Veröffentlicht inJob & Geld, Job & Karriere

Vorstellungsgespräch meistern: Diese Schwächen solltest du nie preisgeben

Frau sitzt vor einem Mann im Vorstellungsgespräch.
© Adobe Stock

Schwächen im Vorstellungsgespräch: Das solltest du besser nicht sagen

Die Frage nach den Schwächen gehören in irgendeiner Form immer zum Vorstellungsgespräch dazu. Aber was solltest du nie antworten?

Inhaltsverzeichnis

Ein Vorstellungsgespräch ist immer aufregend. Man will sich von seiner besten Seite zeigen und möglichst auf alle Fragen eine sinnvolle und kluge Antwort bringen. Doch das ist gar nicht so einfach. Immerhin ist ein Bewerbungsgespräch immer mit einer Prüfungssituation vergleichbar, in der man sich nicht immer so verhält, wie man es eigentlich gern würde. Außerdem ist es ganz normal, dass man aufgeregt ist, man will den Job in dem Unternehmen ja schließlich bekommen.

Bei der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch stößt man früher oder später auf den Punkt Stärken und Schwächen. Gerade die Frage nach den eigenen Schwächen erweist sich für viele Bewerberinnen und Bewerber nach wie vor als größte Herausforderung. Und das nicht ohne Grund. Eigentlich will man ja betonen, was man besonders gut kann und warum man für den Job geeignet ist. Etwas zu nennen, was einem weniger liegt, kann da ganz schön schwerfallen.

Dabei ist die Frage nach den Schwächen sehr wichtig für deinen zukünftige*n Arbeitgeber*in. Bestimmte Schwächen eignen sich nämlich weniger für bestimmte Jobs. Über andere kann man hinwegsehen. Ein*e Chirurg*in zum Beispiel sollte möglichst stressresistent sein und nicht schnell nervös werden und ein*e Dachdecker*in sollte bestenfalls keine Höhenangst haben.

Auch lesen: Mit Kollegen über Gehalt sprechen: Ist das wirklich verboten?

Doch nicht nur die eigene Antwort sollte gut durchdacht sein. Oftmals liegt die Hürde bereits darin, die Frage nach den eigenen Schwächen überhaupt als solche zu erkennen. Wir geben dir Tipps für die Vorbereitung sowie Beispiele für No-Go-Antworten und nennen dir ein paar clevere Antwortmöglichkeiten, mit denen du definitiv punktest und deine Chancen für die Stelle erhöhst.

Fragen nach Schwächen erkennen

Auch wenn die Frage „Nennen Sie uns doch mal Ihre Schwächen?“ sicher auch heute noch auf den Punkt gebracht gestellt wird, fragen Personaler*innen mittlerweile eher indirekt nach den Schwächen der Bewerberinnen und Bewerber. Und hier liegt auch schon die erste Herausforderung für den Bewerber oder die Bewerberin: Denn vorab muss man die Frage nach den Schwächen auch als solche erkennen.

Auch möglich: Personaler*innen beziehen sich ganz konkret auf eine Schwäche und fragen anhand einer Skala von eins bis zehn, inwieweit diese Eigenschaften auf den Bewerber oder die Bewerberin zutreffen. Eine typische Skalenfrage wäre: „Nennen Sie mir von einer Skala von eins bis zehn, bei der zehn am meisten zutrifft, wie stressresistent Sie sind?“

Wenn du hier mit einer Drei antwortest, wird das ganz klar als Schwäche angesehen, aber auch eine Sechs spricht nicht unbedingt für deine Stressresistenz.

Folgende Beispiele für Skalenfragen sind ebenfalls möglich:

Wie konfliktscheu sind Sie?
Wie lernbereit sind Sie?
Wie schnell geben Sie auf?
Wie gern arbeiten Sie im Team?
Wie schnell verstehen Sie neue Sachverhalte?
Wie schnell können Sie sich in Dinge einarbeiten?
Wie flexibel sind Sie?


Anhand der eigenen Skalenbewertung können Recruiter diesen Punkt also als Stärke oder Schwäche interpretieren.

Tipp: Hier ist es wichtig, genau zuzuhören, damit man die Frage nicht fehlinterpretiert oder sogar fälschlicherweise eine Zahl nennt und das Gegenteil meint. Das wäre fatal.

