Inhaltsverzeichnis
- 15 Prozent aller Paare schlafen getrennt
- „Wir schlafen besser, seit jeder seinen eigenen Bereich hat“
- Viele Paare schlafen inoffiziell getrennt
- Ist das Bett als Symbol der ehelichen Verbindung überholt?
- Komfort und Privatsphäre: Das sind die Vorteile von getrennten Schlafzimmern
- „Ich lade meinen Freund gerne in mein Schlafzimmer ein“
Immer mehr Paare entscheiden sich für getrennte Schlafzimmer. Das kann viele Gründe haben. Einer dieser Gründe ist zum Beispiel das Coronavirus. Getrennte Schlafzimmer sind eine beliebte Maßnahme, um eine Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden. Doch es gibt auch viele andere Gründe, aus denen sich Paare für getrennte Betten entscheiden.
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Bereits vor längerer Zeit berichtet die britische Tageszeitung „The Daily Telegraph“, dass sich die Queen und ihr Ehemann Prinz Philip und auch die amerikanische Schauspielerin Gwyneth Paltrow und ihr Ehepartner für getrennte Schlafzimmer entschieden haben.
Neben den prominenten Beispielen hören wir auch immer wieder aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, dass Paare ihre Nächte in getrennten Schlafzimmern verbringen. Doch warum ist das so und was macht es mit der Liebe? Hier kommen Erfahrungsberichte von unterschiedlichen Paaren.
15 Prozent aller Paare schlafen getrennt
Schon vor Corona war die Idee der getrennten Schlafzimmer weiter verbreitet, als man es vermuten würde. Eine Umfrage, die Anfang 2020 (also vor der Pandemie) durchgeführt wurde, ergab, dass die Zahl der getrennt Schlafenden doppelt so hoch war wie 2010. Die Zahl der Paare, die getrennt schlafen, hat sich damit auf ganze 15 Prozent erhöht.
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„Wir schlafen besser, seit jeder seinen eigenen Bereich hat“
Eine Zeitung hat kürzlich verschiedene Pärchen befragt, die bereits getrennte Betten haben. Eine von ihnen ist die 31-jährige Stephanie. Sie und ihr Partner leben zwar in einer gemeinsamen Wohnung, bevorzugen jedoch getrennte Schlafzimmer.
Stephanie erinnert sich, wie es dazu kann: „Ein Wendepunkt in der Entwicklung meines Denkens waren Freunde von mir, die zusammen leben, aber jeder für sich ein Zimmer haben, was ich als Modell für das Zusammenleben sehr interessant fand. Vor allem den Gedanken, sich gegenseitig zum Schlafen einzuladen, anstatt es jeden Abend als Zwang zu empfinden.“
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Auch Malory (27) ist eine Befürworterin von getrennten Schlafzimmern. „Nachdem ich die Anpassungsphase hinter mir hatte, wollte ich nicht mehr in das gemeinsame Schlafzimmer zurückgehen. Wir schlafen besser, denn jeder von uns hat seinen eigenen Bereich, sodass wir beide in unserem individuellen Rhythmus leben können. Außerdem liebe ich den Moment, an dem wir uns jeden Abend trennen und beim Gute-Nacht-Sagen umarmen“, sagt die junge Frau.
Viele Paare schlafen inoffiziell getrennt
Trotz der vielen positiven Resonanzen kommt es für die meisten Paare immer noch nicht infrage, das Ehebett aufzugeben und getrennt zu schlafen. Denn die allgemeine Ansicht besagt, dass ein Paar, das nicht zusammen schläft, unglücklich ist.
Völliger Quatsch, findet die 26-jährige Aimée: „Ich werde seit unserer Entscheidung oft gefragt, ob es mir nicht unangenehm ist, dass wir uns nicht an die ‚Standards‘ halten“, ärgert sie sich.
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Dann fügt sie hinzu: „Ich denke, dass sehr viele Paare inoffiziell getrennt schlafen (auf der Couch oder dem Zustellbett). Wahrscheinlich haben sie Angst vor der Meinung der anderen. Das war auch bei mir der Fall. Doch dann wagte ich es, den Schritt zu gehen.“
Ist das Bett als Symbol der ehelichen Verbindung überholt?
Auch wenn es heute ganz normal ist, bei seinem Partner oder seiner Partnerin zu schlafen: Das war nicht immer so. Die Verbindung zwischen Schlaf und Ehebett ist im Laufe der Jahrhunderte entstanden. „In den meisten Gesellschaften war dies nicht die vorherrschende Norm“, erklärt Jean-Claude in seinem Buch „Ein Bett für zwei, der zärtliche Krieg“ (JC Lattès).
