Veröffentlicht inBeziehung, Liebe & Psychologie

Seitensprung im Freundeskreis: Warum das leider keine Seltenheit ist

Seitensprung: Warum es oft im Freundeskreis passiert
© iStock

Vom Kummerkasten zur Affäre: Warum der Seitensprung oft im Freundeskreis passiert

Nicht selten ist es jemand aus dem eigenen Freundeskreis, mit dem man eine Liaison eingeht. Und das hat bestimmte Gründe.

Affären beginnen nicht zwangsläufig auf Tinder. Ganz im Gegenteil. Oftmals ist es jemand aus dem eigenen Freundeskreis, mit dem man eine Liaison eingeht. Zum Beispiel, wenn man Probleme in der Beziehung hat und man sich einem guten Kumpel anvertraut. Über den Seitensprung im Freundeskreis und warum das leider keine Seltenheit ist.

Inhaltsverzeichnis

​Gründe für eine Affäre sind unterschiedlich. Viele Fremdgänger haben sicherlich kein Verständnis verdient. Sie gehen notorisch fremd, einfach so, für ein bisschen Sex und Spaß. Sie haben weder ein Gewissen noch einen wirklichen Grund. Von ihnen soll hier nicht die Rede sein.

Seitensprung: Warum es oft im Freundeskreis passiert

Nachgefragt: Fremdgehen - wie geht's jetzt weiter?

Vielmehr geht es um den Seitensprung im Freundeskreis. Und hier geht es oft um mehr, als um Sex und körperliche Anziehungskraft. Man kennt sich, man ist sich vertraut. Und plötzlich ist da mehr, ohne dass man es geplant hätte.

Hier geht es meist um Menschen, die sich nicht aktiv nach Spaß und Abenteuer umgesehen haben, sondern denen ein Seitensprung „passiert“ – was natürlich auch kein Freifahrtschein sein soll. Es ist und bleibt ein Vertrauensbruch und ein Hintergehen.

Dennoch liegen hier in vielen Fällen andere Gründe für den Seitensprung vor, also bei jemandem, der einfach nur den Wunsch nach einem schnellen Abenteuer und Sex hat.

Seitensprünge laufen nicht immer nach einem Schema ab

Man hat so ein fixes Bild von Personen, die fremdgehen. Es sind charakterlose Menschen, die nach Sex und Leidenschaft und aufregenden Gefühlen suchen, und denen es egal ist, was sie damit dem Menschen antun, mit dem sie eine feste Beziehung führen. Und ja, das ist gilt zum Teil für alle Personen, die jemanden hintergehen.

Aber das Leben ist nicht nur Schwarz-weiß. Es bietet eigentlich immer Grautöne, also Abstufungen aller Art. Und nicht alle Menschen, die fremdgehen, tun das vorsätzlich. Zumal man bedenken muss, dass ein Seitensprung nicht immer bedeutet, dass eine Beziehung im Argen liegt oder gänzlich kaputt ist. ​Das wäre zu einfach gedacht.

Es gibt genügend Fälle, wo sich jemand fremdverliebt und dem nachgibt, obwohl er eigentlich sehr zufrieden und glücklich in seiner bestehenden Beziehung ist.

Wenn plötzlich Wünsche und Unzufriedenheiten auftreten

Dennoch ist es aber natürlich oftmals so, dass Menschen auf Abwege geraten, weil ihnen in ihrer Partnerschaft etwas fehlt. Sei es, dass beide Partner*innen unaufmerksam geworden sind und sich kaum mehr Mühe gegeben, weil sie sich als selbstverständlich nehmen. Die fatale Macht der Gewohnheit, die zu weniger Aufmerksamkeit führen kann.

Oder dass sich beide unterschiedlich entwickelt haben und es weniger Gemeinsamkeiten im Leben gibt. Man lebt mehr nebeneinander her, als miteinander.

Und dann liegt es eben gar nicht am Partner oder an der Partnerin. Man sich selbst verändert, entfernt oder einfach neue Wünsche und Befindlichkeiten entwickelt, die mit der Zeit für Beziehungsfrust sorgen.

All das kann dazu führen, dass man außerhalb der Beziehung nach etwas sucht, sei es Nähe, Bestätigung oder einfach nur jemand, der einem zuhört und einem einen guten Rat gibt.

