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Frauenfeindliche Sprache: Diese Begriffe sollte man besser überdenken

Warum sind eigentlich die übelsten Beschimpfungen weiblich? Über diskriminierende Sprache
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Oftmals ist uns gar nicht bewusst, dass wir diskriminierende oder sexistische Begriffe verwenden. Fakt ist: Es gibt leider immer noch viele üble Klischees und Ausdrücke in unserer Sprache, die so nicht ok sind. Und hier geht es um mehr als „nur mitgemeint“ zu sein und Gendersternchen.

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Diskriminierung und Sexismus im Alltag hört sich immer so weit weg an. Oftmals merken wir gar nicht, wenn wir abfälligen und diskriminierenden Verhaltensweisen begegnen. Schaut man jedoch genauer hin, muss man erkennen: Beides ist allgegenwärtig – sogar in unserer Sprache.

Fakt ist: Unsere Sprache steckt voller sexistischer Redewendungen und Ausdrücke. Und oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Das zeigt auch eine Umfrage der Sprachlernplattform Babbel: So sprachen sich 61 Prozent der Befragten davon frei, sexistische Sprache zu gebrauchen.

Im Anschluss wurden ihnen sexistische und stereotypischen Rollenbildern zugeordnete Begriffe vorgelegt, von denen sie sagen sollten, welche davon sie im Alltag verwenden würden. Und siehe da: Die meisten Teilnehmer*innen verwendeten die Begriffe und waren sich gar nicht bewusst, dass diese sexistisch und diskriminierend sind.

Sprache als Spiegel der Gesellschaft

Es gibt viele Menschen, die sich über die Verwendung von Gendersternchen und die abgehakte Sprechweise z.B. bei „Bürger*innen“ aufregen. Laut einer Umfrage lehnt sogar die Mehrheit der Deutschen Gendern in den Medien und bei öffentlichen Anlässen ab. 36 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Verwendung sogar voll und ganz ablehnen.

Aber auch wenn es vielen Menschen kleinlich, überflüssig oder sogar nervig erscheint: Gendern ist ein wichtiges Mittel, um Missstände in der Sprache und somit auch der Gesellschaft sichtbar zu machen. Niemand findet diese grammatikalisch arg holprige Art sich auszudrücken sexy, aber um auf das grundsätzliche Problem hinzuweisen, ist dieses Mittel mehr als probat.

Letztlich geht es aber noch sehr viel weiter. Es geht nicht nur darum, dass unsere Sprache ein Spiegel der männlich dominierten Welt ist, mit ihrem Gender Health Gap und Gender Pay Gap. Schaut man genauer hin, merkt man, dass unsere Art nicht nur die Frauen ignoriert, sondern sogar extrem frauenfeindlich ist. Es geht also nicht nur darum, dass es ärgerlich ist, als Frau ständig nur „mitgemeint“ zu sein, sondern darum, dass man diskriminiert und beleidigt wird.

Es beginnt mit soften Ausdrücken, wie: „Für eine Frau gar nicht schlecht“ oder scheinbar spaßig gemeinten Stammtischkalauern wie: „Frau am Steuer, Ungeheuer.“ Aber es geht auch anders, nämlich mit üblen Sprüchen wie: „Hast du deine Tage, oder was ist los?“ oder wenn Frauen in der Arbeitswelt Stutenbissigkeit und Zickenterror unterstellt wird.

Weshalb „Powerfrau“ und „Working Mom“ keine Komplimente sind

Powermann – Working Dad – Schampenis – Drama-King: Du hast diese Begriffe noch nie gehört? Kein Wunder. Die gibt es ja auch nicht – bzw. nur in der weiblichen Variante. Niemand würde einen Mann als Powermann betiteln. Warum dann aber eine Frau?

Bei Männern ist es normal, „Power“ zu haben. Eine Powerfrau hingegen ist etwas Außergewöhnliches, was man sprachlich betonen muss. Gleiches betrifft das so scheinbar harmlose „Working Mom“. Bei Männern ist ein Working Dad zumindest nicht üblich.

