Inhaltsverzeichnis
- Was ist Catcalling?
- Warum machen Männer Catcalling?
- Was würde wirklich helfen, gegen Catcalling?
- Tipps: Was tun gegen Catcalling und die innere Wut?
„Na, schöne Frau, so allein unterwegs?“
„Wow, toller A***!“
„Die würde ich aber auch gerne mal b***!“
Kommen euch solche Sätze bekannt vor? Dann kennt ihr auch Catcalling.
Was ist Catcalling?
Catcalling kommt aus dem Englischen (auch Cat-calling) und bedeutet auf Deutsch grob übersetzt „Katzen-Rufen“. Der Begriff wird verwendet, wenn jemand Frauen in der Öffentlichkeit sexistisch hinterherpfeift oder -ruft oder sexuell anzügliche Laute macht.
Catcalling sind bei mir immer genau die Momente, wo ich mir wünsche ein großer, extrem kräftiger Mann zu sein oder ein Boxprofi oder der Besitzer einer verdammt echt aussehenden Knarre. Ja, diese nicht korrekten Gedanken hat man durchaus als Frau, wenn man auf der Straße sexuell belästigt wird, denn nichts anderes ist Catcalling. Eine verbale, sexuelle Belästigung auf offener Straße.
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Warum machen Männer Catcalling?
Dass es Menschen gibt, die über Catcalling sagen „nimm es doch als Kompliment“, ist mehr als ärgerlich. Denn hier geht es nicht um eine nett gemeinte Geste, ein Kompliment oder was auch immer: Es ist eine Beleidigung und es geht hier immer auch um das Gefühl der Überlegenheit von Seiten der Männer. Denn gerade wenn man an einer Gruppe Männer vorbeigeht, die anfängt schmatzende Kussgeräusche und eindeutig sexuelle Handbewegungen zu machen, dann sollte wohl allen klar sein, dass Catcalling nichts, aber auch gar nichts mit Komplimenten zu tun hat.
Und dieses Verhalten ist eine Belästigung, weil sie eine Grenze überschreitet. Catcalling ist anzüglich, sexuell und somit übergriffig. Die Frau wird zum Objekt irgendeines männlichen Balzverhaltens degradiert. Und ja, das macht wütend!
Hier ist immer auch das Spiel mit der Macht dabei. Macht und scheinbar männliche Überlegenheit. Es geht um das Selbstwertgefühl des Catcallers. Die Frau ist reines Objekt in dem Fall. Oft ist es ein Imponiergehabe vor Freunden und Umstehenden und dazu das Gefühl, einer Frau so gut wie immer körperlich überlegen zu sein. Zumal es sich wirklich meist um eine Gruppe von mehreren Männern handelt. Und somit hätte man selbst als Boxweltmeisterin keine gute Karten, sich zu wehren, wenn es handgreiflich werden sollte.
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Und das hinterlässt bei Frauen (und sicher auch schmächtigen Männern, die ebenso belästigt werden) das Gefühl von ohnmächtiger Wut, gerade, weil man sich gedemütigt und wehrlos fühlt.
Leider geht es verdammt vielen Frauen so. So gut wie alle kennen Catcalling. Und mehr. Spätestens die metoo-Debatte hat gezeigt, dass die Mehrheit der Frauen bereits Sexismus und sexuelle Belästigung und zum Teil sogar körperliche Übergriffe erfahren musste. Auch eine aktuelle Umfrage von uns selbst hat gezeigt, dass die Mehrheit der Frauen, nämlich 29 % verbale, knapp 7 % körperliche und 30 % verbale UND körperliche Belästigung mitmachen mussten. Erschreckende Zahlen.
Was würde wirklich helfen, gegen Catcalling?
Das Blöde ist: Man wird jemanden, der sich derart gegenüber Frauen verhält, nicht belehren können. Zumindest nicht in dem Moment an sich. Meist steht ein Catcaller in einer Gruppe mit anderen zusammen und würde sich hier sicher nicht die Blöße geben, und sich entschuldigen. Dafür sind die Beweggründe für sein Verhalten ja zu eindeutig. Leider wird dann gerne den Frauen die Aktions-Karte im Spiel zugeschoben. Wir müssen uns überlegen, wie wir derartige Belästigungen vermeiden.
