Frische Kräuter machen beim Kochen den feinen Unterschied und sind so angesagt wie nie. Jetzt im Frühjahr ist die perfekte Jahreszeit, um selber Kräuter anzubauen.
Dafür braucht ihr keinen riesigen Garten mit einem eigenen Kräuterbeet. Bei wenig Platz könnt ihr einfach einen kleinen Kräutergarten auf dem Balkon oder auf der Fensterbank anlegen.
Wir verraten euch, welche Kräuter sich für sonnige Süd- und schattige Nordbalkone eignen, welche Töpfe und welche Erde ihr braucht und wie ihr die frischen Kräuter richtig pflegt, damit sie lange grün bleiben und euch reiche Ernte bringen.
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Welche Kräuter für welchen Balkon?
Der wichtigste Faktor bei der Auswahl eurer Balkonkräuter ist die Sonne. Je nachdem, wie euer Balkon oder euer Küchenfenster ausgerichtet ist, kommen unterschiedliche Pflanzen für euren Kräutergarten in Frage. Welcher Standort sich für welches Kraut eignet, erfahrt ihr hier.
Für den Südbalkon eignen sich mediterrane Kräuter
Jackpot! Auf dem Südbalkon könnt ihr sogar italienische Kräuter anbauen. Weil der Balkon nach Süden zeigt und damit die meisten Sonnenstunden für sich verbuchen kann, gedeihen hier solche Pflanzen und Kräuter am besten, die viel und starke Sonne vertragen. Auch Tomaten wachsen hier prima.
Der Nachteil: Ihr müsst eure Balkonkräuter täglich gießen (morgens oder abends), da die Feuchtigkeit schnell verdunstet. Das gilt zumindest für heimische Kräuter. Mediterrane Pflänzchen sind weitaus weniger durstig.
Perfekte Kräuter für den Südbalkon:
- Basilikum
- Rosmarin
- Thymian
- Oregano
- Majoran
- Salbei
- Lavendel
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Für den Ost- und Westbalkon eignen sich heimische Kräuter
Wird euer Balkon morgens bis mittags mit Sonne versorgt, habt ihr einen Ostbalkon. Der Westbalkon bekommt nachmittags Sonne ab. Deshalb braucht ihr in beiden Fällen Balkonkräuter, die Halbschatten und Sonne gleichermaßen mögen. Das gilt für die meisten heimischen Küchenkräuter sowie für Knoblauchranken.
Hier ist mäßiges Gießen angesagt, am Ostbalkon abends, am Westbalkon morgens.
Perfekte Kräuter für den Ost- und Westbalkon:
- Petersilie
- Schnittlauch
- Dill
- Kapuzinerkresse
- Minze
- Zitronenmelisse
- Liebstöckl (Maggikraut)
Tipp: Auch mediterrane Kräuter lassen sich auf Ost- und Westbalkonen anpflanzen. Sie werden hier aber nicht ganz so gut gedeihen.
Für den Nordbalkon eignen sich Waldkräuter
Der Nordbalkon bekommt abends noch die letzten Sonnenreste ab. Trotzdem müsst ihr auch hier nicht auf einen Kräutergarten auf dem Balkon verzichten. Waldkräuter mögen es nämlich lieber schattig und nicht so heiß. Auch Walderdbeeren könnt ihr testen.
Das Gute: Weil das Wasser nicht so schnell verdampft, müsst ihr die Kräuter seltener gießen. Am besten morgens, damit es nicht zu Staunässe kommt.
Perfekte Kräuter für den Nordbalkon:
- Bärlauch
- Kerbel
- Brunnenkresse
- Waldmeister
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Kräuter einzeln oder zusammen anbauen?
Habt ihr einen kleinen Balkon, könnt ihr zu schmalen Blumenkästen greifen oder eure Balkonkräuter in einzelnen Kübeln und Töpfen anbauen. Auf großen Balkonen bekommt man meist sogar ein Hochbeet unter. Wie im Kräuterbeet könnt ihr darin nebeneinander verschiedene Kräuter anbauen.
Kleine Kräutertöpfe für mehr Flexibilität
Einzelne Töpfe haben den Vorteil, dass sie sich leicht verschieben lassen. Das kann gerade auf Ost-, West- und Nordbalkonen nützlich sein, um sonnenliebende Balkonkräutern der Sonne hinterherreisen zu lassen.
Die Kräuter stehlen sich in einzelnen Töpfchen zudem weder die Show noch das Sonnenlicht. Ihr kommt beim Ernten leichter an alles ran, als wenn die Balkonkräuter dicht an dicht zusammenstehen würden.
Plus: Wechselwirkungen zwischen den Pflänzchen sind ausgeschlossen, da ihr flexibel Kräuter auseinanderstellen könnt, die sich nicht vertragen.
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Die Nachteile: Je mehr Kräutertöpfe ihr auf dem Balkon ansammelt, umso chaotischer wird’s. Außerdem kostet jeder Topf und jeder Kübel bares Geld, was sich läppert, sodass ein Kräutergarten aus Kräutertöpfen teurer sein kann als ein einziges Hochbeet.
