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Dilemma: Warum Frauen zu häufig um Verzeihung bitten

Frau, die mit einem Mann auf der Couch sitzt und ihn tröstet
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Ständig nagt das schlechte Gewissen: Warum Frauen sich zu oft entschuldigen

Warum nur entschuldigen sich gerade Frauen ständig für etwas? Was Studien zu dem Thema sagen und warum die ständige Kleinmacherei unserem Selbstwert so gar nicht guttut.

Immer öfter entschuldigen sich Frauen im Alltag für sämtliche Dinge – doch warum ist das so und was sagt die Wissenschaft dazu?

Inhaltsverzeichnis

Egal ob „Entschuldigung“, „Tut mir leid“ oder ein einfaches „Sorry“: Am Tag entschuldigen wir Frauen uns mehrmals für die banalsten Dinge. Selbst dann, wenn wir nicht einmal etwas falsch gemacht haben.

Selbst die Wissenschaft beweist: Frauen entschuldigen sich mit 75 % deutlich häufiger als Männer. Aber warum ist das so? Und was kann man dagegen tun? Wir sind dem ganzen auf den Grund gegangen.

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Studien zeigen: Männer und Frauen entschuldigen sich unterschiedlich

Die Gründe dafür liegen glücklicherweise anders. Eine Studie der kanadischen Waterloo-Universität zeigt, dass sich Frauen zu einem anderen Zeitpunkt entschuldigen, und zwar dann, wenn sie die Notwendigkeit dazu sehen, dass eine Entschuldigung angebracht sei. Männer hingegen, so die Wissenschaftler, täten dies erst, wenn klar wäre, dass sie tatsächlich schuld seien.

Was für uns ganz normal, höflich und nett gemeint ist, hat unbewusst Auswirkungen auf uns selbst. Klar generieren wir jede Menge Karmapunkte mit der übertriebenen Umsicht, aber oftmals machen wir uns auf diese Art und Weise kleiner als wir müssten.

Das beginnt schon im Sprachgebrauch. Ich hatte mal eine großartige Deutsch-LK Lehrerin, die jedes Mal, wenn man gesagt hat „Ich würden sagen…“, gefragt hat: „Würden Sie das nur sagen oder sagen Sie es tatsächlich?“ Sprache macht was mit uns. Und dass wir automatisch ein „Wenn ich kurz was anmerken darf…“ oder „Wäre es OK, wenn ich…“ zur Formulierung normalster Dinge verwenden, ist zwar extrem höflich, macht uns aber auch klein.

Wohlgemerkt, hier soll niemand zu einem unhöflichen Rüpel werden – das wäre missverstandener Feminismus. Wir sollten nur einmal darauf achten, welche Rolle wir oft einnehmen, in den simpelsten, alltäglichen Momenten.

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Wissenschaft: Wer sich entschuldigt, fühlt sich gut – die anderen noch besser

Eine interessante Studie der Universität von Queensland zeigt nämlich auch: Wir fühlen uns zwar gut, wenn wir uns entschuldigen, aber noch besser fühlen sich die, die sich erst gar nicht groß rechtfertigen oder sorry sagen.

Und das hatte Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Teilnehmer*innen der Studie: Wer sich weigerte, sich zu entschuldigen, fühlte sich tatsächlich gestärkt, weil ihm das ein Gefühl von Macht und Kontrolle verlieh. Häufiges Entschuldigen hingegen minderte das Selbstbewusstsein der Teilnehmer*innen.

Das Fazit der Wissenschaftler*innen: Die Weigerung, sich zu entschuldigen, bringt psychologische Vorteile. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum viele Menschen so oft zögern, sich zu entschuldigen.

Was wir mit einer Entschuldigung bezwecken wollen

Was genau wir mit dem allgegenwärtigen Sorry wollen? In vielen Fällen Harmonie und Sympathie. Oft wollen wir aber auch Situationen entschärfen und Konflikten entgegenwirken. Aber wir nutzen das große Sorry eben auch viel zu oft ohne wirklichen Sinn. Wir machen uns klein, senken den Kopf – grundlos.

Ganz nebenbei: Dieser inflationäre Gebrauch sorgt auch dafür, dass jede ehrlich gemeinte Entschuldigung weniger kraftvoll ist. Wie oft sagen wir „sorry“, ohne etwas auch nur im Geringsten zu bereuen? Deshalb wäre es schon klug, im Sinne einer klaren Kommunikation, ein wenig überlegter mit diesem sprachlichen Bückling umzugehen.

