Inhaltsverzeichnis
- Was ist Social Freezing?
- Warum gibt es Social Freezing?
- Wie funktioniert Social Freezing?
- Erfahrungen mit Social Freezing
- Die Entnahme der Eizellen
- Wann ist der ideale Zeitpunkt für Social Freezing?
- Was kostet Social Freezing?
- Ist Social Freezing eine Absicherung für einen späteren Kinderwunsch?
- Social Freezing in Deutschland
Ein unerfüllter Kinderwunsch stellt für viele Betroffene alles in den Schatten. Nichts ist dann wichtiger als doch noch erfolgreich schwanger zu werden, den Traum von der eigenen Familie zu verwirklichen. Job und Karriere verlieren genauso an Wichtigkeit, ebenso wie das Reisen oder sogar Freunde und Familie.
Frauen, die heute schon wissen, dass sie in fünf bis zehn Jahren auf jeden Fall, oder auch nur vielleicht, ein Baby haben wollen, müssen ihren Wunsch mittlerweile nicht mehr dem Zufall überlassen. Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit, unbefruchtete Eizellen einfrieren zu lassen, um den Zeitpunkt für eine Schwangerschaft auf später zu verschieben: das Social Freezing.
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Denn es ist bekannt, dass die Fruchtbarkeit einer Frau ab einem Alter von 30 Jahren abnimmt. Und je älter man wird, umso schwieriger kann es sein, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Im Vergleich zu einer 28-Jährigen stehen die Chancen schwanger zu werden ab dem 35. Lebensjahr bei nur noch 25 Prozent. Am fruchtbarsten sind Frauen zwischen 20 bis 29 Jahren.
Keiner von uns kann die Zeit zurückdrehen. Und trotzdem kann man sich diese besonders fruchtbare Phase auch nach dem 30., 35. oder auch 40. Geburtstag zunutze machen. Nämlich dann, wenn man die Eizellen von damals eingefroren hat.
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Wir haben mit Jenny Saft, Mitgründerin von Oviavo.com gesprochen, einem Start-Up, welches Frauen zum Thema Social Freezing aufklären und beraten will und sie auf ihrem Weg begleitet. Sie hat uns erzählt, was Social Freezing genau ist, wie es vonstattengeht, welche unterschiedlichen Gründe Frauen haben, ihre Eizellen einfrieren zu lassen und wie hoch die Kosten sind.
Was ist Social Freezing?
Social Freezing nennt man das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund. Eine selbstgewählte Vorsorge quasi, die Frauen und Paaren die Möglichkeit gibt, schwanger zu werden, wann sie es wollen.
„Damit sichern sich Frauen ein bisschen ihre Freiheit.“, sagt die Expertin. „Sie haben damit die Kontrolle über ihr Leben. Sie können beispielsweise erst ihre gewünschte Karriere haben und anschließend trotzdem ein Baby bekommen, wenn sie es wollen.“
Hat man einmal seine Eizellen eingefroren, so Jenny Saft, fällt sehr viel Druck von einem ab. Sozialer Druck, denn oftmals wird von Frauen ab einem gewissen Alter erwartet, ein Baby zu bekommen. Aber auch Zeitdruck, denn ‚die biologische Uhr tickt‘ zwar weiter, aber doch viel langsamer.
Wer mit Anfang Dreißig noch nicht den Partner fürs Leben gefunden hat, muss sich Dank Social Freezing noch lange nicht von seinem Traum der eigenen kleinen Familie verabschieden. Denn bis zum 45. Lebensjahr ist es auch für Mediziner vertretbar, Eizellen einzusetzen. (Dazu aber später mehr).
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Warum gibt es Social Freezing?
Die Konservierung der Eizellen war ursprünglich für jungen Frauen gedacht, die ihrem Kinderwunsch aus medizinischen Gründen (z.B. Krebserkrankung) nicht nachkommen können. Es ermöglicht ihnen auch später noch Kinder zu bekommen, wenn die Krankheit überwunden ist. Für diese Gruppe der Anwenderinnen wird das Verfahren meist Medical Freezing genannt.
Inzwischen bietet das Verfahren auch allen anderen Frauen die Möglichkeit, ihren Traum von einer Schwangerschaft später zu erfüllen – ganz egal, welche Gründe sie dafür haben.
Wie funktioniert Social Freezing?
