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Gleichberechtigung: So war der Alltag von Frauen früher wirklich

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Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Doch was hat sich in der Vergangenheit getan und wie sah der Alltag einer Frau Mitte des 20. Jahrhunderts wirklich aus? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.

Inhaltsverzeichnis

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Feminismus: Nicht nur am Weltfrauentag wichtiger denn je!

Am 8. März ist Internationaler Frauentag und auch wir wollen auf die nach wie vor bestehende Ungleichberechtigung zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. Weiterhin besteht in vielen Bereichen Handlungsbedarf und der Kampf um Gleichberechtigung ist noch lange nicht zu Ende. Auch in der Gegenwart gibt es noch unzählige Bereiche, in denen wir Frauen nach wie vor hart für unsere Rechte kämpfen müssen.

Doch was haben wir Frauen in der Vergangenheit eigentlich erreicht und wie sah der Alltag einer Frau im 20. Jahrhundert wirklich aus? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich mich mit meiner Mutter zusammengesetzt und mich mit ihr über die Vergangenheit unterhalten.

Sie hat mir nicht nur einiges darüber erzählt, wie sie den Alltag als junge Frau empfunden hat, sondern auch, wie der Alltag meiner Oma früher aussah. Und eines kann ich schon vorab verraten: Für mich als 90er-Kind ist heute vieles selbstverständlich, was für Frauen 40 Jahre vor meiner Geburt absolut nicht selbstverständlich war.

Der Kampf um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im 20. Jahrhundert

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Blicken wir zurück: Erst seit 1919 sind Frauen in Deutschland wahlberechtigt. Und erst 1949 fand der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ den Einzug in das Grundgesetz. Einen wichtigen Anteil daran hatte die SPD-Abgeordnete Elisabeth Selbert. Sie gilt als eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“.

Im Jahr 1958 trat schließlich das Gesetz zur Gleichberechtigung von Mann und Frau in Kraft. Somit konnten Frauen in einer Ehe endlich selbst über ihr Vermögen bestimmen und ein eigenes Konto eröffnen. Während es in der heutigen Zeit egal ist, ob wir als Mann oder Frau zur Bank gehen und ein Konto eröffnen, war es für die Frauen damals keine Normalität. Einfach so arbeiten gehen? Fehlanzeige.

Erst mit dem Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts im Jahr 1977 erlangten Frauen das volle Recht, berufstätig zu sein. Zuvor durften sie einer Tätigkeit nur nachgehen, wenn diese mit den „ehelichen und familiären Pflichten vereinbar“ war. Dadurch war der Ehemann auch in der Lage, das Arbeitsverhältnis der Frau zu kündigen, wenn er der Ansicht war, dass sie ihre primären Pflichten als Hausfrau und Mutter vernachlässigt. Für mich ist es heute kaum vorstellbar, dass meine Oma meinen Opa hätte fragen müssen, ob sie überhaupt arbeiten darf. Doch früher war genau das die Realität.

Besonders die neue Frauenbewegung, die sich in Folge der 68er-Bewegung formierte, brachte vieles in Bewegung. Sie setzte sich für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit ein und kämpfte leidenschaftlich für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen. Die Protestbewegung richtete sich vor allem gegen die vorherrschenden männlichen Machtstrukturen.

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Werbung in den 1950er Jahren

Neben all diesen geschichtlichen Fakten bietet uns eine Dr. Oetker-Werbung aus dem Jahr 1954 einen spannenden, wenngleich auch deprimierenden Einblick in die Geschlechterrollen der 1950er Jahre. In dem Werbeclip macht Dr. Oetker Werbung für sein Pudding-Pulver. Dabei fallen zwei prägnante Sätze, die allen, die sie schon einmal gehört haben, sicher im Bewusstsein bleiben: „Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen. Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?“ Diese zwei Sätze zeigen die erschreckende Realität der 50er Jahre. Von Frauen wurde in erster Linie erwartet, dass sie den Männern gefallen. Um das zu gewährleisten, sollten sie kochen, putzen, die Kinder betreuen und gut aussehen.

Diese Werbung ist nun fast 70 Jahre alt und zugegeben, seitdem hat sich bereits viel getan. Doch wie stark hat sich der Alltag einer Frau im Laufe des 20. Jahrhunderts im Vergleich zu heute wirklich verändert? Um mich diesen Fragen anzunähern, habe ich mich mit meiner 63-jährigen Mutter unterhalten, die mir einige spannende Einblicke in ihr Leben, aber auch in den Alltag meiner Oma geben konnte.

