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Schluss mit Selbstoptimierung: Warum wir dieses Jahr auf gute Vorsätze verzichten sollten

Frau mit Wunderkerzen am Strand
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Gute Vorsätze einhalten: Mit diesen Tipps klappt's

Mit Neujahrsvorsätzen ist das so eine Sache, einerseits möchten wir ja, dass sich etwas ändert. Andererseits fällt uns eben das gar nicht so leicht. Das ist auch der Grund, weshalb die Umsetzung häufig scheitert und wir uns am Ende keine guten Vorsätze mehr ausdenken für den Jahresbeginn.

Neues Jahr und gleiches Spiel: Kaum sind 365 Tage rum, fühlen wir uns dazu genötigt, unser Leben und uns selbst zu optimieren. Aber dieses Jahr ohne uns! Warum wir auf gute Vorsätze verzichten wollen – uns selbst zuliebe.

Gerade in mein Mail-Postfach geflattert. Die Einladung zu einem Selbstoptimierungs-Workshop. „Wie würdest du sein und wie würde dein Leben sein, wenn du ab sofort die schönste und wahrhaftigste Version deines Selbst lebst?“ Puh, ja wie denn? Ich klicke ambitioniert auf „Einladung ignorieren“ und fange diesen Artikel an.

Eine neue Jahreszahl im Kalender suggeriert ja vielen Menschen, dass sie zurückschauen, was in den letzten 365 Tagen passiert ist und eine Vorausschau auf das neue Jahr wagen. Mit Hoffnungen, Wünschen, mit Frust und Enttäuschung über das letzte Jahr und mit diesem Schweinehund-Ding noch dazu, dass einen wieder mal daran gehindert hat, Dinge zu verändern.

Endlich aktiver. Endlich sportlicher. Endlich mehr Ordnung und grünes Gemüse im Leben, dazu weniger Wein und durchzechte Nächte.

Wir tauschen Faulheit und Pragmatismus pünktlich zum Jahreswechsel gegen Erfolg und hehre Ziele – und zack wird das neue Jahr ’ne Wucht. Das ist laut Umfragen zumindest das, was sich jeder zweite Mensch in Deutschland zum Jahreswechsel vornimmt. Aber wer bitte hat sich das ausgedacht?!

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Hohe Ziele, tiefer Fall

Und was wir uns da so alles mal eben vornehmen: Laut dem Statistischen Bundesamt Statista drehen sich die Dinge, die wir uns vornehmen, vor allem um die altbewährten (und immer unerreichten) Klassiker: mehr sparen (51 %), mehr Sport treiben (48 %), abnehmen (37 %) und gesünder ernähren (46 %).

Aber auch Themen wie mehr Zeit für Familie und Freunde (64 %) und mehr Liebe für Klima und Umwelt (64 %) stehen auf der Wunschliste, wie eine andere, repräsentative FORSA-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit zeigt.

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Alles wichtige Ziele. Ohne Frage. Niemand ist perfekt und es ist ok, daran ein wenig schrauben zu wollen und sich vor allem weiterzuentwickeln im Leben. Völlig klar.

Aber mal ganz ehrlich: Schaut man wirklich mal weiter zurück, als nur das letzte Jahr, so wird dem*der Durchschnittsbürger*in dieses Landes sicherlich auffallen, dass sich das nie so wirklich rentiert hat. Alle diese guten Vorsätze, endlich mit dem Rauchen aufzuhören und gesünder zu leben beispielsweise, sind meist schneller versandet als ein Nieselregen in der Sahara.

Zurück geblieben ist dann in der Regel das schlechte Gewissen samt den schlechten Gewohnheiten, dazu aber noch garniert mit dem super Gefühl mal wieder gescheitert zu sein.

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„Höher, schneller, besser“ – wenn Optimierung für Frust sorgt

Warum also tun wir uns das jedes Jahr wieder aufs Neue an? Warum sollte die Zahl 24 etwas bewirken, was wir an jedem verflixten Tag im letzten Jahr auch nicht geschafft haben? Was ist anders und was hat uns dann die letzten 365 Tage daran gehindert, endlich Dinge zu ändern, die uns scheinbar so nerven?

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Wohlgemerkt: Niemand soll hier davon abgehalten werden, alte Laster zu begraben und sich Ziele vorzunehmen, die einem wichtig sind. Aber doch bitte nicht mit diesem Zwang. Denn Druck machen wir uns doch eh schon viel zu sehr.

„Sei die beste Version deiner selbst“. Das bringt es doch gut auf den Punkt: Wir sollen erfolgreich sein, aber bitte nicht zu verbissen. Wir sollen eine super Mutter sein, aber natürlich auch die liebende Partnerin und engagierte Kollegin.

Wir sollen auf unsere eigenen Wünsche achten, aber auch unser soziales Umfeld pflegen. Empathisch sein, aber bitte auch nicht zu selbstlos. Schlank und sportlich sein, aber dennoch zu unserem Pölsterchen und Unperfektheiten stehen. Dazu dann noch happy und optimistisch, tolerant, offen und informiert. Läuft.

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Sind wir wirklich so verbesserungswürdig?

Längst gibt es kritische Stimmen, was die ständige Verbesserungs-Maschinerie unserer Gesellschaft angeht. Josef Zierl, Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sagte gegenüber dem Spiegel: „Der Wunsch und auch die gesellschaftliche Forderung nach ständiger Steigerung führen zur Entgleisung der Selbstverwirklichung. Weil sie immer neue, höhere Ideale erzeugt, an denen die Einzelnen immer wieder scheitern„.

Letztlich werden wir auch nicht glücklich sein, wenn wir all unsere Vorsätze umgesetzt haben. Denn nach dem guten Vorsatz ist vor dem guten Vorsatz. Kaum sind wir fünf Kilo leichter, top ernährte*r Veganer*in, sozial vernetzt und Supersportler*in, werden wir neue Dinge haben, die wir an uns bemängeln.

Zudem zeugen viele Vorsätze auch davon, wie sehr wir uns an gesellschaftliche Erwartungen anpassen und uns damit selbst gängeln. Wer sagt denn, dass jeder den herabschauenden Hund können muss und ein undefinierter Körper nicht korrekt ist? Wer sagt denn, dass man ständig irgendwas mega tolles aus seiner Zeit machen muss? Wer sagt, dass einfach mal Nichtstun so übel ist?

Welche Ziele kommen wirklich aus uns selbst und welche haben wir im Haufen der Lemminge und durch die Dauerberieselung durch die Medien und Werbung unbewusst übernommen?

Ganz ehrlich: Braucht kein Mensch, diesen zusätzlichen Druck. Mein Vorschlag also: Keine zu hoch gesteckten Ziele und Vorsätze auflisten und sich selbst unter Druck setzen, ein scheinbar noch besseres Ich zu werden.

Entstressen. Entspannen. Klar werden und im Chaos der Möglichkeiten entdecken, was wirklich wichtig ist – damit ist den meisten von uns doch sicher schon ein Stück weit geholfen. In diesem Sinne: Schönes, neues Jahr – tiefenentspannt!

Quellen:
Statista

DAK Umfrage
Spiegel