Auch wenn viele Frauen weltweit ambitioniert für mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen kämpfen, ist der Weg dahin noch lang. Denn nach wie vor sind es Männer, die die Chefetagen dominieren und mehr verdienen. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle, der sogenannte Gender Pay Gap ist nach wie vor groß.
Frauen verdienten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 durchschnittlich 18 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Der bereinigte Gender Pay Gap lag bei 7 %. Dabei handelt es sich um das geschlechtsspezifische Lohngefälle bei gleicher Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie.
Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung bezogen Frauen im Jahr 2021 nur rund 807 Euro Rente. Bei Männern hingegen lag die Altersrente bei durchschnittlich 1.227 Euro. Das entspricht einem Unterschied von 420 Euro. Frauen erhielten also 34 % weniger Rente als Männer. Damit toppt der Gender Pension Gap auch den Gender Pay Gap. Die Folge: Massive Altersarmut und finanzielle Abhängigkeit von Frauen.
Im Rahmen des „Women’s Equality Day“, der jedes Jahr am 26. August an die 1920 in den USA verabschiedete Gleichstellung der Geschlechter erinnert, hat WeltSparen, die Plattform für Geldanlage, untersucht, wie es in Sachen Gleichberechtigung und finanzielle Unabhängigkeit bei der Altersvorsorge bestellt ist.
Dazu hat WeltSparen im Rahmen einer Studie von 2021 mehr als 2.000 Personen, darunter 1.050 Frauen, über das Umfrageinstitut YouGov befragt.* Finanzexpertin Dr. Verena Thaler gibt zudem fünf lebensnahe Tipps, wie Frauen die Rentenlücke schließen können.
Vorab im Video: Gender Pay Gap: Darum sollten wir über Geld sprechen
Lest dazu: Laut Studie: Mehrheit der jungen Frauen fürchtet Altersarmut
Gender Pension Gap: Viele Frauen sind von Altersarmut bedroht
Unter Gender Pension Gap versteht man die geschlechtsspezifische Rentenlücke und beschreibt somit den relativen Unterschied der Alterssicherungseinkommen von Frauen und Männern. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat bekamen Frauen in Deutschland 2019 mehr als 36 Prozent weniger Rente als Männer. Warum? Ganz einfach: Wer weniger verdient, dem bleiben, wenn überhaupt, oft nur kleinere Beträge für Sparen, Investieren oder Vorsorge übrig.
Weil Frauen traditionell die Care-Arbeit für Haushalt, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige stemmen, arbeiten sie häufiger in Teilzeit als Männer und verzichten auf einen Teil ihres Gehalts. Und dies wirkt sich langfristig auf die Rentenbezüge im Alter aus. Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten Frauen fast fünfmal häufiger in Teilzeit als Männer.
Kein Geld für die Absicherung: Mehr als jede zweite Frau sorgt nicht vor
Für Frauen ist es also umso wichtiger, möglichst früh mit dem Sparen für den Lebensabend anzufangen. Das ist bei einem großen Teil aber noch nicht angekommen: 56 Prozent der Bundesbürgerinnen sorgen nicht privat für das Alter vor.
Die Gründe dafür liegen für viele bei einem zu geringen Einkommen: Fast die Hälfte (48 Prozent) aller Studienteilnehmerinnen, die nicht für das Alter vorsorgen, hat schlicht kein Geld dafür übrig. Weitere 22 Prozent der Frauen, die nicht vorsorgen, sind überzeugt, dass ihre gesetzliche Rente im Alter ausreichen wird.
Sieben Prozent haben kein Vertrauen in private Vorsorgeangebote. Sechs Prozent derjenigen ohne zusätzliche Altersvorsorge verlassen sich auf ihren Ehepartner und weitere zwei Prozent auf ein Erbe, das im Alter ihren Finanzbedarf deckt.
„Altersarmut ist für viele Frauen in Deutschland eine reale Gefahr. Um den Gender Pension Gap zu verringern, ist bei der gesetzlichen Rente mehr Geschlechtergerechtigkeit gefragt. Berufliche Auszeiten für die Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen sollten stärker respektiert und bei der Rentenkalkulation berücksichtigt werden. Ich appelliere aber auch an alle Frauen: Die gesetzliche Rente reicht nicht, Frauen müssen selbst aktiv werden, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Finanzwissen ist der Schlüssel zu Vorsorge und Vermögensbildung – für Frauen wie Männer“, so WeltSparen-Finanzexpertin Dr. Verena Thaler.
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5 Tipps, wie Frauen den Gender Pension Gap verringern
1. Verhandelt euer Gehalt
Ein höheres Einkommen ist der Schlüssel zu besserer Altersvorsorge. Um die nächste Stufe auf der Gehaltstreppe zu erreichen, solltet ihr Einsatz und Leistung zeigen, aber auch Mut und Selbstbewusstsein beweisen. Heißt: Nehmt den nächsten Gehaltssprung selbst in die Hand, indem ihr Gehälter in der Branche vergleicht und bei entsprechendem Leistungsbeitrag eine Gehaltserhöhung von eurem Arbeitgeber einfordern, die ihr nachvollziehbar begründen könnt.
2. Achtet bei der Care-Arbeit auf Gleichberechtigung
Teilen ist das richtige Stichwort auch was Kinderbetreuung, Haushalt und Co. betrifft. Besprecht eure Karriereziele und Ambitionen offen mit eurem Partner/eurer Partnerin und teilt euch die Care-Arbeit gleichberechtigt und fair auf. Davon profitiert nicht nur euer Einkommen und damit eure spätere Rente, sondern auch das Zusammenleben als Familie und die Haushaltskasse.
3. Nutzt Sparpotenziale im Alltag
Viele unbewusste Kostenfresser halten uns davon ab, regelmäßig Geld zur Seite zu legen. Dabei kann es helfen, stets Verträge zu überprüfen und nachzuverhandeln, kleine Angewohnheiten wie den Coffee-to-Go zu hinterfragen und noch bewusster Geld auszugeben, um auf eigene Sparziele hinzuarbeiten.
4. Fangt klein an
Aller Anfang ist schwer, doch oft genügen schon kleinere Beträge, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Aus einem Sparplan, den ihr monatlich mit 50 Euro bespart, wächst über mehrere Jahre eine ordentliche Summe an. Wichtig ist, dass insbesondere für lange Anlagezeiträume der Zinseszinseffekt ausgenutzt wird.
5. Nehmt eure Steuerersparnisse in Anspruch
Vorsorgen und dabei Steuern sparen? Das macht zum Beispiel die staatlich geförderte ETF-basierte Rürup-Rente von Raisin Pension möglich. Beiträge, die Sparer hierfür monatlich einzahlen, können sie zum größten Teil als Sonderausgaben beim Finanzamt geltend machen. Erträge aus der Rürup-Rente sind zwar im Alter steuerpflichtig, dann ist der persönliche Steuersatz in der Regel aber geringer.
In unserer Reihe „Supporting Women“ wollen wir auf die noch immer bestehende Ungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen. Damit ein Bewusstsein entsteht über Missstände, die leider auch 2023 noch immer an der Tagesordnung sind.
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*Zur Studie: Die verwendeten Daten beruhen auf einer von WeltSparen (Raisin DS GmbH) konzipierten sowie in Auftrag gegebenen und von YouGov durchgeführten Online-Umfrage an der 2.043 Befragte zwischen dem 1. März 2021 bis 3. März 2021 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.