Im Video: Gut bezahlte Jobs, die niemand machen will!

Frau sitzt vor einem Mann im Vorstellungsgespräch.

Diese 5 Jobs will niemand machen - trotz sehr hohem Gehalt

Neben den Skalenfragen gibt es natürlich weitere indirekte Fragen, auf die man frei antworten kann. Diese sind oftmals so gut getarnt, dass man fast denken könnte, es geht um die eigenen Stärken. Eine mögliche Frage wäre „Was kritisieren ihre Freunde oft an Ihnen?“ oder auch „Was mögen sie nicht so sehr an sich selbst?“ oder „Was würden Sie an sich optimieren?“.

Auch wenn indirekte Fragen ziemlich beliebt bei Personaler*innen sind, können sie natürlich auch nach wie versuchen, deine Schwächen auf direktem Wege zu erfahren. Wir haben eine Liste mit möglichen Schwächen zusammengestellt, die ehrlich und dennoch meist nicht Fehl am Platz sind.

Mögliche Beispiele für Schwächen im Überblick:

  • Probleme, Nein zu sagen
  • Direktheit
  • Vergesslich
  • Lücke im Lebenslauf
  • Oft zu viel zu wollen
  • Gutmütigkeit
  • Manchmal über das Ziel hinausschießen
  • Stur
  • Wenig Berufserfahrung
  • Häufige Jobwechsel
  • Unpünktlichkeit
  • Zu zurückhaltend
  • Schlechtes Namensgedächtnis
  • Skeptisch

Bei der Liste an Schwächen handelt es sich um authentische und eben auch sympathische Schwächen, die wir sicher alle kennen. Allerdings lässt sich an all diesen Schwächen arbeiten oder sie lassen sich relativieren. Lücken im Lebenslauf kannst du sinnvoll erklären, das Nein-Sagen kannst du üben und wegen deiner Vergesslichkeit hast du gelernt, dir wirklich alles aufzuschreiben, auch wenn das oft belächelt wird. Erwähne immer, dass du dich weiterentwickelst und nicht stagnierst.

Wenn du das sagst, wirkst du clever im Vorstellungsgespräch

Wir stellen dir drei mögliche Fragen und Antworten vor, mit denen du im Vorstellungsgespräch in jedem Fall clever rüberkommst und deine Chancen auf die Stelle somit erhöhen kannst.

„Worin sehen Sie bei sich noch Optimierungspotential?“

Ich habe zwar nur wenig Berufserfahrung, bin aber sehr lernfähig und erfasse Dinge sehr schnell. Mir macht es großen Spaß, dazuzulernen und ich kann mir Dinge in kürzester Zeit merken. Ich bin motiviert, mögliche Lücken schnellstmöglich zu schließen und bin sicher, dass ich mir alles, was gefordert wird, aneignen kann.

„Was würden Ihre Freunde an Ihnen kritisieren?“

Sie könnten an mir kritisieren, dass ich oft sehr direkt bin. Mir ist Ehrlichkeit sehr wichtig und ich denke, Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn man die Dinge offen und ehrlich anspricht. Allerdings ist mir bewusst, dass es manchmal besser ist, auf den richtigen Moment zu warten, um Dinge anzusprechen. Ich arbeite an dieser Stelle an mir und habe bereits positives Feedback bekommen.

„Was stört Sie manchmal an Kund*innen?“

Diese Frage hat es in sich. Denn hier wollen Personaler*innen nicht, dass du eine Schwäche aussprichst, sondern, dass du eine Schwäche offenbarst. Wenn du hier antwortest, „dass sie sich einfach nicht entscheiden können“, signalisierst du Ungeduld. Gerade, wenn du bei deiner täglichen Arbeit mit Kund*innen interagierst, ist das keine gute Eigenschaft. Besser wäre folgendes:

Natürlich hat jeder mal einen schlechten Tag, aber ich versuche mir das nicht anmerken zu lassen. Ich führe mir immer vor Augen, dass die Kunden ja auch nichts dafür können. Und auch meine Ungeduld kann ich im Umgang mit Kunden gut unterdrücken. Ich habe bereits mit Meditation und Yoga gestartet, um mich weiter in Gelassenheit zu üben. Und ich muss sagen, ich persönlich merke bereits Fortschritte.

