Inhaltsverzeichnis
- Bitte weg mit den Klischees!
- Wenn der oder die Partner*in keine Ehe will
- Glaubensfragen und die Vorstellung von der Ehe
- Angst vor der Ehe: Die eigene Vergangenheit
- Das Scheitern der Eltern
- Angst vor der Ehe: Pessimistische Prognosen
- Angst vor erneutem Scheitern
- Was also tun, wenn der oder die Partner*in Angst vor der Ehe hat?
Die Zahl der Eheschließungen geht seit einigen Jahren zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Auch die Paare selbst sind bei der Hochzeit deutlich älter, als es früher der Fall war.
Warum man heiratet – oder vielleicht auch nicht – bleibt jedem selbst überlassen. Wer allerdings einen Partner oder eine Partnerin hat, der oder die sich vor dem Ehegelübde zurückzieht, sucht wohl möglich nach Gründen.
Häufig nagt es dann an unserem Selbstbewusstsein. Bin ich nicht schön genug? Liebt er oder sie mich einfach nicht aufrichtig? Es gibt unendlich viele Gründe, die wir nicht alle unter einen Hut bekommen können. Doch vielleicht kann diese kleine Auswahl euch auf den richtigen Pfad führen.
Bitte weg mit den Klischees!
Eins vorweg: Bindungsangst betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen bekommen kalte Füße, wenn es ans Heiraten geht. Das alte Rollenmuster vom Mann, der sich nicht binden will und der Frau, die einen Versorger für Kind und Heim sucht, ist hoffentlich langsam mal überholt.
Die Realität mit den vielen Alleinerziehenden, die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen heute und die Tatsache, dass viele Frauen Job und Kinder unter einen Hut bekommen sollte das zumindest deutlich machen.
Wenn der oder die Partner*in keine Ehe will
Dennoch ist es als Partner oder Partnerin natürlich schwierig, wenn man selbst von einer Hochzeit träumt, der andere jedoch keinerlei Begeisterung dafür zeigt. Und klar zermartert man sich den Kopf, woran es liegt. Liebt der oder die Partner*in weniger, wenn man selbst bereit wäre für „mehr“ und ein „für immer“, er oder sie jedoch kneift? Aber die Gründe sind mehr als vielfältig.
Denn fehlende Gefühle als alleinigen Grund zu vermuten und sich heulend auf den Boden zu werfen, wäre sicherlich nicht der klügste Weg. Deshalb gilt wie so oft in Beziehungsdingen: Reden. Um gemeinsam zu klären, welche Gründe der Partner oder die Partnerin hat, gegen eine Ehe zu sein. Was er oder sie damit verbindet und was derjenige, der von einer Hochzeit träumt, sich erhofft und was man sich unter einer Ehe vorstellt.
Denn da gehen die Vorstellungen nicht selten arg auseinander. Während die Ehe für den einen vielleicht das große Glück und die Besiegelung der Liebe bedeutet, ist sie für den anderen wie eine Art Fessel und er verbindet mit der Ehe das Gefühl eingeengt zu sein.
Glaubensfragen und die Vorstellung von der Ehe
Natürlich ist es heute in erster Linie eine Glaubensfrage. Schließlich ist es nicht mehr zwingend notwendig unter der Haube zu sein, so wie es vielleicht noch im letzten Jahrhundert war. Neben finanziellen Gründen – klar, die kann man nicht leugnen – sind es also heute oft ideelle Gründe. Man heiratet aus Überzeugung und für seine Liebe.
Manche halten die Ehe immer noch für die eine Lebensform, die funktionieren und auch langfristig halten kann. Ohne Trauschein ist für sie die Beziehung oder die gemeinsam gegründete Familie nicht perfekt. Andere wünschen sich vielleicht auch eine kirchliche Trauung und Gottes Segen für ihre Liebe.
Aber sicherlich finden auch viele Menschen den Trauschein für entbehrlich und vielleicht sogar das Modell der Ehe überholt. Und auch das muss man akzeptieren. Gab es früher keine Möglichkeiten, anders zusammenzuleben, so haben wir heute eben diese Freiheit selbst zu entscheiden. Und das ist ja gut so.
Angst vor der Ehe: Die eigene Vergangenheit
Zudem müssen eben auch die Umstände passen. Ist einer von beiden noch verheiratet oder grad erst mit einer Ehe gescheitert? Leben beide Partner*innen zusammen oder wohnt einer von beiden noch mit seinem Ex-Partner oder seiner Ex-Partnerin und womöglich Kindern zusammen? Führen beide eine Fernbeziehung oder leben in getrennten Wohnungen?
Und ja, vielleicht ist es auch so, dass sich einer von beiden noch nicht sicher ist, ob er sich derart festlegen möchte, weil er noch Zeit braucht – natürlich kann auch das ein Grund sein. Aber wer seinen Partner bzw. seine Partnerin liebt, sollte ihm oder ihr auch die Zeit geben, die er oder sie braucht.
Unter Druck eine Ehe zu schließen ist sicherlich keine gute Idee und nur damit der Partner oder die Partnerin happy ist, etwas tun, was einen nicht wirklich überzeugt, ebenso.
