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Selbstwertgefühl: Woher kommen die Zweifel an uns selbst?

Frauen und ihr Selbstbewusstsein
Frauen und ihr Selbstbewusstsein Credit: unsplash.com / andrej-lisakov

In einem Punkt haben Männer leider recht: Wir Frauen sind unlogisch. Allerdings nur, was einen ganz bestimmten Punkt angeht: unser Selbstwertgefühl in puncto Aussehen. Ein Grund mehr, sich endlich vom Schönheitsdiktat zu befreien.

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Die Nase zu groß, die Augen zu klein, die Haare zu dünn und die Oberschenkel zu rund. Wenn es darum geht, unseren eigenen Körper zu einer desolaten Großbaustelle zu erklären, sind wir Frauen wahrlich Weltmeister. Und das hat nicht unbedingt etwas mit Bescheidenheit zu tun.

Emanzipation und Altlasten

Traurig aber wahr: Trotz Emanzipation und neuem Selbstbewusstsein sind wir Frauen, was unseren Körper angeht, immer noch schrecklich verunsichert. Oft wird uns schon in jungen Jahren etwas in die Köpfe gesetzt, woran wir nicht selten ein Leben lang zu knabbern haben. Und: Es sieht nicht gerade so aus, als würde sich das Problem verringern.

Eine Studie der britischen Fitness-Trainerin Irene Estry und der Psychologin Emma Kenny hat ergeben, dass Frauen rund 36 Mal am Tag negativ über ihr Aussehen denken. Das sind ganze 252 Mal pro Woche. Für die Studie wurden 100 britische Frauen zwischen 35 und 69 gebeten, eine Woche lang ein Zählgerät bei sich zu tragen und dieses immer dann zu betätigen, wenn sie sich um ihr Aussehen oder ihren Körper sorgten. Wie kommt es, dass wir Frauen uns selbst so negativ sehen?

Frauen vom Schönheitswahn befreien

Ein Grund sind mit Sicherheit die viel gescholtenen Medien. Obwohl wir es besser wissen sollten, eifern wir den makellosen Schönheiten in den Hochglanzmagazinen nach, an denen die Zeit und das Alter dank Bildbearbeitungsprogrammen keine Spuren hinterlässt. Wir bewundern die berufsjugendlichen Promis in Amerika, die Size Zero und Botox verfallen sind.

Da ist es kaum erstaunlich, dass sich schon kleine Mädchen mit zehn Jahren zu dick finden und die Posen von Heidi Klums Modelkandidatinnen nachahmen. Wenn doch ihre Mütter ebenfalls ständig mit ihrem Körper hadern, wie sollen sie es da besser wissen? Gerade Jugendliche in der Pubertät sind in ihrem Selbstbild wenig gefestigt und lassen sich leicht irritieren.

Wenn wir die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zitieren wollen: „Das Figurideal heißt: schlank. Wer schlank ist, ist nicht nur schön und attraktiv, sondern auch dynamisch und erfolgreich im Beruf und im Privatleben – so machen es uns die Medien glauben. Die Topmodels zeigen auf dem Laufsteg und im Fernsehen, was schlank sein heißt. Viele sind ultradünn und haben das Gewicht einer Magersüchtigen.

Mit gravierenden Folgen: Aktuelle Umfragen zeigen, dass fast 50 Prozent der normalgewichtigen 11- bis 17-jährigen Mädchen sich als zu dick empfinden. Eine weitere Umfrage unter Jugendlichen hat ergeben, dass 22 Prozent der Befragten in Bezug auf ihr Essverhalten als auffällig eingestuft werden müssen. Somit weist mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland Symptome einer Essstörung auf.

Klar, es gibt prominente Frauen wie Beyoncé, Beth Dito und Adele, die uns zeigen, dass es auch jenseits von Size Zero aufregende Persönlichkeiten gibt. Und auch die Aktion der Zeitschrift Brigitte, die auf professionelle Models verzichtete, und eine Bodylotion-Werbung mit normalen, kurvigen Frauen sind gute Ansätze. Aber selbst wollen wir dann doch lieber perfekt aussehen, wenn wir ehrlich sind. Zumal uns weiterhin zu 99 Prozent perfekte Models von den Plakatwänden entgegenlächeln.

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Kampf und Training

Frauen lernen von klein auf: der eigene Körper ist nicht perfekt. Sondern eher eine einzige große Problemzone. Wir müssen hungern, trainieren und uns verkleiden, damit wir besser und schöner werden. Durch Disziplin und harte Arbeit wird der eigene Körper bekämpft und bezwungen. Irrsinnig, wenn man überlegt, wie viel Lebenszeit und vor allem Kraft wir mit diesem rein äußerlichen Problem verbringen.

Die Folgen des fehlenden Selbstwertgefühls rauben nicht nur Zeit, sondern gehen oft an die Substanz: Essstörungen, Depressionen und Schlankheitswahn. Eine ganze Armada von Light-Lebensmitteln, Pillen und Cremes ist entstanden, um uns genau da abzuholen, wo uns unser zerstörtes Selbstbild frustriert vor dem Spiegel zurückgelassen hat.