Im kleinen Pflanztopf müsst ihr unter Umständen auch häufiger gießen als im großen Kräuterbeet, da die Erde schneller austrocknet. Eine Monokultur, also nur eine Pflanze im Topf, ist zudem anfälliger für Schädlinge als eine Mischkultur mit mehreren unterschiedlichen Balkonkräutern.
Tipp: Liebstöckel, Salbei und Wermut sind die Einzelgänger unter den Balkonkräutern und fühlen sich im eigenen Topf am wohlsten.
Welcher Topf für welches Kraut?
Das Material des Kräutertopfs ist nebensächlich. Wichtiger ist die Größe. In der Regel genügt ein Topf-Durchmesser von 20 cm. Kräuter wie Zitronenmelisse und Minze breiten sich stark aus, sodass sie ein größeres Gefäß (30–40 cm Durchmesser) brauchen. Hohe Pflanzgefäße sind bei Tiefwurzlern wie Dill und Liebstöckel gefragt.
Tipp: Auch Basilikum wuchert gerne. Weil die Nährstoffe in einem Topf oft nicht ausreichen, bietet es sich hier an, das Kraut schon beim Umtopfen auf mehrere Töpfe zu verteilen.
Damit das Wasser ablaufen kann, sind Kräutertöpfe mit Loch im Boden super. In Plastiktöpfe könnt ihr an der Unterseite einfach selbst ein oder mehrere Löcher als Wasserablauf hineinbohren. Der Untertopf wird in eine Schale oder einen größeren Übertopf gestellt, damit der Balkonboden trocken bleibt. Aber auch Töpfe mit Ablaufhilfe brauchen eine Drainage (siehe unten).
Große Kräuterkästen für mehr Ordnung
Ein Sammelsurium von Kräutertöpfen sieht natürlich nicht so schick aus wie ein Hochbeet oder ein großer Kräuterkasten, der sich sauber von anderen Balkonbereichen wie der Sitzecke abhebt. Ganz zu schweigen davon, dass es praktisch ist, alle Kräuter an einem Ort beisammen zu haben – sowohl beim Ernten als auch beim Gießen.
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Tipp: Mit Namensschildern ist die Verwechslungsgefahr der einzelnen Kräuter geringer.
Die Nachteile: Ihr könnt nur Kräuter zusammen anpflanzen, die miteinander harmonieren und ähnliche Ansprüche an Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Dünger haben. Da seid ihr mit einzelnen Töpfen deutlich freier. Außerdem ist hier das regelmäßige Schneiden der Kräuter umso wichtiger. Sonst verwildert euer Kräutergarten auf dem Balkon schneller, als ihr gucken könnt.
Zum Überblick: Diese Kräuter vertragen sich nicht
- Basilikum und Zitronenmelisse oder Minze
- Petersilie und Schnittlauch, Kamille oder Lavendel
- Pfefferminze und Kamille
- Thymian und Majoran
- Rosmarin und Estragon
- Dill und Estragon oder Salbei
- Kerbel und Koriander
- Fenchel und Koriander
Tipp: Allgemein solltet ihr in einem gemischten Kräuterbeet auf dem Balkon nur einjährige mit einjährigen und mehrjährige mit mehrjährigen Kräutern zusammen anpflanzen. Das regelmäßige Ausbuddeln des Nachbarn kann das Langzeit-Kraut ziemlich nerven und am Wachstum hindern.
Umgekehrt gibt es viele Kräuter, die sich gegenseitig positiv beeinflussen und daher wie gemacht für eine Mischkultur im Kräutergarten sind.
Diese Kräuter sind die perfekten Nachbarn:
- Rosmarin und Basilikum
- Salbei, Oregano und Bohnenkraut
- Kamille, Dill, Schnittlauch, Majoran und Kerbel
- Ysop, Lavendel und Bohnenkraut
- Liebstöckel, Fenchel und Petersilie
Tipp: Das Geheimnis jeder guten Nachbarschaft ist auch beim Kräutergarten auf dem Balkon genügend Abstand. In einem Kasten von 70 cm Länge daher maximal fünf Kräuter anpflanzen.
Lesestoff: Balkon katzensicher machen: Die besten Tipps fürs Kletterparadies
Das Substrat: Welche Erde brauchen Kräuter?
Die meisten Balkonkräuter gedeihen in normaler Blumenerde. Für viele Kräuter ist diese Erde jedoch zu stark gedüngt. Daher lieber auf spezielle Kräutererde (hier bei Amazon)* zurückgreifen, die das Wasser oft besser speichert.
Eine Ausnahme bilden mediterrane Kräuter, die es von Natur aus trocken mögen. Für Rosmarin, Majoran, Salbei, Thymian, oder Lavendel solltet ihr die Kräutererde daher noch mit reichlich Quarz-, Lava- oder Bimssand auflockern.