Gleiches mit dem Schampenis: Warum gibt es die weibliche Scham und die Schamlippen, aber keinen Schampenis? Ein Phallus steht für Stärke, während Vulva-Lippen also schambehaftet sind?

Und wie ist es mit dem Drama-King, den es im Gegensatz zur Drama-Queen nicht gibt? Hier wird eine unnötig empfindliche Eigenschaft sofort weiblich behaftet.

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Interessanterweise ist es Männern eher egal als Frauen (nämlich fast jedem zweiten), ob sie sexistische Begriffe verwenden, wie die Umfrage von Babbel zeigt. Zumindest, wenn Frauen davon betroffen sind. Geht es um ihr eigenes Geschlecht, sind sie da schon aufmerksamer.

Und beim Ausdruck „Powerfrau“ sahen viele Männer auch gar kein Problem. 69 Prozent der Männer sagten, dies sei doch ein Kompliment und positiv gemeint. Bei den Frauen sagten das nur 19 Prozent.

Letztlich ist es der nett gemeinte Kontext, mit dem man Wörter wie „Powerfrau“ und „Working Mom“ verwendet, der darüber hinwegtäuscht, dass diese Ausdrücke auf ein klischeehaftes Denken hinweisen. Gut gemeint ist in dem Fall eben nicht immer gut.

Wenn es beleidigend werden soll, wird es weiblich

Interessant ist es auch mal zu schauen, warum die schlimmsten Schimpfworte Frauen diskriminieren: Hure. Hurensohn. Schlampe. Fotze. Wenn es richtig übel werden soll, werden Frauen mit verunglimpft. Der Kontrahent ist nicht einfach ein Idiot, sondern der Sohn einer Hure. Oder der Mutter werden üble Dinge angedroht: „Ich f*** deine Mutter“.

Gleichzeitig fällt auf, dass bei Beschimpfungen wie „Pussy“ und „Fotze“ das weibliche Geschlechtsorgan herhalten muss. Eine Kombination, die dem Penis nie widerfahren würde. All diese Beleidigungen werten weibliche Geschlechtsorgane und Sexualität ab, wie die Initiative gegen Sexismus Pinkstinks schreibt.

„(…) Beleidigungen wie ‚Hurensohn‘ sollen dadurch verletzen, dass sie die Mutter des Beleidigten und dadurch ihn erniedrigen“, so Pinkstinks. Interessant auch: „‚Freierssohn‘ funktioniert umgekehrt nicht als Schimpfwort. Kein Wunder: Eine Frau, die Sex hat und damit vielleicht auch Geld verdient, ist nach patriarchalem Geschlechterrollen-Verständnis zügellos, verdorben und gesellschaftlich auszugrenzen; ein Mann, der zu Prostituierten geht, hingegen kein Problem“, so die Aktivistinnen.

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Frausein und Schwulsein als Beleidigung

Auch Männer werden gerne mal diffamiert, indem man ihnen weibliche Attribute zuspricht. Wenn jemand „kein richtiger Mann“ ist, eine „Pussy“, dann wird er dadurch beleidigt, indem man ihn mit den vermeintlichen Schwächen einer Frau vergleicht. Das zeigt: Frauen gelten in dieser Gesellschaft als nicht gleichwertig, sonst könnte der Vergleich mit ihnen ja kaum eine Beschimpfung sein.

Hinter all diesen Schimpfworten steckt letztlich ein Problem: das heteronormative Denken, das die Gesellschaft in Mann und Frau einteilt, mit jeweils bestimmten Charaktereigenschaften und Attributen. Während die Frau für Schwäche, Sündhaftigkeit und Scham steht, muss der Mann für Potenz, Stärke, Macht, Mut und Erfolg stehen.