Bis zum 19. Jahrhundert schliefen Menschen der einfachen Schicht sogar mit ihrer gesamten Familie in einem Raum. Doch irgendwann änderte sich das. „Am Ende des Mittelalters führte die katholische Kirche das Ehebett als Symbol der ehelichen Vereinigung ein. Das Bett sollte von nun an den göttlichen Charakter der Liebe tragen, auch in Bezug auf die Hingabe des Körpers. Wir verstehen, dass dies Spuren in der Mentalität der Menschen hinterlassen hat“, so der Autor.
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Es handelt sich also um eine alte Idee, die die Nächte vieler Paare bis heute belastet. „Die Idee des Paares basiert immer auf der Verschmelzung von Körpern als ein Zeichen der Liebe. Das wiegt immer noch sehr stark, und dabei spielt es keine Rolle, dass wir etwas anderes wollen“, erklärt die Historikerin Michelle Perrot in einem Interview mit der Zeitung ‚Le Monde‘ im Jahr 2012.
In reichen Familien, die mehrere Räume zur Verfügung haben, hat es länger gedauert, bis sich das Eheschlafzimmer durchsetzen konnte. Um ein einzelnes Schlafzimmer einzurichten, braucht es genügend Räumlichkeiten und somit auch ausreichend finanzielle Mittel.
Manuela (32) gibt zu, dass der „große Nachteil immer noch in den Mietkosten“ liege. „Wenn ich es mir finanziell leisten könnte, würde ich es ohne zu zögern tun! Schlafen oder ein paar Stunden zusammen im Bett verbringen, ist eine gute Wahl. Aber es sollte nicht der Standard sein.“
Komfort und Privatsphäre: Das sind die Vorteile von getrennten Schlafzimmern
Viele Experten sind außerdem der Meinung, dass es wichtig sei, die physiologische Bedeutung des Schlafes zu berücksichtigen. Schnarchen und individuelle Vorlieben des Partners können für den Schlaf störend wirken.
Individuelle Vorlieben können zum Beispiel ein geöffnetes oder geschlossenes Fenster sein oder die Frage, ob in der Nacht ein kleines Licht anbleiben darf. Auch ein Streit um die Bettdecke kann den gemeinsamen Schlaf trüben. Ein Einzelzimmer zum Schlafen ist wahrer Luxus und bietet unheimlich viel Komfort.
Auch Sandie (38) hat in den letzten drei Jahren Gefallen an getrennten Schlafzimmern gefunden. „Er schläft gerne als Burrito in seiner Decke. Ich mag die Decke aber lieber, wenn sie glatt und ausgestreckt ist. Wir haben zudem oft nicht die gleichen Arbeitszeiten. Einer von uns geht schlafen, wenn der andere aufsteht“, sagt sie. „Aber oft treffen wir uns in einem der Betten, um morgens miteinander aufzuwachen, besonders am Wochenende.“
„Ich lade meinen Freund gerne in mein Schlafzimmer ein“
Im Zusammenhang mit den getrennten Schlafzimmern wird immer wieder auf die Notwendigkeit verwiesen, einen Raum zu haben, in den wir uns bei Bedarf zurückziehen können. „Bei uns lag es ursprünglich an gesundheitlichen Problemen, besonders an der Schlaflosigkeit. Nach ein paar Monaten erkannten wir, wie gut es uns tut, wenn jeder von uns einen eigenen Bereich hat“, sagt Gabrielle (25).
„Ich mag es, die Möglichkeit zu haben, meinen Freund in mein Schlafzimmer einzuladen oder mich von ihm einladen zu lassen, anstatt es als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. Was auch immer passiert: Ich möchte die Entscheidung für die getrennten Schlafzimmer nicht mehr rückgängig machen.“
Aimée erzählt ebenfalls über ihre Eindrücke zu getrennten Schlafzimmern: „Ich genieße wirklich die intimen Momente, die ich für mich habe. Es ist wichtig für mich, dass ich mich in mein eigenes Schlafzimmer zurückziehen kann. Es hilft mir, mich neu zu fokussieren und kleine Dinge zu tun, die mir wichtig sind. Mir persönlich tut es wirklich gut, wenn ich mir bewusst Zeit nehmen kann, die ich mit meiner Freundin verbringe.“
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„Diese Momente kann ich ganz besonders genießen. Für diese Paare sind die getrennten Schlafzimmer kein Anzeichen für Probleme in der Beziehung. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist eine Möglichkeit, das Zusammenleben zu verbessern und konfliktfreier zu gestalten“, findet Aimée.
Kleiner Hinweis zum Schluss: Natürlich steht es jedem frei, das schön zu finden, was ihm gefällt und niemand sollte sich von irgendwelchen Vorgaben eingeengt fühlen. Letztlich sollten wir Diversity leben, statt irgendeinem Ideal oder einer Uniformität hinterherzulaufen. In diesem Sinne: Fühlt euch frei, so zu sein, wie es euch richtig erscheint.