Die Corona-Krise mit all ihren Begleiterscheinungen, den Einschränkungen, der Angst: All das beeinflusst das Miteinander, vor allem Beziehungen. Welche Auswirkungen die Pandemie hat, zeigt auch ganz aktuell die ElitePartner-Studie mit 2058 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Jedoch anders als erwartet.
Klar, sorgt der Stressfaktor Corona für mehr Anspannung und Zoff in Beziehungen. Gleichwohl zeigen die Ergebnisse jedoch auch, dass die Krise Paare zusammenschweißt. Denn gemeinsam durchstandene Krisen können die Liebe eben nicht nur gefährden, sondern auch stärken.
Auch lesen: Stressessen im Homeoffice: Mit diesen Tipps vermeidest du es
Das müssen Paare jetzt überstehen
Es geht für Paare jetzt nicht nur darum, gut und klar in Krisensituationen miteinander zu reden. Schließlich müssen sie aktuell Belastungen wie Existenzängste, finanzielle Engpässe und die Angst vor einer Ansteckung oder gar Erkrankung wegstecken und meistern.
Es ist auch das Weniger an sozialen Kontakten, der Wegfall von Freizeitangeboten jeglicher Art und der fehlende entspannte Umgang mit anderen Menschen. All das wirft Paare eben auch auf sich selbst zurück. Und dann wird schnell offensichtlich, ob da mehr hinter steckt als nur ein bisschen Sympathie. Paare müssen jetzt kreativ und offen dafür sein, die entstandene Bespaßungs-Lücke in ihrem Alltag zu füllen. Und das bedeutet eben vorerst: zu zweit füllen.
Die neue, von außen herbeigeführte Nähe in Beziehungen, wirke wie ein Brennglas auf die Beziehungsqualität, erklärt ElitePartner-Psychologin Lisa Fischbach. „Stabile Partnerschaften erkennen den Wert des Miteinanders und nutzen die gewonnene gemeinsame Zeit produktiv zur Verbesserung ihrer Beziehung (…). Bei anderen löst die unfreiwillig intensive Nähe Stress aus – oder die Erkenntnis, dass hinter dem Team im Alltag nicht mehr viel anderes ist.„
Welche positiven Aspekte hat die „erzwungene“ Nähe? Was führt dazu, dass jetzt viele Paare genau daran scheitern? Hier die einzelnen Aspekte der Umfrage:
Auch lesen: Tief durchatmen: Die besten Entspannungsübungen bei Stress
Diese positiven Auswirkungen hat die Krise auf Paare
Tiefergehende Kommunikation
Vielen Paaren scheint die neue Nähe und das mehr an Zeit zu zweit gutzutun. Laut Studie führt knapp die Hälfte der befragten Paare derzeit bessere und tiefgründigere Gespräche als vorher. Oder sie entdecken gemeinsam neue Hobbys und Rituale für die Partnerschaft (28 Prozent).
Mehr körperliche Nähe
Auch das Sexleben scheint an Qualität und Quantität zu gewinnen. 18 Prozent der Paare haben laut eigenen Angaben in der Krise mehr Sex. Vor allem die jüngeren Paare unter 30 (37 Prozent) sind jetzt deutlich aktiver.
Und das geht nicht nur kinderlosen Paaren so. Auch Paare mit eigenen Kindern fühlen sich jetzt einander wieder näher. Auch sie berichten von guten Gesprächen und neuen gemeinsamen Unternehmungen.
Video: Wenn Corona auf die Psyche schlägt: 10 Tipps, die jetzt helfen
Auch lesen: Emanzipation & Corona-Krise: Werden wir um 30 Jahre zurückgeworfen?
Früher zusammenziehen
Was sich noch zeigt: Vor allem junge Paare sind während der Pandemie schneller zusammengezogen. Warum groß warten, wenn es sich gut anfühlt? Natürlich ist das mutig, aber deshalb nicht unbedingt falsch. Jedes vierte Paar unter 30 (24 Prozent) und jedes achte Paar in den Dreißigern (12 Prozent) ist in der Pandemie dauerhaft oder übergangsweise zusammenzogen. Natürlich gab es dafür nicht nur romantische Gründe, sondern auch die soziale Isolation, finanzielle Engpässe und Kontaktbeschränkungen als Beweggründe.
Lisa Fischbach sagt, das sei zum einen aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, „weil der Wert des Zusammenseins in der sozialen Isolation schwerer wiegt als die Unabhängigkeit.“
Mehr Mut zum ‚Ja‘
Noch ein weiterer positiver Punkt: Es werden mehr Nägel mit Köpfen gemacht: Auch wenn das Verbot von größeren Veranstaltungen und Privatfeiern derzeit wenig Lust auf Heiraten machen, so sollen die Verlobungen doch eher zugenommen haben. So haben sich sieben Prozent der Liierten in der Pandemie verlobt, und zwar vor allem Paare, die zwischen einem und drei Jahren (12 Prozent), drei und fünf Jahren (15 Prozent) und fünf bis zehn Jahren (11 Prozent) zusammen sind. Scheinbar hilft die Krise, klarer zu sehen, was wichtig ist und was man selbst wirklich möchte.
Lesetipp: Aus für Dates? Darauf müssen sich Singles jetzt einstellen
Diese negativen Auswirkungen hat die Krise auf Paare
Natürlich hat die Krise auch etliche negative Aspekte, die sich alles andere als gut auf eine Beziehung auswirken. Man hockt schließlich arg monoton aufeinander rum und das kann eben nicht jeder gut. Vielen schlägt die Corona-Krise auch auf die Psyche und die Nerven liegen blank.
Auch lesen hierzu: Alles auf Null: Was Corona mit unserer Psyche macht
Erzwungene Nähe fördert Streit
Das zeigt auch die Umfrage: Jedes fünfte Paar (19 Prozent) streitet sich in dieser Zeit mehr, einige sogar so häufig, dass sie kurz davor sind, sich zu trennen. Bei Paaren unter 30 sind es sogar 32 Prozent, die angaben, sich deutlich mehr in die Haare zu bekommen.
Die konstante Nähe tut letztlich nicht jedem Liebesglück gut. Vor allem Paare, die drei bis fünf Jahre zusammen sind, also bei noch nicht komplett gefestigten Beziehungen, zeigt sich das. Hier sind es zwölf Prozent, die sich überlegen, sich zu trennen. Wer bereits länger als 20 Jahre zusammen ist, ist da scheinbar eher davor gefeit. Hier sagten nur 12 Prozent, dass sie sich in der Corona-Zeit häufiger streiten würden, und nur drei Prozent überlegen sich zu trennen.
Bleibt zu hoffen, dass wir alle durchhalten und die Nerven behalten und dass die Liebe auch in diesen Zeiten der Krise das ist, was sie letztlich ist: Das, was wirklich wichtig ist.