Inhaltsverzeichnis
- Mit Mentaltraining zur Traumgeburt?
- Was ist das Besondere an der Geburtsvorbereitungs-Methode „Die friedliche Geburt“?
- Warum bist du von der Methode überzeugt?
- Was unterscheidet „Die Friedliche Geburt“ von „HypnoBirthing“?
- Ist das bei HypnoBirthing anders?
- Mal ehrlich: Ist denn eine Geburt ohne Schmerzen überhaupt möglich?
- Wie beeinflusst Hypnose das Schmerzempfinden?
- Kann jede Frau die Selbsthypnose-Techniken für die Geburt erlernen?
- Was rätst du Frauen, die dem Thema Hypnose skeptisch gegenüberstehen?
- Wann sollten Schwangere mit dem Mentaltraining starten?
- Wie ist die Erfolgsquote deines Programms?
So wie mir, geht es wahrscheinlich gerade hunderttausenden Frauen auf der Welt: Ich bin schwanger und habe Angst vor der Geburt. Von allen Seiten werde ich mit Horrorgeschichten bombardiert, wie schlimm und schmerzhaft die Geburt doch sei. Und das, was man in Filmen sieht, macht es nicht besser – im Gegenteil: Frauen, die mit schmerzverzerrtem Gesicht um ihr Leben brüllen.
Ist eine Geburt also immer unfassbar schmerzvoll?
Um diese Frage zu beantworten, habe ich recherchiert und bin an einer interessanten Website hängen geblieben: “Die friedliche Geburt” – ein spezieller Geburtsvorbereitungskurs, der anders als die gängigen Geburtsvorbereitungskurse, die von Hebammen angeboten werden, auf Mentaltraining basiert und Frauen auf eine selbstbestimmte und schöne Geburt vorbereiten soll. Durch erklärende Einheiten, Übungen und Meditationen soll Schritt für Schritt die Selbsthypnose für die Geburt trainiert werden.
Besonders der Satz auf der Homepage “Mit Hilfe von Tiefenentspannung Geburtsschmerzen und Verletzungen reduzieren oder sogar ganz verhindern”, ließ mich hellhörig werden.
Im Video: 5 Dinge, die Schwangere vor der Geburt nicht wussten
Mit Mentaltraining zur Traumgeburt?
Eine schmerzfreie Geburt? Das klingt doch zu schön um wahr zu sein und irgendwie ein bisschen esoterisch. Stichwort Hypnobirthing. Doch ich kann nicht leugnen: Ich war neugierig und wollte mehr erfahren.
Also habe ich mit der Gründerin von “Die Friedliche Geburt” Mental-Coach Kristin Graf über ihre Methode zur positiven Geburtsvorbereitung gesprochen. Von ihr wollte ich wissen, was hinter dem Mentaltraining steckt und warum das Ganze eben kein Hokuspokus ist.
Was ist das Besondere an der Geburtsvorbereitungs-Methode „Die friedliche Geburt“?
Kristin Graf: Ich bereite Frauen mental auf ihre Geburten vor, also mit einem ganz anderen Schwerpunkt als die meisten Hebammen. Was kann eine Schwangere ganz konkret bei der Geburt mental tun, um ein positives Geburtserlebnis zu haben? Das ist die Frage, die mich interessiert. Da ich unter anderem mit klinischer Hypnose arbeite, brauche ich weniger Hebammenwissen als beispielsweise Wissen über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns in Bezug auf die Schmerzverarbeitung.
Warum bist du von der Methode überzeugt?
Ich selbst habe drei Kinder bekommen, wobei die ersten beiden Geburten extrem schmerzhaft waren. Ich habe daher sehr viel Arbeit in die Vorbereitung meiner dritten Geburt gelegt und dafür eine Methode entwickelt, die ich aus unterschiedlichen Techniken zusammengestellt habe.
Die Geburt meines dritten Kindes war dann eine komplett andere und überwältigend positive Erfahrung. Es ging bei mir so weit, dass ich letztendlich kein Schmerzgefühl bei der Geburt hatte. Mittlerweile durfte ich etwa 8000 Frauen in ihrer Geburtsvorbereitung begleiten und habe daher einen großen Schatz an Erfahrung.