All diese (und noch viel mehr) Punkte können die Entscheidung des Partners bzw. der Partnerin beeinflussen. Ein vorläufiges oder finales „Nein“ muss nicht immer eine Entscheidung gegen die Beziehung sein. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht so wirkt.
Das Scheitern der Eltern
Und noch etwas darf man nicht vergessen: Die Prägung durch das Elternhaus. Es gibt viele Scheidungskinder, die – geprägt durch die gescheiterte Beziehung ihrer Eltern – sozusagen „vorgeschädigt“ sind und die deshalb nicht mehr an die Ehe glauben.
Fakt ist: Kinder schauen sich von ihren Eltern ab, wie sie miteinander umgehen, wie sie Probleme und Konflikte lösen und wie sie Emotionen zeigen. Das prägt ungemein. Geschiedene oder getrennte Eltern oder Eltern, zwischen denen Streit und Gewalt an der Tagesordnung sind, beeinflussen somit ungewollt auch die zukünftigen Beziehungen ihrer Kinder.
Überzeugt davon, dass die Ehe von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, weigern sich die Kinder dann in ihrem späteren Beziehungsleben, sich fest zu binden. Zu präsent ist ihnen die Erfahrung von einer Trennung und dem damit verbundenen Schmerz. Die Angst, das elterliche Modell zu wiederholen, spielt also eine entscheidende Rolle bei ihrer Entscheidung gegen die Ehe.
Angst vor der Ehe: Pessimistische Prognosen
Und natürlich sind wir auch beeinflusst durch Prognosen und Statistiken. Für viele von uns – sowohl Männer als auch Frauen – schwingt im Wort „Hochzeit“ auch gleich der Begriff „Scheidung“ mit. Wozu sich erst die Mühe machen, wenn es sowieso nicht hält? Zumal Hochzeit und Scheidung ja auch kostspielig sein können, so unromantisch das jetzt auch klingen mag.
Und so sind Kommentare nach dem Motto „Warum heiraten, wenn wir doch auch so glücklich sind?“ eigentlich recht verständlich. Selbst wenn man die Liebe seines Lebens getroffen hat: Die Angst, durch eine Hochzeit alles zu verändern, was doch bis dahin gut funktioniert hat, kann eben doch dazu führen, dass man den Schritt zu heiraten nicht wagt.
Eine Hochzeit verändert das Selbstbild, das ein Paar von seiner Beziehung hat, durchaus. Wie wird man sich also fühlen, als verheiratetes Paar? Wird sich die Alltagsroutine breit machen, sobald der Ring am Finger ist? Lässt man sich eher gehen, weil einem der oder die andere eben „sicher“ ist?
Natürlich verändern sich im Laufe der Zeit die Gefühle in einer Beziehung. Das ist mit Trauschein nicht anders als ohne. Die Leidenschaft lässt nach, das anfängliche wildromantische Verliebtheitsgefühl erlischt und man funktioniert eher als vertrautes Team, das die Liebe zueinander verbindet. Weniger aufregend als in der Anfangsverliebtheit, aber nicht weniger schön.
Natürlich passiert dieser Wandel von Verliebtheit zu tiefer Liebe und einer eher vertrauten Verbundenheit mit den Beziehungsjahren normal und findet immer statt – auch ohne Ehe. Doch die Psyche sollte man eben auch nicht unterschätzen. Wer die Ehe als Abschied von seinem bisherigen „freien“ Leben ansieht, für den verändert sich unbewusst sicherlich auch etwas in seinen Gefühlen. Und das kann eben zum Guten wie zum Schlechten sein.
Angst vor erneutem Scheitern
Auch wer bereits eine herbe Liebesenttäuschung mit einer Trennung hinter sich hat, möchte diese Erfahrung nicht wiederholen und zieht es vor, erst gar nichts Neues aufzubauen, um sich der Gefahr eines weiteren Liebes-Fiaskos nicht auszusetzen.
Selbst wenn er oder sie vorher zu mehr bereit war, möchte er oder sie jetzt vielleicht weder von Hochzeit noch von Hausbau und noch weniger von Kindern etwas wissen.
Was also tun, wenn der oder die Partner*in Angst vor der Ehe hat?
Zunächst muss jeder für sich wissen, ob er seiner Beziehung das Siegel der Ehe verpassen möchte. Was für die einen eine schöne Geste ist, engt andere vielleicht unbewusst ein. Wer jedoch fest überzeugt ist, dass er heiraten möchte, und einen Partner oder eine Partnerin hat, der oder die sich in puncto Hochzeit besonders resistent zeigt, der muss Argumente finden, um ihn zu überzeugen.
Versucht gemeinsam, in einem Gespräch nachzuforschen, woher die Bindungsangst, also die Abneigung vor der Hochzeit, rührt. Nur so könnt ihr die Vorbehalte eures Partners verstehen und ihm vielleicht dabei helfen, diese zu überwinden. Nur wer offen redet, kann einen Kompromiss finden, mit dem beide glücklich werden. Und eins sollte auch klar sein: Glücklich werden kann man auch ohne Trauschein!
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