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Ursachenforschung: Frauen und der eigene Anspruch an uns selbst

Denn es gibt noch einen traurig bis ärgerlichen Punkt bei der ganzen Sache: Frauen fühlen sich extrem oft schuldig, ohne überhaupt für die Situation verantwortlich zu sein. Wie oft sagen Kolleginnen von mir, die Mutter sind, dass sie sich gerade ihrem Kind gegenüber mies fühlen, das länger in der Kita warten muss. Selbst bei einem ganz normalen Arbeitstag haben Frauen solche Gedanken. Geht es dem Vater ähnlich? Ich fürchte nicht.

Und wenngleich Frauen wissen, dass sie kaum ursächlich mit den Strukturen dieser Gesellschaft zu tun haben, dass Frauen eben die Doppelbelastung wuppen, dass sie schlechtere Jobs haben, weniger Gehalt, weniger Zeit und dazu noch ein schlechtes Gewissen in Dauerschleife, fühlen sie sich dennoch mies.

Bin ich eine gute Mutter, eine gute Partnerin, eine gute Arbeitnehmerin und Kollegin? Mag mich mein Umfeld, meine Familie, mein Team? Falle ich unangenehm auf, wenn ich meine Meinung in einem Meeting sage? Wir machen uns selbst viel zu oft einen riesigen Kopf. Und das ständige Entschuldigen ist nur ein Merkmal davon.

Frauen machen sich oft klein

Niemand sonst macht sich dermaßen oft klein. Kein Wunder, dass wir bei Gehaltsverhandlungen zu hören bekommen, wie mies wir doch verhandelt hätten. Dass wir bei Beförderungen übergangen werden, weil wir uns selbst und unser Können heruntergemacht haben. Oder dass wir uns oftmals noch mehr Carearbeit auflasten, obwohl wir bereits überlastet sind. Wir sind wie ein Müllschlucker, der den Hals nicht voll bekommt und wundern uns dann, wenn wir irgendwann nicht mehr können.

Woran es liegen mag, daran scheiden dich die Geister. Sei es, dass wir Mädchen im Sandkasten gemahnt wurden, doch lieber „ei“ zu machen, statt dem Olaf von nebenan das Förmchen an den Kopf zu werfen. Man weiß es nicht. Fakt ist aber auch: Um in dieser doch immer noch patriarchisch konstruierten Welt mit ihren veralteten Rollenmustern überleben zu können, müssen wir uns miteinander arrangieren und eine Kommunikation finden, mit der beide Seiten klarkommen. Auf Augenhöhe, aber bitte.

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Schöne Kampagne macht das Thema Non apology greifbarer

Zum Thema Frauen und Schuldgefühle gibt es eine schöne Kampagne des dänischen Beauty-Box-Herstellers Goodiebox. Darin geht es um Frauen, die sich für die unterschiedlichsten Dinge schuldig und schlecht fühlen. Hierfür wurden Frauen in den sozialen Netzwerken aufgerufen, unter dem Hashtag #sorrynotsorry und #nonapology ihre Geschichten rund um Entschuldigen zu teilen. Die Idee zu der Aktion kam den Verantwortlichen, nachdem eine Studie des Unternehmens gezeigt hatte, dass 83 % der Frauen ständig mit latenten Schuldgefühlen zu kämpfen haben.

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Was können wir ändern?

Was also tun? Nun, ab jetzt unsere Art zu kommunizieren und bestehende, wie es so schön heißt „klassische“ Verhaltensmuster zu hinterfragen. Reflektieren wir doch mal „was man so macht“. Meine ich das überhaupt, wenn ich mich entschuldige? Gibt es einen Grund dafür, dass ich das tun sollte? Wie wäre es, wenn sich mein Gegenüber stattdessen entschuldigt? Würde ich das dann seltsam finden oder nachvollziehbar?

Oftmals wird kritisiert, dass Feminismus sich um scheinbare Kleinigkeiten dreht, die mit unserer Sprache und Kommunikation zu tun haben. Aber Sprache macht was mit uns, wie dieser Artikel zeigt. Deshalb probiert doch mal was zu ändern in eurem Sprachgebrauch. Frei nach dem wunderschönen Zitat von Kurt Marti: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachsehen, wo man hinkäme, wenn man hinginge.“ Schauen wir doch einfach mal nach.