Auch die Schönheitschirurgie ist längst nicht mehr so verpönt wie noch vor einigen Jahren, sondern bedient die Wünsche und Nöte einer immer größer werdenden Klientel. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse KKH-Allianz zeigt, dass mittlerweile jeder Vierte im Alter zwischen 16 und 29 Jahren einer möglichen Schönheits-OP durchaus positiv gegenübersteht.

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Wege aus dem falschen Selbstbild: Tipps für mehr Selbstwertgefühl

Um aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen, sollten wir der inneren Stimme, die uns schon morgens beim Blick in den Spiegel sagt, dass wir Ringe unter den Augen und einen zu dicken Po haben, aktiv den Kampf angesagen. Schluss mit der harschen Kritik, die wir uns täglich selbst auftischen. Klar: das geht nicht einfach so, von heute auf morgen. Aber es lässt sich daran arbeiten.

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Schluss mit der gnadenlosen Selbstkritik

Das heißt nicht, dass wir uns wie in einem schlechten Motivations-Seminar ein freudiges: „Du bist toll! Du bist schön!“ vor dem Spiegel entgegenschmettern. Es heißt ganz einfach, dass wir uns mit uns selbst anfreunden müssen. Jedem Kritikpunkt muss auch etwas Gutes entgegengesetzt werden. Der Po ist zu dick? Schön, dafür ist er in der Lieblingsjeans ein toller Hingucker. Die Nase ist zu groß? Vielleicht ist genau das das gewisse Etwas, das unser Gesicht ausdrucksstark und besonders macht.

Dr. Frauke Höllering, Allgemeinärztin mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin, rät: „Jeder sollte sich fragen, was besonders schön an ihm ist, und das mit seinem Styling unterstreichen: Eine schöne Haut, ein üppiges Dekolleté, eine schlanke Taille, ausdrucksstarke Augen, schöne Haare

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Frauen und ihr Selbstbewusstsein

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Schluss mit dem Perfektionismus

Viele Menschen bauen ihr Selbstwertgefühl auf ihrem Äußeren und auf der Anerkennung der anderen auf. Schön, jung, erfolgreich und beliebt. Das ist das Ideal, das überall Anerkennung findet. Aber wie ist es mit dem positiv denkenden Lebenskünstler, der zwar beruflich in der Kreisliga spielt und auch nicht wie George Clooney aussieht, aber eine tiefe, innere Zufriedenheit ausstrahlt? Eine positive Ausstrahlung und innere Zufriedenheit können einen Menschen unglaublich schön machen.

Wer sein Selbstwertgefühl nur auf Äußerlichkeiten aufbaut, wird auch schnell merken, dass dieses verletzbar und vergänglich ist. Und steht jemand unter Druck und ist permanent unzufrieden, zeigt sich das auch in seinem Äußeren.

Haltung ist wichtiger als Schönheit: Wer aufrecht geht und dem Gegenüber ins Auge schaut, wirkt gleich ganz anders„, erklärt auch Dr. Frauke Höllering. Und noch etwas ist wichtig: Lächeln. „Viel zu wenig Menschen lächeln freundlich, wenn sie einen Raum betreten oder sich anderen vorstellen. Warum eigentlich?“

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Ecken und Kanten lieben lernen

Wir sollten früher oder später damit anfangen, unsere körperlichen Unzulänglichkeiten zu akzeptieren. So wie wir auch den kleinen Bauch oder die beginnenden Geheimratsecken unseres Liebsten niemals mit Grauen betrachten würden, so sollten wir auch mit uns selbst sorgsamer umgehen und uns nicht für unsere Fehler hassen.

Wir haben viele Vorzüge, innere und äußere, und sind auch mit kleinem Bauch und anderen vermeintlichen Makeln wertvoll. Und: In anderen Zeiten und in anderen Kulturen gehörte und gehört nicht unbedingt eine ultramagere Frau zum Schönheitsideal.

Nein sagen lernen

Irgendwann finden wir unseren eigenen Stil, im Leben wie in unserem Aussehen. Wir beginnen, nicht mehr „wie alle“ aussehen zu wollen und jedem Trend hinterherzurennen. Wir fangen an, die Schönheiten in den Medien kritischer zu betrachten.

Wir wissen, dass kaum eine normale Frau diesem Ideal entspricht, und wir wissen, dass selbst die Magazin-Beautys nur dank Bildbearbeitung so makellos wirken. Wir sollten beginnen, ‚Nein‘ zu sagen. Und unsere eigene Vorstellung von Schönheit zu kreieren. Eine, die uns entspricht und der wir entsprechen können.

Durch die Augen der Freunde

Was wir noch tun können: Menschen fragen, die uns so mögen, wie wir sind. Unsere Freunde. Unsere Familie. Wir werden merken: So kritisch, wie wir uns betrachten, sieht uns unsere Umwelt nicht. Frag deine Freunde und bitte sie um eine ehrliche Meinung, was an dir auffallend und besonders ist. Das freche Lächeln, die eisblauen Augen, die langen Haare oder die spezielle Art, sich zu bewegen … da gibt es mit Sicherheit einiges.

Das Gute: Die meisten Frauen werden mit zunehmendem Alter selbstbewusster. Sie wissen, was sie wollen, und strahlen das auch aus. Irgendwann werden wir merken, dass wir an innerer Schönheit gewinnen, auch wenn sich hier und da die ersten Fältchen einstellen. Ganz sicher.