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Wie sah der Alltag einer Frau im 20. Jahrhundert aus? Ein Gespräch mit meiner Mutter

Zunächst habe ich mir die Frage gestellt, wie sich der Alltag meiner Oma, von dem meiner Mutter unterschieden hat. Meine Oma wurde im Jahr 1922 geboren und meine Mutter im Jahr 1958. In der Zeit, in der meine Mutter geboren wurde, war es nicht üblich, dass Männer bei der Geburt anwesend waren. Das galt offenbar früher als „unmännlich“, ein Kind zu gebären war allein Sache der Frau. Als ich im Jahr 1994 geboren wurde, war es hingegen üblich, dass auch die Väter bei der Geburt dabei waren und das gilt bis heute.

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Frauen mussten sich um den Haushalt und die Kinder kümmern

In Westdeutschland war es gängig, dass sich die Frauen allein um den Haushalt und die Kindererziehung kümmerten. Damit sie dieser Aufgabe nachgehen konnten, waren sie in der Regel nicht erwerbstätig und so hatte der Mann als Alleinverdiener die Entscheidungsgewalt über das Geld. Das hatte gravierende Auswirkungen für die Frau, wie mir meine Mutter erzählt.

Lange Zeit wurde Arbeitnehmern ihr Lohn bar, zum Beispiel einmal im Monat oder einmal die Woche, in einer sogenannten Lohntüte ausgezahlt. Die Frauen waren auf das Geld ihrer Männer angewiesen und erhielten lediglich ein Haushaltsgeld, um die Familie ernähren zu können. Wenn der Mann der Frau allerdings zu wenig Geld oder sogar gar kein Geld gab, war die Frau völlig mittellos, wie meine Mutter erklärt.

Das führte dazu, dass Frauen an den Tagen, an denen Arbeitgeber die Lohntüten herausgaben, zu der Arbeitsstelle ihres Mannes fuhren und versuchten an Geld aus den Lohntüten zu gelangen. Nur so war es ihnen möglich, Lebensmittel für die Familie zu kaufen. Das Bild des erwerbstätigen Mannes und der Frau, die sich um Haus und Kinder kümmert, war noch lange Zeit fest in den Köpfen verankert und existiert auch heute noch vielerorts.

„Für viele war es undenkbar, dass die Frau arbeiten geht und im ’schlimmsten‘ Fall noch den Haushalt vernachlässigt. Das gehörte sich einfach nicht, besonders für Mütter“, erklärt mir meine Mutter, so wie sie es von meiner Oma erfahren hat.

Frauen waren vielen gesellschaftlichen Normen unterlegen

Auch in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens waren die Unterschiede zwischen Mann und Frau Mitte des 20. Jahrhunderts gravierend. Der Großteil der Frauen hatte keinen Führerschein, geschweige denn ein eigenes Auto. Frauen waren zudem viel mehr gesellschaftlichen Normen ausgesetzt, an die sie sich halten mussten als Männer.

„Männer waren viel freier.“

Vieles war für Frauen „nicht anständig“, wie mir meine Mutter erzählt. Zum Beispiel trug meine Oma den Großteil ihres Lebens nur Röcke. Frauenhosen wurden erst Ende der 60er Jahre gesellschaftlich akzeptiert. Ähnlich sah es mit Bikinis aus. Auch diese etablierten sich erst Ende der 60er Jahre. Dennoch trug meine Oma noch lange Zeit Röcke. Erst Ende der 80er Jahre ermutigte meine Mutter meine Oma doch mal Hosen zu tragen. Zudem trug meine Oma immer Kittelschürzen. Auch das „gehörte sich einfach so für eine Hausfrau.“

Übrigens: Sogar Unterhosen durften Frauen erst Mitte des 19. Jahrhunderts tragen. Die Frauenunterhosen waren im Schritt offen und wurden ‚Beinkleid‘ genannt.