Selbstverteidigung erlernen, seine Kleidung anpassen und nicht zu sexy aussehen und abends nicht mehr allein unterwegs sein. Aber ganz im Ernst: Das ist keine Lösung, sondern verschiebt das Problem nur. So wird sich nie etwas ändern. Und auch das hat unsere Umfrage (detaillierte Ergebnisse folgen noch) gezeigt: Die meisten Frauen sagen zwar, dass härtere Gesetze und Strafen für Übergriffe dieser Art hilfreich wären, aber halt nicht nur.
Es muss vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Das startet mit der Erziehung von Jungen und Mädchen im kleinsten Alter, endet aber auch bei uns Erwachsenen nicht. Es geht darum, diese Problematiken anzusprechen und gemeinsam, Männer und Frauen, Jungs und Mädchen, für eine Änderung zu sorgen. Das Umdenken in der Gesellschaft ist ein wichtiger Schlüssel, das sagten knapp 70 % der von uns Befragten. „Anstatt Selbstverteidigung für Mädchen, Awareness bei Jungen stärken“, schrieb uns eine Userin.
Das heißt: Rollenbilder überdenken, Klischees über Bord werfen, mehr Respekt gegenüber einander und vor allem dürfen Frauen nicht ständig in unserer Gesellschaft als Objekt dargestellt werden, sei es in sexistischer Werbung, Filmen oder anderen Medien. Denn auch diese eindimensionale, stark auf Optik und Sexyness fokussierte Sichtweise sorgt für „Verhaltensentgeleisungen“ wie Catcalling und Co.
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Tipps: Was tun gegen Catcalling und die innere Wut?
Da sich die Gesellschaft nicht von heute auf morgen ändern wird, brauchen wir dennoch Strategien, was wir im Fall der Fälle tun können. Damit Catcalling, also die verbale Belästigung, in Zukunft nicht mehr die Momente sind, in denen wir uns ein Megafon wünschen würden, mit dem wir den Catcalling-Mann anbrüllen, dass er die Klappe halten soll und dass sein Verhalten Frauen gegenüber völlig fehl am Platz und sexistisch ist, hier ein paar Tipps und Überlegungen, was man trotz körperlicher Unterlegenheit in diesen Momenten tun kann. Gegen die Wut. Gegen die Angst. Gegen die eigene Unsicherheit. Anti-Catcalling-Strategien, wenn man so will.
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Sicherlich gibt es kein Wundermittel gegen Catcalling und verbale Belästigungen dieser Art. Und wir wollen auch keine Frau dazu aufrufen, sich in Gefahr zu begeben. Oftmals haben Catcaller wenig Selbstbewusstsein und eine direkte Konfrontation mit „Was soll das?!“ ist nicht immer anzuraten.
Ein Mittel, das jedoch immer ganz gut hilft in Situationen, in denen Frauen öffentlich belästigt werden: Sich aktiv nach Hilfe umsehen. Steht jemand in der Nähe, der Zeuge geworden ist und sich ebenfalls aufregt? Dann kann das die eigene Wut und das Gefühl des Ausgeliefertseins verringern, indem man andere mit einbezieht. Und sei es nur ein „Es ist einfach nervig, oder?“. So bist du nicht mehr allein und schaffst Öffentlichkeit, wo sich die Täter überlegen und sicher fühlen.
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Ein weiteres Mittel, das Männern den Wind aus den Segeln nimmt: Indem man erst gar nicht reagiert und sie total ignoriert. Das Nichtbeachten dürfte gerade diesen Personen, die ihr Selbstwertgefühl auf deine Kosten pimpen wollen, gegen den Strich laufen.
Wichtig: Fang keine Diskussion an, es sei denn, ihr seid zu mehreren unterwegs und der Catcaller allein. Dann kannst du ja durchaus dein Glück versuchen, und ihm erklären, wie unpassend sein Verhalten ist und wie ärgerlich. Aber letztlich sind Catcaller meist Menschen, mit denen man nicht diskutieren kann und die dann nur noch nachlegen und sich noch bestärkt fühlen. Also am besten das Gespräch vermeiden.
Besser: Distanz schaffen. Wenn Männer dir zu nahe getreten sind mit ihrem Verhalten und ihren Bemerkungen, dann schaff wieder Raum zwischen ihnen und dir. Sieze dein Gegenüber bewusst, um klarzumachen: Wir kennen und nicht und das Verhalten ist anmaßend und übergriffig. „Unterlassen Sie das bitte. Ich fühle mich von ihrem Verhalten belästigt.“
Die eigene Sicherheit sollte aber für die Betroffenen immer oberste Priorität haben.