Für diejenigen, die ihre Eizellen einfrieren lassen möchten, stehen ganz am Anfang viele Fragen, nicht zuletzt, wie und wo man am besten anfängt, wenn man seine Eizellen einfrieren lassen möchte. Denn es handelt sich bei Social Freezing um einen medizinischen Eingriff, der nicht einfach so, irgendwann und irgendwo gemacht werden kann. Beratung und Aufklärung sind also das A und O.
Der behandelnde Frauenarzt kann eine erste Anlaufstelle sein und bereits einen kleinen Überblick über die Behandlung geben. Eher wird er interessierte Frauen aber an eine Kinderwunschklinik verweisen. Hat man sich für eine Klinik entschieden, findet man hier im Bestfall ausführliche Beratungsangebote zum Thema Social Freezing.
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Ist man nach dem Beratungstermin mit der Klinik und den Ärzten zufrieden, werden verschiedene Untersuchungen vorgenommen, dazu zählen Bluttests und Ultraschalluntersuchungen von Gebärmutter und Eierstöcken sowie eine Überprüfung des Hormonhaushalts.
Zur Vorbereitung der Eizellenentnahme müssen sich die Patientinnen einer speziellen Hormonkur unterziehen, um die Eizellenproduktion anzuregen. Nach weiteren Kontrollen der heranreifenden Eizellen wird dann ein Termin zur Entnahme festgelegt.
Erfahrungen mit Social Freezing
Bis zur Entnahme der Eizellen kann es jedoch ein langer und steiniger Weg sein. Diese Erfahrung musste auch Jenny Saft machen, als sie 2019 ihre Eizellen einfrieren lassen wollte. Sie fühlte sich unaufgeklärt, zum Teil fehl am Platz, uninformiert und allein gelassen. Weil es aus ihrer Sicht so viel „Optimierungspotential“ in diesem Bereich gab, entschloss sie sich zur Gründung von Oviavo.com, einer Plattform, auf der Frauen vom ersten Interesse am Social Freezing bis zur Entnahme der Eizellen begleitet werden.
Vor allem die Aufklärung über den Prozess selbst, was genau passiert, welche Vorbereitungen nötig sind und nicht zuletzt die Kosten werden bei Oviavo.com offen kommuniziert. Etwas, das Jenny Saft auf ihrem Weg zum Einfrieren der Eizellen sehr oft fehlte.
> Weitere Informationen zum Angebot von Oviavo.com findet ihr ganz einfach hier.
Die Entnahme der Eizellen
Steht der persönliche Plan für die Frau oder das Paar zum Einfrieren der Eizellen fest, wird ein Entnahmetermin vereinbart. Der recht kurze Eingriff findet unter Narkose statt und nach Auslösen des Eisprungs. Es können pro Zyklus 10 bis 15 Eizellen stimuliert und aus den Eierstöcken entnommen werden (möchte die Frau mehr Eizellen einfrieren, bzw. ist es ratsam, mehr Eizellen einzufrieren, muss sie in einem weiteren Zyklus erneut zu einem Entnahmentermin). Die Eizellen werden anschließend im Labor erneut untersucht und dann bei -196 Grad mittels Kryokonservierung haltbar gemacht. Sie werden entweder direkt im Kinderwunschzentrum oder in einem Kryozentrum gelagert.
Theoretisch sind die Eizellen dann auf unbestimmte Zeit konserviert. Sie haben kein Verfallsdatum.
Frauen, die sich für das Einfrieren ihrer Eizellen entscheiden, sollten sich klar machen, dass der Eingriff und auch die damit verbundene Hormonbehandlung immer mit einem Gesundheitsrisiko verbunden sind.
Wann ist der ideale Zeitpunkt für Social Freezing?
Bei einer Schwangerschaft spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Denn die sogenannte biologische Uhr tickt nun mal tatsächlich. Doch ab wann sollten sich Frauen über die vorsorgliche Konservierung von Eizellen wirklich Gedanken machen?
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Für Oviavo-Gründerin Jenny Saft steht fest, je eher, desto besser. Denn je jünger man ist, umso besser ist die Qualität der Eizellen. Allerdings sagt sie auch, dass es völlig verständlich ist, dass junge Frauen sich anfang 20 kaum mit dem Thema Social Freezing und Kinderkriegen beschäftigen. Sie glaubt deshalb, dass der beste Zeitpunkt, um Eizellen einfrieren zu lassen, mit Anfang 30 ist. Denn dann weiß man, wer man ist, ist schon ein bisschen angekommen im Leben, hat vielleicht schon Karriere gemacht oder ist gerade dabei.