Was unterscheidet „Die Friedliche Geburt“ von „HypnoBirthing“?
HypnoBirthing ist nicht gleich HypnoBirthing. Es gibt zum Glück etliche HypnoBirthing-Kursleiterinnen, die die Schwachstellen der Mongan-Methode erkannt haben und daher die klassische Form verändern.
Mir ist ein achtsamer und respektvoller Umgang mit dem geburtsbegleitenden Personal sehr wichtig, und dazu gehört für mich, dass ich die Frauen darauf vorbereite, Hebammen und Ärzt*innen vertrauen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass Gebärende sich nur dann für eine Geburt hingebungsvoll öffnen können, wenn sie sich wohl und geborgen fühlen.
Ist das bei HypnoBirthing anders?
Beim klassischen HypnoBirthing werden Schwangere angehalten, die Hebammen skeptisch zu betrachten und sich verschiedensten Interventionen zu verweigern. Auf Komplikationen oder Kaiserschnitte wird so gut wie gar nicht vorbereitet, und häufig haben die Frauen das Gefühl versagt zu haben, wenn sie nicht die „Traumgeburt“ erlebt haben. Es liegt sehr viel Verantwortung auf den Schultern der Gebärenden, und sie kommen schnell in ein Gefühl des „Sich-Wehren-Müssens“ vor Hebammen und Ärzt*innen und des Versagens, wenn sie ihr Kind nicht „herausatmen“.
Es entsteht außerdem bei der Vorbereitung mit HypnoBirthing häufig das Missverständnis, dass Angstfreiheit unter Geburt zu Schmerzfreiheit führt, und so einfach ist es nicht. Das Körpergefühl einer Geburt ist immer extrem intensiv und viele Frauen sind darauf durch HypnoBirthing nicht wirklich vorbereitet. Sie fallen dann aus allen Wolken und denken, sie machen etwas falsch.
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Mal ehrlich: Ist denn eine Geburt ohne Schmerzen überhaupt möglich?
Eine schmerzfreie Geburt kann niemand versprechen, außer vielleicht ein guter Anästhesist oder eine gute Anästhesistin. Das Ziel meiner Methode ist also nicht die Schmerzfreiheit, sondern sie kann ein Nebeneffekt dieser Technik sein. Mein Ziel ist eine traumafreie Geburt, in der die Frau zu jeder Zeit gut mit dem extremen Körpergefühl der Geburt umgehen kann und sich selbstbestimmt Hilfe holt, wenn sie welche benötigt.
Wie beeinflusst Hypnose das Schmerzempfinden?
Die Hypnose kann auf das Schmerzempfinden wirken, weil wir in diesem Zustand Hirnareale in ihrer Aktivität „herunterfahren“, auf denen auch Schmerzreize verarbeitet werden. Das bedeutet konkret, dass es keine Seltenheit ist, dass Frauen berichten, dass sie den Schmerz wie aus weiter Ferne wahrgenommen haben, sehr viel schwächer als ohne Hypnose oder sogar ein Druck- und Dehnungsgefühl hatten und der Schmerz ganz ausblieb.
Ziel dieser Methode sollte das aber wie gesagt nicht sein, sondern mit dem Körpergefühl gut umgehen zu können ist meines Erachtens viel wichtiger.
Kann jede Frau die Selbsthypnose-Techniken für die Geburt erlernen?
Theoretisch ja, aber es ist auch eine Sympathiefrage. Wenn eine Schwangere meine Art des Sprechens oder meine Stimme nicht mag, hat sie es schwerer, sich auf diese Methode einzulassen und sich von mir leiten zu lassen. Jeder Mensch ist in der Lage in einen hypnotischen Trancezustand zu gehen, die Frage ist nur, von wem er sich gern begleiten lässt oder ob er sich überhaupt von einem anderen Menschen begleiten lassen kann.