Auch lesen: Geheime Affäre: Warum so viele fremdgehen und wer am Ende WIRKLICH der Leidtragende ist

​Natürlich hätten die Betreffenden in dem Moment mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über die Probleme sprechen können und sollen. Und zwar, bevor sie fremdgehen. Schließlich wäre es das Naheliegendste.

Aber leider handeln wir in der Liebe häufig völlig unlogisch. Wir leiden und schweigen, statt zu reden – und brechen dann urplötzlich aus. Das, was fehlte, wird dann bei einer anderen Person gesucht.

Jemand drittes wird zum Kummerkasten – und dann mehr

In diesen Fällen passiert nicht selten Folgendes: Statt zu reden, frisst man den Frust in sich hinein. Und wenn man dann doch irgendwann Redebedarf hat, weil der Leidensdruck zu hoch ist, dann schüttet man sein Herz bei einer guten Freundin oder einem guten Freund aus. Erzählt von seinen Wünschen und dem, was man vermisst – all das, was man dem*der eigenen Partner*in nicht offen sagt.

​Die Offenheit, mit der man redet, und die Tatsache, dass man über intime Dinge aus der eigenen Partnerschaft mit einer dritten Person spricht, sorgt für ein Gefühl von Vertrautheit und Heimlichkeit.

Und irgendwann hat man eine Art „Beziehung“ neben seiner eigentlichen Beziehung und Heimlichkeiten vor dem eigenen Partner oder der Partnerin. Das, was vorher exklusiv mit einen Menschen geteilt wurde, wird nun auf einen weiteren verteilt.

Auch lesen: Die magische Grenze: Was sich nach dem ersten Jahr Beziehung verändert

Warum sich ein Seitensprung im Freundeskreis länger schönreden lässt

Das Problem bei einem Seitensprung im Freundeskreis: Anfangs scheint alles noch harmlos und der eigene Partner bzw. die eigene Partnerin denkt sich womöglich nichts dabei, wenn man den „guten, alten“ Freund trifft. Und man selbst eben auch nicht. Diese Art Seitensprung lässt sich also viel länger verdrängen und schönreden. Alles ganz harmlos und so.

Die Liaison ist eben nicht so offensichtlich wie ein One-Night-Stand mit einem oder einer Fremden. Und umso gefährlicher ist deshalb auch ein Seitensprung im Freundeskreis. Weil hier eben mehr im Spiel ist, als nur Körperlichkeiten.

Denn wenn sich zwei vermeintliche „Freunde“ bzw. „Freundinnen“ näher kommen und eine Affäre beginnen, steckt in der Regel mehr dahinter, als bei einem Ausrutscher abends betrunken in der Bar. ​Man ist sich vertraut, kennt sich, ist sich näher.

Viele Beziehungen entstehen ja auch deshalb im Freundeskreis, weil gegenseitiges Vertrauen und eine gleiche Basis so verbindend wirken. Man kennt den Background des Anderen, ganz anders als bei einem bloßen Tinder-Foto, wo man eben mal nach rechts oder links wischt und wo es deutlich länger dauert, bis man sich öffnet und sich sicher und vertraut miteinander fühlt. ​

Auch lesen: Liebe in 5 Stufen: Das sind die typischen Phasen einer Beziehung

Was tun, um den Seitensprung im Freundeskreis zu verhindern?

Natürlich machen all diese Erklärungen die Sache an sich nicht besser. Es ist und bleibt Fremdgehen. Was also tun, damit man erst gar nicht Gefahr läuft, dass einem ein Seitensprung im Freundeskreis passiert?

Nun, bei allem „Um-sich-selbst-Kreiseln“ und sich gerade „nicht so gut fühlen“ sollte man immer bedenken: Es ist und bleibt die einfachste Lösung, mit dem*der eigenen Partner*in zu reden, sobald man sich nicht mehr wohlfühlt, etwas vermisst oder sich ungeliebt fühlt.

Natürlich wird der andere erstmal erstaunt bis verletzt reagieren, wenn man von seiner Unzufriedenheit erzählt. Wer möchte das schon hören? Aber sicherlich ist es nicht so verletzt, wie wenn die Beziehung an unausgesprochenen Problemen oder einem Seitensprung zerbricht. Deshalb: Redet, so oft es geht, offen miteinander!

Und man sollte sich überlegen, dass Beziehungsinterna auch genau das bleiben. Nämlich eine Sache, die nur zwei Menschen etwas angeht und nicht drei.