Aber es gilt: Je jünger Frauen bei der Entnahme der Eizellen sind, desto besser ist auch deren Qualität. Empfehlenswert ist die Entnahme zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr. Wobei auch das immer ganz individuell zu ermitteln ist. Denn die Biologie jeder Frau ist anders. Wie gut die Eizellen sind, können nur entsprechende Untersuchungen zeigen.
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Was kostet Social Freezing?
Eine Behandlung zur Eizellenentnahme kostet in Deutschland zwischen 3.500 und 5.000 Euro, inklusive der Medikamente (für die Hormonbehandlung) und Steuern. Es ist möglich, die Eizellen für die ersten zehn Jahre in der Kinderwunschklinik zu lagern. Anschließend müssen sie in einer Kryobank gelagert werden. Hier fallen oft zusätzliche Kosten an.
Ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Eizellen befruchtet und eingesetzt werden sollen, fallen erneut Kosten an. In Summe ergibt die Entnahme der Eizellen, die Aufbewahrung und schließlich das Einsetzen ca. 7.500 bis 10.000 Euro. Die Kosten für Social Freezing werden nicht von Krankenkassen übernommen, sondern müssen vollständig selbst getragen werden.
Ist Social Freezing eine Absicherung für einen späteren Kinderwunsch?
Nein. Eine Erfolgsgarantie für eine Schwangerschaft gibt es auch auf diesem Wege nicht. Einige Anbieter für Reproduktionsmedizin suggerieren Frauen mit Kinderwunsch, dass es mit Social Freezing möglich sei, eine Art Fruchtbarkeits-Reserve anzulegen. Interessierte werden bei solchen Angeboten mit Sicherheiten gelockt, die einfach nicht versprochen werden können.
Ob eine erfolgreiche Schwangerschaft möglich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen ist entscheidend, wie alt die Frau bei der Entnahme der Eizellen war. Zudem ist wichtig, wie produktiv die Eierstöcke zu diesem Zeitpunkt waren. Wie viele Eizellen konnten also entnommen werden. Und wie groß ist die Bereitschaft der Frau, die Entnahme bei geringer Anzahl (mehrmals) zu wiederholen.
Social Freezing in Deutschland
Während die Eizellenspende und auch die Konservierung bereits befruchteter Eizellen in Deutschland verboten ist, ist das Einfrieren der eigenen Eizellen und Social Freezing legal. Im Ausland hingegen, ist es möglich, sich auch mit fremden Eizellen befruchten zu lassen.
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In vielen Ländern, auch in Deutschland, wird weiterhin über die ethische Vertretbarkeit des Social Freezing diskutiert, besonders in Bezug auf das Alter und bis zu welchem Zeitpunkt die künstliche Befruchtung gesetzlich erlaubt sein dürfe. Hierzulande gibt es bisher keine gesetzliche Altersobergrenze. Reproduktionsmediziner haben sich aber darauf verständigt keine Frauen über 50 zu behandeln. Israel hat beispielsweise das 55.Lebensjahr als Obergrenze festgelegt.
Besonders bedenklich ist, dass die verwendeten Lösungen, mit denen die Eizellen vor dem Einfrieren behandelt werden, auch negative Auswirkungen auf die Zellstruktur haben können. Der deutsche Mediziner und SPD-Politiker Prof. Dr. Karl Lauterbach weist im Gespräch mit ARD darauf hin, dass es derzeit noch keine Langzeitstudien zur Entwicklung der Kinder, die über die Social-Freezing-Methode gezeugt wurden, gibt.
Als im Jahr 2014 bekannt wurde, dass die US-amerikanischen Konzerne Facebook und Apple für ihre Mitarbeiterinnen die Kosten für das Social Freezing übernehmen würden, damit diese nicht so früh aufgrund einer Schwangerschaft im Job ausfallen, entstand eine internationale Debatte über die Methode der Eizellen-Konservierung.
Wichtiger Hinweis: Die Inhalte dieses Artikels dienen lediglich der ersten Information. Bei ernsthaftem Interesse und Fragen solltet ihr in jedem Fall einen Reproduktionsmediziner kontaktieren.
Autoren: Jane Schmitt und Anne Walkowiak