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Meine Mutter schildert mir zudem, dass ein Besuch in einer Bar, der für uns heute Normalität ist, für meine Oma in ihren Dreißigern undenkbar war: „In der Regel trafen sich nur Männer in Gastwirtschaften. Für Frauen war das verpönt, vor allem für Frauen, die alleine waren. Wenn sie aber mit ihrem Mann zusammen unterwegs waren, war es in Ordnung. Aber grundsätzlich konnten es sich Frauen nicht erlauben, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken oder gar zu rauchen.“

Sexualität bei Frauen wurde totgeschwiegen

Das Thema weibliche Sexualität wurde grundsätzlich totgeschwiegen. Für Frauen war ein uneheliches Kind eine gesellschaftliche Katastrophe. Auch die Antibabypille war anfänglich nur für verheiratete Frauen vorgesehen und sollte Beschwerden während der Periode lindern. Vergewaltigungen in der Ehe fanden nicht einmal als Begrifflichkeit Erwähnung im Gesetz. Erst seit 1997 sind Vergewaltigungen auch in der Ehe ein eigenständiger Straftatbestand.

Im Zuge der sexuellen Revolution Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre rückte die selbstbestimmte Sexualität immer stärker in den Mittelpunkt. Frauenbewegungen machen sich stark gegen sexuellen Missbrauch, Vergewaltigungen sowie gegen jegliche Form von Sexismus im Alltag. Es wurden Frauenhäuser gegründet und Notrufnummern eingerichtet, bei denen sich Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen und Gewalt wurden, melden konnten.

Die neue Frauenbewegung kämpfte Anfang der 1970er Jahre zudem für die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen § 218. Bis dahin war ein Schwangerschaftsabbruch verboten. Heute sind Abtreibungen in Deutschland innerhalb der ersten drei Monate erlaubt, wenn vorher ein medizinisches Beratungsgespräch stattgefunden hat (-> Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs § 218a).

So entstand der Weltfrauentag

Am 19. Dezember 1908 wurde erstmals ein „Frauentag“ ins Leben gerufen, an dem die Frauenorganisation der Sozialistischen Partei Amerikas jeden zweiten Sonntag im Februar dazu aufrief, für das Frauenwahlrecht zu demonstrieren. 1910 schlug die deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen schließlich die Einführung eines Internationalen Frauentages vor. Jedoch zunächst ohne ein festes Datum.

Am 19. März 1911 begangen Deutschland, Österreich, die Schweiz, Dänemark und die USA den ersten Frauentag. Später schlossen sich auch Frauen in Schweden, den Niederlanden, Frankreich und Russland an. Als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 an die Macht kamen, wurde der Weltfrauentag verboten. Und auch nach der NS-Zeit ab 1945 wurde der Frauentag nicht gleich wieder eingeführt. Während er in der DDR mehr als sozialistische Veranstaltung zelebriert wurde, stand in Westdeutschland ab 1948 vor allem das Streben nach Frieden im Vordergrund. Dadurch geriet die eigentliche Bedeutung des Frauentags mehr und mehr in Vergessenheit.

Erst durch die Frauenbewegung Ende der 1960 rückte der Frauentag und seine eigentliche Bedeutung wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen. Im Jahr 1975 wurde der Tag dann von der UNO zum Internationalen Frauentag erklärt.

In Berlin ist der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag – in allen anderen deutschen Bundesländern aktuell nicht. Weltweit gilt der Weltfrauentag übrigens derzeit in 26 Ländern als gesetzlicher Feiertag. Dazu zählen unter anderem die Ukraine, Russland, Armenien oder Vietnam.

Wir kämpfen weiter für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau

In der Gegenwart sind Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt und dürfen im Gegensatz zu früher selbst über ihr Vermögen bestimmen. Auch die beruflichen Möglichkeiten für Frauen sind deutlich gestiegen. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist jedoch noch lange nicht überall Realität. Und schon gar nicht ist sie in allen Köpfen angekommen.

Frauen verdienen immer noch weniger Geld als Männer (hier gibt es Infos zum Thema „Gender Pay Gap“). In der Politik und in den Chefetagen sind sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen stark unterrepräsentiert. Frauen stehen oftmals vor der schwierigen Herausforderung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Aber auch für einige Männer gilt nach wie vor das machohafte Prinzip, Frauen seien allein für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig. In all diesen Bereichen besteht noch großer Handlungsbedarf und es muss sich noch vieles ändern.

Lesetipp: Hier findet ihr alle Themen rund um den Weltfrauentag

Dennoch blicken wir positiv auf das, was Frauen in der Vergangenheit bereits erreichen konnten. Gleichzeitig schauen wir mit viel Zuversicht und Ehrgeiz auf alles, was wir noch erreichen wollen. Zusammen bestreiten wir den Kampf für mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau!

Quellen:

Wir wünschen allen Frauen einen wunderbaren, inspirierenden und empowernden Weltfrauentag und wir hoffen, dass sich noch viel tun wird in Sachen Gleichberechtigung!