Heimische Kräuter, die feuchtes Substrat gewohnt sind, fühlen sich in humusreicher Gartenerde wohler, die mit Kompost angereichert und mit etwas Blähton durchlässiger gemacht wurde. Hierzu gehören Basilikum, Petersilie, Dill, Estragon und Borretsch.
Kräuter anpflanzen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Jetzt, wo ihr wisst, welche Kräuter zu eurem Balkon passen, kann es endlich daran gehen, den Kräutergarten anzulegen. Wie das im Einzelnen funktioniert, zeigen wir euch hier Schritt für Schritt.
Tipp: Wenn ihr Kräuter im Handel kauft, achtet darauf, dass die Pflanze möglichst viele Verzweigungen und ein starkes Wurzelgeflecht hat. Statt den Kräutergarten auf dem Balkon mit Jungpflanzen anzulegen, könnt ihr natürlich auch Kräutersamen aussäen. Das ist allerdings zeit- und arbeitsintensiver.
Kräuter anpflanzen: Dieses Material braucht ihr
- Kräutersetzling oder Kräutertopf aus dem Supermarkt
- passenden Topf oder Kübel
- Übertopf (im Falle eines Untertopfs mit Loch)
- passende Kräutererde
- Tonscherben oder Blähton (hier bei Amazon)*
Step 1: Zuerst unbedingt eine Drainage anlegen, damit es nicht zu Staunässe kommt. Dafür den Boden des neuen Pflanzgefäßes mit Tonscherben, Blähton oder auch großen Steinen als Abstandshalter auslegen. Hier kann sich das Gießwasser sammeln, ohne die Wurzeln zu erreichen.
Step 2: Erde auf die Drainageschicht geben. Wollt ihr Kräutersetzlinge anbauen, füllt ihr den Topf bis zum Rand mit Erde und lockert die oberste Schichte auf. Nun die Setzlinge einsetzen und die Erde leicht andrücken.
Um Kräuter umzutopfen, befreit ihr die Kräutertöpfe zunächst aus ihrem Plastiktopf. Grabt eine kleine Mulde im neuen Pflanzgefäß, setzt die Kräuter mit Wurzelballen ein und füllt den Topf ringsum mit Erde auf.
Step 3: Kräuter angießen und beim Wachsen zuschauen.
Tipp: Wollt ihr im Hochbeet Kräuter anpflanzen, geht ihr im Grunde genauso vor wie bei den Topfkräutern. In einem bestehenden Beet solltet ihr allerdings vorher noch das Unkraut jäten und die Erde etwas auflockern. Der beste Zeitpunkt hierfür ist der Frühling.
Kräuter pflegen: Darauf solltet ihr achten
Balkonkräuter sind recht pflegeleichte Pflanzen. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, auf die ihr achten solltet, wenn ihr wollt, dass der Kräutergarten auf dem Balkon nicht verwildert und reiche Ernte bringt.
1. Gießen: Wie oft ihr eure Kräuter gießen müsst, hängt unter anderem vom jeweiligen Standort und der Jahreszeit ab. In der Regel genügt es, sie zweimal pro Woche zu wässern. Setzlinge oder junge Kräuterpflanzen brauchen täglich Wasser. Die Erde sollte nie ganz ausgetrocknet sein.
2. Düngen: Die meisten Küchenkräuter brauchen keinen zusätzlichen Dünger. Schnellwachsende Kräuter wie Petersilie, Basilikum oder Minze freuen sich jedoch über ein wenig Zusatzdünger in Flüssigform, den ihr einmal im Monat mit dem Gießwasser verabreicht. Als natürliche Kräuterdünger eignen sich Kaffeesatz, schales Bier oder Eierschalen.
3. Schneiden: Balkonkräuter sollten nicht nur zur Ernte beschnitten werden. Gerade mediterrane Kräuter verholzen schnell. Am besten die Kräuter schneiden, bevor sie im Frühjahr neu austreiben. Beschnitten werden die Triebspitzen, was die Pflanze zum Nachwachsen anregt.
Tipp: Auch die Blüten direkt entfernen. Sie sehen zwar hübsch aus, verbrauchen aber viele Nährstoffe, die die Kräuter für ein aromareiches Wachstum brauchen.
4. Überwintern: Wer einen neuen Kräutergarten auf dem Balkon anlegen will, wartet damit am besten bis zum Ende der Eisheiligen im Mai, da es hier noch einmal Frost geben kann. Als Winterschutz auf dem Balkon solltet ihr Kräutertöpfe mit Vlies umhüllen und auf eine Matte stellen, damit die Wurzeln nicht erfrieren.
5. Schädlinge: Es passiert selten, dass Gewürzkräuter von Schädlingen befallen werden, da ihre ätherischen Öle Ungeziefer fernhalten. Haben die Kräuter Läuse, solltet ihr versuchen, diese mit Wasser abzuspülen. Von chemischer Schädlingsbekämpfung unbedingt absehen, wenn ihr die Kräuter noch essen wollt. Das gilt auch im Falle von Mehltau. Betroffene Balkonkräuter komplett zurückschneiden und notfalls entsorgen.
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