirkung der Benimm-Ampel: Alle Eltern wissen über gute und schlechte Schüler Bescheid. Fragen wie „Was hat XY heute angestellt?“ oder „War das wieder XY?“ führen dazu, dass Kinder ihren Klassenkameraden gegenüber misstrauisch werden. Statt sich zu unterstützen, schwärzen sie einander an.

Ausgenommen ist natürlich die Gewalt gegenüber anderen Schülern. Die sollte nie toleriert und immer angesprochen werden.

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4. Benimm-Ampeln schüren Angst

Für sensible Kinder kann eine Benimm-Ampel viel (zusätzlichen) Stress bedeuten. Schüler, die gerne alles richtig machen wollen, können von einer schlechten Bewertung, die zudem auch für alle anderen zu sehen ist, eingeschüchtert werden. Versagensängste und Angst in die Schule zu gehen können die Folge sein.

In gewisser Weise schränkt die Benimm-Ampel unsere Kinder in ihrem Kindsein ein. Denn Kinder sind sich der Ampel ständig bewusst. Sie handeln dadurch nicht intuitiv, sondern nehmen eine Rolle in der Klasse ein, um keine schlechte Bewertung zu erhalten. Kindsein sollte eigentlich ein bisschen anders aussehen.

So wie Kinder den Lehrern einen gewissen Respekt entgegenbringen sollen, so sollte auch den Kindern und ihren unterschiedlichen Wesen und Eigenarten Respekt entgegengebracht werden. Und das schafft man nicht mit einer Benimm-Ampel, die wenig Raum für Individualität lässt.

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Was kann also besser gemacht werden?

Um das an dieser Stelle ganz klar und deutlich zu machen: Lehrer sind hier nicht die Übeltäter. Die meisten Lehrer sind engagiert und motiviert, guten und störungsfreien Unterricht zu machen. Ihnen sind in gewisser Weise die Hände gebunden.

Also wie kann man es besser machen?

Statt auf das Fehlverhalten eines Schülers nur zu reagieren, sollten Schulen, Lehrer und vor allem Lehrpläne proaktiv auf Kinder eingehen. Unterricht sollte vor allem in den ersten Schuljahren viel spielerischer gestaltet sein. Spielstunden, freie Arbeit und mehr Bewegungsfreiheit für zappelige Kinder sind ideal.

An vielen Grundschule findet man genau solche Stunden bereits im Unterricht. Jetzt muss also nur noch die Benimm-Ampel weichen. Vielleicht mithilfe von einer engeren Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern – auch, wenn das für alle mehr Arbeit bedeutet.