Und ein Singlemann ist ganz neutral ein „Junggeselle“, eine Frau ohne Partner hingegen negativ konnotiert eine „alte Jungfer“, die keinen abbekommen hat.

Natürlich ist das Wort „Jungfer“ aus früheren Zeiten. Aber verwenden wir diese Art Begriffe einfach so weiter, ohne sie zu hinterfragen, sorgen wir dafür, dass alte Rollenmuster weiterhin Teil unserer Sprache und unserer Gesellschaft bleiben.

Sprache als Spiegel uralter Rollenstereotype

Natürlich ist Sexismus und Diskriminierung nichts, was nur uns Frauen vorbehalten ist. Neben netten Sätzen wie: „Die wirfst wie ein Mädchen!“ oder „Du heulst herum wie eine Pussy!“ werden ja auch Homosexuelle gerne als Negativvergleich herangezogen. Letztlich findet sich in unserer Sprache viel Übles auch in Bezug auf alle anderen gesellschaftlich diskriminierten Gruppen, wie in dem Fall Homosexuelle. Warum sonst werden Männer im negativen Sinn als „Schwuchtel“ oder „schwul“ bezeichnet.

Und klar geht es auch Männern übel an den Kragen, denn auch sie werden beleidigt, indem man ihnen sexuelles Versagen vorwirft, beispielsweise, als Schlappschwanz oder Lutscher.

Und das zeigt auch hoffentlich klar: Es geht hier nicht darum, nur Gerechtigkeit für Frauen einzufordern und alle männlich gelesenen Personen niederzumetzeln. Auch Männer und vor allem Jungen, die heute aufwachsen, haben unter diesen stereotypen Rollenmustern zu leiden. Ganz zu schweigen von homosexuellen Männern und Frauen und allen, die nicht in die Klischees und Rollenmuster passen.

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Sprache hinterfragen – zum Wohle der nächsten Generation

Und wer jetzt denkt: Das ist doch alles kleinlich und haben die Frauen nichts Besseres zu tun, als solche sprachlichen Feinheiten anzuklagen: Nein, haben sie nicht. Denn: Sprache beeinflusst unser Denken und somit auch unser Handeln. Und vor allem beeinflusst sie das Denken unserer Kinder, die mit dieser Sprache auswachsen und ihre Rolle in der Gesellschaft finden müssen.

Letztlich signalisiert diese Sprache jungen Menschen, dass es Rollenmuster gibt, in die man Menschen zwängt. Und das erzeugt zum einen Druck, aber auch einen Mangel an Selbstbewusstsein und Frustration bei Kindern, wenn sie eben diesen Rollen nicht entsprechen und ausgegrenzt werden.

Unsere Sprache ist leider recht verräterisch, wenn es um Klischees und Geschlechterrollen geht. Sie ist das Ergebnis von Jahrhunderten Patriarchat. Aber zum Glück wandelt sich Sprache und entwickelt sich weiter. Sich seltsamer Begriffe und Redewendungen bewusst zu werden, ist der erste Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft ohne Diskriminierung bestimmter Gruppen.

Es geht nicht darum, Menschen zu verurteilen, die vermeintlich nette, aber leider stereotype Begriffe verwenden, wie eben Powerfrau und Working Mom. Es geht darum, dass wir Dinge ändern, in dem Moment, wo uns Fehler bewusst werden.

Wenn wir eine offene, tolerante und inklusive Gesellschaft als Ideal sehen, dann sollten wir auch auf diskriminierende Begriffe und Phrasen in unserem Sprachgebrauch achten. Es gibt bereits viele Diskussionen über Begriffe, die andere Menschen herabwürdigen oder ihre Gefühle verletzen, wie „Indianer“ oder „Zigeuner“. Sprache dahingehend zu hinterfragen und zu ändern, ist in beiden Fällen glücklicherweise für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Warum also nicht auch mal Sprache in Hinblick auf Frauenfeindlichkeit analysieren?