Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine natürliche Geburt?
- Für wen kommt eine natürliche Geburt in Frage?
- Wo kann eine natürliche Geburt stattfinden?
- Vorteile der natürlichen Geburt
- Risiken der natürlichen Geburt
- Was kann eine natürliche Geburt verhindern?
- Natürliche Geburt – ja oder nein?
Keine Geburt gleicht einer anderen und jede Frau empfindet sie anders. Oft beschäftigen wir uns weit im Voraus damit, wie sie ablaufen sollte. Vor allem die viel besprochenen Schmerzen sind es, die Frauen daran zweifeln lassen, eine Geburt schön finden zu können. Immer wieder hört man Horrorgeschichten von stundenlangen Schmerzen, Rissen oder Komplikationen.
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Ganz wichtig ist es deshalb, sich von all diesen Geschichten frei zu machen und sich wirklich damit zu beschäftigen, was man selbst will. Ein Geburtsplan kann dabei große Dienste leisten. Denn darin kann man allein für sich festhalten, ob und welche Schmerzmittel man möchte, wo und auch wie man sein Kind gebären möchte (Geburtswanne, Geburtshocker etc.) und auch, wie viel Unterstützung man sich vom Klinikpersonal wünscht.
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Frauen, die großen Wert darauf legen, ihr Kind mit so wenig Intervention wie möglich, ohne Schmerzmittel oder andere Hilfsmittel auf die Welt zu bringen, planen eine ganz natürliche Geburt. Was du über die natürliche Geburt wissen solltest, welche Vorteile sie hat und welche Risiken sie birgt, wollen wir besprechen.
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Was ist eine natürliche Geburt?
Per Definition ist eine natürliche Geburt eine vaginale Geburt, die spontan beginnt und ohne ärztliche Maßnahmen oder technische Hilfsmittel auskommt. Umgangssprachlich wird sie auch als ’normale‘ Geburt bezeichnet.
Wo genau die technischen Hilfsmittel enden, bei einer natürlichen Geburt, ist ein bisschen Auslegungssache. Während die einen meinen, eine natürliche Geburt kann nur in einem natürlichen Umfeld – wie dem eigenen zu Hause – und ohne das Eingreifen von medizinischem Personal geschehen, sagen andere, dass sie durchaus auch im Krankenhaus und beispielsweise unter Verwendung des CTG oder der Anwesenheit des Arztes stattfinden kann.
Was definitiv nicht zu einer natürlichen Geburt gehört sind eine PDA oder die Zuhilfenahme der Saugglocke.
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WICHTIG! Keine Geburt ist besser oder schlechter, wenn sie auf die eine oder andere Weise geschieht. Es kann immer Situationen geben, die das Eingreifen von Ärzten oder weitere Maßnahmen, wie beispielsweise einen Kaiserschnitt, erforderlich machen. All dies geschieht im Sinne der Gesundheit von Mutter und Kind und sollte nie kategorisch ausgeschlossen werden.
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Für wen kommt eine natürliche Geburt in Frage?
Prinzipiell kann sich jede gesunde Frau, deren Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft, für eine natürliche Geburt entscheiden.
Dabei ist nichts in Stein gemeißelt. Auch unter der Geburt kann sich die Frau dafür entscheiden, zum Beispiel ein Schmerzmittel zu nehmen. Es kann auch Situationen geben, die die Gesundheit von Mutter und/ oder Kind gefährden. In einer solchen Situation würden Hebammen und Ärzte eingreifen.
Wo kann eine natürliche Geburt stattfinden?
Prinzipiell kann die natürliche Geburt ‚überall‘ stattfinden. Das heißt, sowohl im Krankenhaus als auch in einem Geburtshaus oder zu Hause. Wer sich dafür entscheidet, zu Hause zu entbinden, wird in engem Austausch mit der Hebamme über den Geburtsplan sprechen. Selbiges gilt für das Geburtshaus. Geburtshäuser sind generell weniger klinisch und interventionsärmer.
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Wer in einem Krankenhaus entbinden möchte, sollte sich bereits vor der Geburt in der Klinik anmelden und in einem persönlichen Gespräch darüber sprechen, dass eine natürliche Geburt bevorzugt wird. In der Regel ist dies auch im Krankenhaus kein Problem.
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Vorteile der natürlichen Geburt
Für Frauen liegen die Vorteile einer natürlichen Geburt vor allem in dem Erlebnis selbst. Schwangere, die sich für diese Form der Geburt entscheiden, wollen sie oft ganz bewusst und mit ganz klarem Blick erleben. Ihnen ist es wichtig, ihr Kind ganz selbstbestimmt zu bekommen. Das bedeutet auch, auf das Eingreifen von Ärzten weitestgehend zu verzichten.
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Zudem hat eine natürliche Geburt viele gesundheitliche Vorteile für das Baby.