Da der hypnotische Trancezustand aber natürlicherweise mehrmals am Tag automatisch entsteht, ist auch jeder Mensch trance- beziehungsweise hypnosefähig. Allein wenn wir im Kino in einen Film versinken oder beim Autofahren die Zeit vergessen, sind wir in einer hypnotischen Trance. Auch Tagträumen zählt dazu, und wir streifen diesen Zustand auch täglich beim Einschlafen und Aufwachen. Wir üben also nicht etwas uns Fremdes bei „Die Friedliche Geburt“, sondern wir üben, etwas uns Bekanntes gezielt und schnell abrufen zu können, selbst wenn die Situation um uns herum aufregend oder unruhig ist.
Was rätst du Frauen, die dem Thema Hypnose skeptisch gegenüberstehen?
Meistens entsteht die Skepsis gegenüber der Hypnose durch die sogenannte „Showhypnose“, bei der Menschen auf Bühnen vorgeführt werden, die dann ulkige Dinge tun. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, dass hypnotisierte Menschen irgendwie willenlos und manipulierbar wären. Oder es wird angenommen, dass Hypnose in den Bereich der Esoterik gehört. Beides ist allerdings nicht der Fall.
Zur Evidenz der klinischen Hypnose gibt es etliche seriöse Studien, gerade auch im Bereich der Schmerzlinderung. Auch über Geburten in Hypnose gibt es valide Studienergebnisse, und es lohnt sich, sie sich einmal anzuschauen. Spätestens dann müsste die Skepsis schwinden. Leider gibt es im Bereich der Hypnose auch Anwender*innen, die nicht seriös arbeiten und daher zu unrecht den Ruf der klinischen Hypnose gefährden.
Wann sollten Schwangere mit dem Mentaltraining starten?
Schwangere können mit dem Üben starten, wann sie möchten. Wenn eine Frau schon früh weiß, dass sie mit meiner Methode gebären möchte, dann würde ich auch empfehlen, früh den Kurs zu buchen, denn dann hat sie sehr viel Zeit zum Üben und kann die „Schwangerschaftsmeditation“ aus dem Kurs genießen.
Ich sage immer, entspannt kann man die Methode in der Regel lernen, wenn man spätestens sechs Wochen vor ET startet, und wenn man später dran ist, sollte man dementsprechend häufiger am Tag trainieren.
In meinen Wochenendseminaren sind meistens Paare, und die Partner*innen der Schwangeren haben oftmals zuvor noch nie eine Hypnose mitgemacht. Wir trainieren den Zustand hypnotischer Trance in zwei Tagen, also von Samstagmorgen bis Sonntagabend etwa zehn bis fünfzehn Mal, und das Ergebnis am Sonntagabend ist immer wieder beeindruckend. Diese Technik ist auch an zwei intensiven Übungstagen ziemlich gut zu erlernen, aber besser und sicherer ist es natürlich, sich mehr Zeit zum Üben zu nehmen, um sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Druck macht es schwerer, die Hypnosefähigkeit zu erlernen.
Wie ist die Erfolgsquote deines Programms?
Ich würde von einem Erfolg sprechen, wenn die Frauen ihre Geburten im Nachhinein als positiv beschreiben, und da haben wir sehr gute Ergebnisse. Wir haben kürzlich eine Umfrage mit über 800 Frauen unter meinen Teilnehmerinnen gemacht, und 67,7% beschreiben ihre Geburten als „Traumgeburt“ oder als sehr positive Geburt.
Als „neutral“ haben die Geburt 18% der Frauen bewertet, und nur 11% als negativ und 4% als traumatisch. Ich finde das Ergebnis wirklich sehr gut. 81% der Frauen gaben an, dass ihnen der Kurs für Schwangerschaft und Geburt etwas gebracht hat und 18%, dass er nur in der Schwangerschaft hilfreich war.
Das bedeutet, dass 99% der Frauen einen positiven Effekt durch „Die Friedliche Geburt“ für ihre Schwangerschaft und/oder ihre Geburt wahrnehmen konnten, und das macht mich sehr glücklich.
Mehr Informationen über Mental-Coach Kristin Graf und ihre Geburtsvorbereitungs-Methode „Die Friedliche Geburt“ findet ihr unter www.die-friedliche-geburt.de.