Rohe Produkte, egal ob aus Fleisch, Fisch oder Milch sind während der gesamten Schwangerschaft zu meiden, denn die Gefahr, sich mit der Infektionskrankheit Listeriose zu infizieren ist groß. Bei einem gesunden Erwachsenen verläuft eine Infektion oft harmlos. In der Schwangerschaft aber kann die Listerien-Übertragung aufs ungeborene Kind frühzeitige Wehen auslösen und eine Früh- und auch Totgeburt verursachen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung oder Sepsis (Blutvergiftung) beim Baby.
Lies auch: Was darf man in der Schwangerschaft nicht essen? Der Check
Um die Infektionsgefahr durch Listerien zu mindern, streichen viele Schwangere Sushi aus rohem Fisch oder Tatar aus rohem Fleisch ganz aus ihrer Ernährung. Auch Wurstsorten wie Salami oder Mettwurst landen in den 40 Schwangerschaftswochen (SSW) bei den meisten Schwangeren nicht auf dem Teller.
Beim Thema Käse hingegen wägen sich viele Verbraucher in Sicherheit, ist der schließlich nicht aus Fleisch oder Fisch gemacht. Allerdings kann auch Käse roh verarbeitete Milch enthalten, die ein idealer Nährboden für Listerien sein kann. Unter schwangeren Frauen herrscht deshalb Uneinigkeit darüber, welche Käsesorten auf den Teller dürfen und welche nicht. Der Camembert ist so eine diskutierte Käsesorte.
Lesetipp: Käse in der Schwangerschaft: Sind Parmesan, Mozzarella & Co. erlaubt?
Wir klären die wichtigsten Fakten rund um den Verzehr von Camembert in der Schwangerschaft.
Ist Camembert (immer) aus Rohmilch?
Ursprünglich ist Camembert ein aus Rohmilch gefertigtes Käseprodukt aus Frankreich. Der ‚Camembert de Normandie AOP‘ ist immer aus Rohmilch gefertigt, diese Bezeichnung ist auch geschützt. Dieser Camembert sollte in den 40 Schwangerschaftswochen also am besten gar nicht gegessen werden.
Allerdings ist der Begriff Camembert selbst nicht geschützt. Deshalb gibt es den Käse auch aus pasteurisierter, also kurzzeitig stark erhitzter Milch. Und damit, so glauben viele Schwangere, wäre er doch auch in der Schwangerschaft zum Verzehr geeignet, oder?
Nein, besser nicht, denn Camembert zählt, so wie auch Gorgonzola und Brie, zu sogenannten Weichkäsesorten und diese sollten für die komplette Schwangerschaft aus der Ernährung gestrichen werden. Das Problem bei Weichkäse wie dem Camembert: Diese Käsesorten sind recht feucht, da sie einen höheren Wasseranteil besitzen, allerdings enthalten sie weniger Säure als anderer Käse. Diese Kombination ist der ideale Nährboden für Listerien, trotz der Verwendung von erhitzter Milch.
Lies auch: Diese 7 Ernährungsmythen in der Schwangerschaft sollte jede werdende Mutter kennen
Auch Käse mit Oberflächenschmiere, wie Limburger oder Handkäse, sollte am besten gar nicht von Schwangeren gegessen werden.
Wichtig: Lebensmittel, die mit oder unter Verwendung von Rohmilch produziert wurden, müssen entsprechend gekennzeichnet sein. Auf der Umverpackung muss sich der Vermerk ‚mit Rohmilch hergestellt‘ befinden. Denn nicht nur für Schwangere, sondern auch für Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Kinder kann der Erreger der Listeriose gefährlich werden.
Stammt der Käse von der Theke, solltet ihr das Personal immer fragen, ob er mit Rohmilch oder pasteurisierter Milch hergestellt wurde. Kann man euch keine Auskunft dazu geben, ist es besser, auf diese Käsesorte zu verzichten.
Darf man in der Schwangerschaft gar keinen Camembert essen?
Wie so oft im Leben gibt es beim Camembert auch eine kleine Ausnahme. Nämlich dann, wenn man das Lebensmittel auf mindestens 70 Grad Celsius erwärmt, beispielsweise als Backcamembert. Dann kann er theoretisch sogar in der Rohmilch-Variante verzehrt werden. Denn ab 70 Grad Celsius werden mögliche Keime auf jeden Fall abgetötet.
Alternativen zu Camembert in der Schwangerschaft
Wer gerne Käse isst, muss nicht komplett auf dieses Lebensmittel verzichten, denn es gibt jede Menge Alternativen, die schwangere Frauen essen dürfen. Und sogar bestimmter Rohmilchkäse kann in der Schwangerschaft erlaubt sein. Nämlich dann, wenn es sich um Hartkäse wie Parmesan oder Allgäuer Emmentaler handelt. Das Besondere am Hartkäse ist, dass durch seine lange Lagerung der Wassergehalt extrem gering, der Salzgehalt dafür aber so hoch ist, dass Listerien und andere Keime darin nicht leben können.
Lies dazu: Parmesan in der Schwangerschaft: Was du beachten solltest!
Ein anderer Käse, bei dem ihr auch in der Schwangerschaft beherzt zugreifen dürft, ist Schnittkäse aus pasteurisierter Milch. Dazu gehören Gouda, Butterkäse, Leerdamer, Tilsiter, Edamer und Cheddar. Außerdem essen dürft ihr den eben genannten Hartkäse wie Parmesan, Emmentaler oder Bergkäse, allerdings solltet ihr die Rinde großzügig abschneiden. Und auch Schmelzkäse ist erlaubt, sowie industriell verpackter Frischkäse oder eingelegter Käse (z.B. Feta, Schafskäse, Mozzarella etc.)
Achtung bei Frischkäse oder Mozzarella aus offenem Verkauf. Auch wenn die Produkte mit pasteurisierter Milch produziert wurden, sorgt der offene Verkauf dafür, dass Keime sich schnell vermehren können. Zudem sollte Käse, will man ihn ohne Erhitzen essen, immer frisch gerieben werden. Bei bereits geriebenem Käse ist die Gefahr einer möglichen Keimbelastung ebenfalls erhöht.
Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich der Information und ersetzen keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.