- Kinder, die vaginal geboren werden, haben beim Start ins Leben seltener mit Atembeschwerden zu kämpfen. Der Stress unter der Geburt begünstigt, dass Flüssigkeit in der Lunge besser resorbiert wird.
- Auch das Asthmarisiko ist für vaginal geborene Kinder 20% geringer als für per Kaiserschnitt geborene Kinder.
- Vaginal geborene Kinder leiden seltener an Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
- Bei der vaginalen Geburt nehmen Neugeborene Bakterien der Mutter auf, die den Darm des Kindes besiedeln und die Entwicklung des Immunsystems fördern.
- Und vaginal geborene Kinder werden häufiger gestillt, zum einen, weil die Mutter nach einer natürlichen Geburt im Vergleich zu einer Kaiserschnittgeburt weniger bis keine Schmerzen beim Stillen hat. Zudem wird die Milchbildung durch die bei der Geburt ausgeschütteten Hormone leichter angeregt.
Risiken der natürlichen Geburt
Auch eine natürliche Geburt birgt Risiken. Im Gegensatz zu beispielsweise einem Kaiserschnitt, kann die natürliche Geburt nicht durchgehend geplant werden. Keiner weiß schließlich vorher, wie schnell es geht oder ob Komplikationen auftreten.
Die größten Risiken einer natürlichen Geburt sind:
- mögliche Geburtsverletzungen wie Dammrisse oder Hämorrhoiden. Diese sind in der Regel nicht von Dauer, benötigen aber eine Zeit bis zur Heilung.
Übrigens: Ein Dammriss heilt oft schneller ab als ein Dammschnitt. - die Schädigung des Beckenbodens durch die hohe Belastung und den hohen Druck unter der Geburt. Am besten schützt man sich mit gezielten Beckenbodenübungen vor und nach der Geburt davor.
Was kann eine natürliche Geburt verhindern?
Eine spontane Geburt kann niemand vorhersagen. Es kann also auf dem Weg zum Kind immer kleinere und größere Komplikationen geben, die das Eingreifen von Ärzten und/ oder Hilfsmitteln erforderlich machen.
Eine ganz natürliche Geburt verhindern können Komplikationen wie:
- ein vorzeitiger Blasensprung. Ist die Fruchtblase nach der 36. SSW bereits gesprungen, es haben aber auch 8 Stunden danach noch keine regelmäßigen Wehen eingesetzt, wird in diesem Fall die Geburt künstlich eingeleitet. Gefährlich ist der vorzeitige Blasensprung auch, wenn das Kind vorher noch nicht richtig ins Becken gerutscht war. Es kann dann passieren, dass es die Nabelschnur selbst abdrückt. Springt die Blase also plötzlich und ergießt sich das Fruchtwasser schwallartig, solltet ihr euch sofort hinlegen. Außerdem solltet ihr liegend ins Krankenhaus fahren oder direkt den Krankenwagen rufen.
- auffällige Herztöne. Schlägt das Herz des Kindes unter den Wehen nicht richtig, greifen Ärzte in der Regel ein.
- die Nabelschnur hat sich um den Hals des Kindes geschlungen
- der Muttermund öffnet sich nicht
- ein Geburtsstillstand
- und weitere
Je nach Schwere der Komplikation kann das Eingreifen der Ärzte von einem Einsatz des Wehentropfes bis hin zum Notkaiserschnitt reichen. Frauen, dir ihr Kind auf natürliche Weise gebären möchten, sollten die Möglichkeit, dass die Ärzte eingreifen müssen, nicht vollständig ausschließen.
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Natürliche Geburt – ja oder nein?
„Es haben schon so viele Frauen vor dir Kinder bekommen, das packst du auch.“ Kommt euch dieser Satz bekannt vor? Den bekommen Schwangere schnell mal zu hören, wenn sie darüber sprechen, dass sie großen Respekt vor der Geburt haben und nicht einschätzen können, ob sie im Stande sind, die Geburt ganz natürlich zu bestreiten.
Und irgendwie stimmt es ja, dass Frauen, zumindest rein körperlich, dazu ‚gemacht‘ sind, Kinder zu bekommen. Und es stimmt auch, dass viele Frauen vor einem selbst und auch ohne Zuhilfenahme von Medikamenten, Ärzten und medizinischen Werkzeugen Kinder bekommen haben. Doch nur weil das (immer) so war, muss es nicht immer so weitergehen. Und Dank der Medizin konnten bereits viele Leben von Müttern und Kindern gerettet werden, die es ohne das Eingreifen unter Umständen nicht geschafft hätten.
Was wir damit sagen wollen: Wie und mit welcher Hilfe Frauen ihre Kinder bekommen, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Niemand außer euch selbst hat ein Recht, darüber zu urteilen. Und niemand sollte dafür verurteilt werden, die eine oder andere Variante zu wählen.
Quellen:
Welt.de
familienplanung.de
hebammenblog.de
Berufsverband der Frauenärzte
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.