Inhaltsverzeichnis
- Was steckt hinter dem Dunning-Kruger-Effekt?
- Die 4 Stufen des Dunning-Kruger-Effekts
- Deshalb bleibt die Selbstüberschätzung
- Kritik am Dunning-Kruger-Effekt
- Das Gegenteil vom Dunning-Kruger-Effekt: Das Impostor Syndrom
Wie oft begegnet man ignoranten, intoleranten, dummen Menschen, die gleichwohl extrem laut und selbstbewusst daherkommen und ihre Meinung kundtun, als wären sie Einstein? Und wie oft fragt man sich dann: Wie kann man sich selbst dermaßen falsch einschätzen?
Ihr seid nicht allein, mit dieser Erfahrung. Und es gibt sogar einen Begriff dafür. Womit wir beim Dunning-Kruger-Effekt wären.
Was steckt hinter dem Dunning-Kruger-Effekt?
Alles begann mit dem Experiment zweier Psychologen in den USA. Das war 1999. Damals wollten David Dunning und Justin Kruger, dass Studenten der Cornell Universität selbst ihre geistigen Fähigkeiten einschätzen sollten. Dabei ging es um Kompetenzen, wie zum Beispiel logisches Denken und Grammatik.
Das ebenso unerwartete wie interessante Ergebnis: Ausgerechnet diejenigen unter den Studenten, deren Leistungen eher schlecht waren, schätzen sich selbst am besten ein. Die Studenten, die besonders intelligent waren hingegen, unterschätzen ihr eigenes Können.
Auch lesen: Mansplaining: Warum es so ärgerlich ist und wie du konterst
Die Forscher fassten das Ergebnis ihrer Studie also folgendermaßen zusammen: Je weniger eine Person über ein Gebiet weiß, desto eher neigt sie dazu, sich in dem Bereich zu überschätzen. Selbsteinschätzung und eigene Leistung, so die Wissenschaftler, stehen also in keinem realen Verhältnis.
Was zunächst paradox klingt, lässt sich dennoch simpel erklären: Wer wenig über ein Thema weiß, kann gleichzeitig auch nicht wissen, wie gut oder schlecht seine Fähigkeiten sind. Denn auch für die Selbstreflexion braucht es eine gewisse geistige Reife und Stärke.
Vor allem Halbwissende tendieren dazu, sich gerne selbst zu überschätzen und – netter Nebeneffekt – die Fähigkeiten ihres Umfelds nicht zu erkennen.
Auch interessant: Experiment zeigt, wie sehr Frauen unter einem falschen Selbstbild leiden
Die 4 Stufen des Dunning-Kruger-Effekts
Laut Dunning und Kruger gibt es vier Stufen der Selbstwahrnehmung. Alle vier sehen sie in Verbindung zum jeweiligen Intelligenzquotienten und der Selbstreflexion eines Menschen.
- Inkompetente Menschen überschätzen oft die eigenen Fähigkeiten.
- Zudem sind sie unfähig, das Ausmaß ihrer Inkompetenz zu erkennen.
- Bedingt durch diese Ignoranz bauen sie ihre Kompetenz nicht aus.
- Dadurch unterschätzen sie regelmäßig die überlegenen Fähigkeiten anderen Menschen.
Deshalb bleibt die Selbstüberschätzung
Das Problem: Wenn wir mit einer Aufgabe scheitern, dann suchen wir den Fehler oftmals bei uns selbst. Auch wenn es eine Gruppenaufgabe war und uns kein Verschulden trifft.
Ähnlich ist es leider auch bei Menschen mit dem Dunning-Kruger-Effekt: Zum einen trauen sie sich Aufgaben zu, denen sie gar nicht gewachsen sind. Was grundsätzlich natürlich die Chance bietet, daran zu wachsen und sie doch noch zu meistern.
Das Problem: Gelingt ihnen diese für sie eigentlich zu schwierige Aufgabe, warum auch immer, durch Zufall oder durch das Zutun anderer, sehen sie sich selbst als King an, dem das alles zu verdanken ist.
Und dieser Zustand ist bedauerlicherweise von Dauer: Denn da auch die geistige Fähigkeit fehlt, die eigene Inkompetenz zu erkennen und das größere Wissen anderer Menschen zu würdigen, sehen die Halbwissenden auch gar keinen Grund darin, sich Wissen anzueignen. Sie sind ja schon perfekt. Und so nimmt die unglückliche Mischung auf Dummheit und übermäßigem Selbstwertgefühl ihren Lauf.
Wer ein Beispiel möchte: Man denke an Donald Trump, wie er im Brustton der Überzeugung sagt: „Das ist alles Fake. Das ist alles nicht richtig. Ich allein weiß, was die Wahrheit ist.“ Und auch er würde niemals einsehen, dass er damit oftmals komplett daneben lag.
Kritik am Dunning-Kruger-Effekt
Gleichwohl gibt es auch Kritik aus den Reihen der Wissenschaftler an der These von Dunning und Kruger, so wie beispielsweise durch den Philosophen Edward Nuhfer und den Psychologen Steven Fleisher von der California State University in einer Studie von 2017.
Gebildete Menschen würden ihre Kenntnisse allein deshalb richtig einschätzen, weil sie geübt darin seien, sich ihrer Grenzen bewusst zu sein.
Und so bekamen die beiden Forscher für ihre Erkenntnisse auch nur die satirische Auszeichnung des Ig-Nobelpreises (vom Englischen ignoble, zu dt. so viel wie „unwürdig“) im Jahr 2000, einer Art Anti-Nobelpreis für Thesen, die einen erst zum Lachen bringen und dann nachdenken lassen.
Kritik hin oder her: Dennoch hilft es sehr, diesen Effekt zu kennen, um sich beim nächsten Mal nicht so sehr zu ärgern, wenn man zum Beispiel Opfer von Mansplaining wird oder wenn einen inkompetente Kollegen oder Vorgesetzte belehren wollen. Dann atmen wir einfach tief durch und denken an den Dunning-Kruger-Effekt.
Das Gegenteil vom Dunning-Kruger-Effekt: Das Impostor Syndrom
Das Gegenteil des Dunning-Kruger-Effekts ist übrigens das Impostor Syndrom. Hier geht es darum, dass sich Betroffene als Versager und Hochstapler ansehen, obwohl das weder den Tatsachen noch der Meinung ihrer Umwelt entspricht.
Auch hier gaukelt das Selbstbild etwas vor, was nicht real ist. Nur eben umgekehrt, also im negativen Sinn. Denn Personen mit dem Impostor Syndrom setzen sich enorm unter Druck und leiden unter Versagensängsten, obwohl sie die Kompetenz eigentlich besitzen.
Mehr zum Impostor Syndrom: Hochstapler-Syndrom: Leidest auch du unter der Millennial-Krankheit?
Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Für alle Betroffenen: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Solltet ihr massive Probleme und Sorgen haben, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu holen.