Gehe am besten immer nach folgendem Schema vor:
1. Frage nach Schwächen erkennen
2. Authentische Schwäche nennen
3. Schwäche einordnen und erklären, was du dagegen unternimmst
4. Persönliche Fortschritte bzw. Entwicklungen aufzeigen.

Auch lesen: Montags arbeiten: Warum es so schwerfällt & was hilft

Finger weg von Standard- und vermeidlich witzigen Antworten

Es gibt Standardantworten, die die meisten wohl kennen. Dazu gehören Sätze wie „Ich kann mich nur schwer gedulden“, „Ich muss immer alles sofort abarbeiten“ oder „Ich bin perfektionistisch“ und „Ich arbeite immer zu lange und finde oft kein Ende“. Diese Antworten haben Personaler*innen nicht nur schon x mal gehört, sie sind auch schnarch langweilig und unauthentisch. Und wenn wir ehrlich sind, eigentlich handelt es sich dabei einfach nicht um Schwächen.

Unser Tipp: Finger weg davon! Es macht überhaupt keinen Sinn, irgendwelche auswendig gelernten Floskeln, die jede*r kennt anzubringen.

Ebenfalls ein No-Go: Vermeidlich witzige Antworten, um der Frage auszuweichen. Gern gebrachte Sätze wie „Ich habe eine Schwäche für Schokolade“, oder „Kann ich einen Telefonjoker anrufen?“ waren vielleicht mal witzig, sind es aber schon lange nicht mehr. Dafür ist die Frage nach weniger guten Eigenschaften einfach viel zu wichtig, als dass man sie ins Lächerliche ziehen sollte.

Darauf solltest du unbedingt achten!

Das Wichtigste im Vorstellungsgespräch ist Authentizität. Und das gilt eben auch für die Frage nach den Schwächen. Wenn du die Stelle wirklich haben willst, musst du vorab ein wenig Energie in deine Vorbereitung stecken und dir gut überlegen, was für echte Schwächen du hast. Nimm dir Zettel und Stift und schreib gerne erst einmal stichpunktartig auf, was dir so einfällt. Es gefällt Personaler*innen, wenn sie merken, dass du dir bei deiner Antwort etwas gedacht hast. Es zeugt davon, dass du vorbereitet bist.

Natürlich kommen auch manchmal Schwächen dabei herum, die man eher nicht erwähnen sollte. Wenn man sich beispielsweise in einem Call Center bewirbt, aber nicht so gerne telefoniert, bekommt man den Job höchstwahrscheinlich nicht. Hier also unbedingt darauf achten, welche Fähigkeiten in der Stellenausschreibung gefordert sind. Auch wollen Personaler*innen nicht deine persönlichen Laster wissen, wie dass du gerne mal zu viel online shoppst. Das sind Infos, die niemand von dir hören will, weil sie nichts mit deinem beruflichen Umfeld zu tun haben.

Tipp: Lies dir noch einmal deine Bewerbung durch, damit du dich im persönlichen Gespräch nicht widersprichst. Wenn du etwa im Anschreiben betont hast, wie pünktlich und gewissenhaft du bist, solltest du im Gespräch mit dem Personaler oder der Personalerin nicht sagen, dass du oft unpünktlich bist.

Auch wenn es in nahezu jedem Vorstellungsgespräch irgendwann um deine Schwächen geht, solltest du deine Stärken immer in den Vordergrund stellen. Authentisch sein heißt nicht, 50 Schwächen aufzuzählen. Steh zu dir und deinen Fähigkeiten und lass dich nicht beirren. Und denk immer daran, du konntest die Recruiter bereits mit deiner Bewerbung überzeugen. Das bedeutet, man ist interessiert an dir und dir stehen alle Möglichkeiten offen.

Wir hoffen, wir konnten dir mit unseren Tipps für das Bewerbungsgespräch helfen und dir fällt die Vorbereitung nun ein wenig leichter. Wir wünschen dir in jedem Fall viel Erfolg!

Mehr zum Thema findest du hier: Stärken und Schwächen: So punktest du im Bewerbungsgespräch

Karriere, Beruf und Berufung – trau dich und beschäftige dich aktiv mit deinen beruflichen Zielen. Lies dich ein und vernetze dich mit anderen. So wirst du nach und nach deine Bestimmung finden und kannst einen Beitrag leisten. Dein beruflicher Erfolg liegt in deiner Hand.